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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Nacht - Nachtigal.

der N. richtet sich nach dem Augenblick, wo der Mittelpunkt der Sonnenscheibe unter den Horizont hinabsinkt, wobei die Lichtbrechung in der Atmosphäre zu berücksichtigen ist.

Nacht (Nachtgöttin), s. Nyx.

Nachtaffe (Nyctipithecus Spix.), Gattung aus der Familie der Breitnasen (Platyrrhini) und der Unterfamilie der Schlaffschwänze (Aneturae), Affen mit kleinem, rundlichem Kopf, großen, eulenähnlichen Augen, wenig vorragender, breiter, großer Schnauze, kleinen Ohren und etwas buschigem Schwanz. Der Mirikina (N. trivirgatus Gray) ist 35 cm lang, mit 50 cm langem Schwanz, weich und locker behaart, graubraun mit hell gelbbraunem Rückenstreifen, schwarzer Schwanzspitze und drei schwarzen Streifen auf dem Scheitel. Er bewohnt den Osten des wärmern Südamerika vom Paraguay bis zum Cassiquiare, lebt in Wäldern, hält sich am Tag in einer ausgepolsterten Baumhöhle verborgen und geht nachts auf Raub aus; er klettert und springt vortrefflich und jagt besonders kleine Vögel, frißt aber auch vegetabilische Nahrung. Besonders charakteristisch ist seine große Lichtscheu und das Leuchten der Augen im Dunkeln. In der Gefangenschaft zeigt er wenig Begabung. Männchen und Weibchen besitzen so große Anhänglichkeit aneinander, daß eins das andre niemals lange überlebt.

Nachtage, s. v. w. Respekttage (s. d.).

Nachtblindheit (Mondblindheit, griech. Hemeralopie), eine Herabsetzung der Netzhautempfindlichkeit, so daß die Gegenstände nur bei heller Sonnenbeleuchtung deutlich, beim Abend- oder Mondlicht, wie überhaupt beim Verdunkeln, sehr unvollständig gesehen werden. N. kommt als Teilerscheinung bei Schwachsichtigkeit, aber auch als selbständige Krankheit vor; im letztern Fall befällt sie meist schlecht genährte, skrofulöse oder skorbutische Personen, welche lange Zeit blendendem Licht ausgesetzt sind, wie Truppen in südlichen Klimaten und besonders häufig Schiffsmannschaften. Die Behandlung besteht demnach in Aufbesserung der Ernährung und Schutz der Augen durch blaue Gläser oder Aufenthalt in dunkeln Räumen. Vgl. Förster, Über Hemeralopie (Bresl. 1857); A. Gräfe im "Archiv für Ophthalmologie", Bd. 5; Despont, Traitement de l'héméralopie etc. (Par. 1863).

Nachtblütler, s. Nyktagineen.

Nachtbogen, Teil des Parallelkreises, den ein Gestirn beim täglichen Umlauf um die Erde unterhalb des Horizonts beschreibt, im Gegensatz zu dem oberhalb des Horizonts gelegenen Teil, dem Tagbogen.

Nachtfalter, s. v. w. Eulen (s. d., S. 907).

Nachtfernrohr (Nachtrohr), kleineres Fernrohr mit großem Gesichtsfeld und großer Helligkeit, welches besonders von Seefahrern bei Nacht benutzt wird.

Nachtfrost, das Sinken der Lufttemperatur während der Nacht bis unter die Temperatur des schmelzenden Schnees. Das Eintreten eines Nachtfrostes ist bei klarem Himmel wahrscheinlicher als bei bezogenem und läßt sich mit ziemlicher Gewißheit vorhersagen, wenn der Taupunkt (s. d.) unter 0° liegt. Häufig stellen sich Nachtfröste an tief gelegenen, feuchten Orten ein und sind dann eine Folge der Verdunstungskälte; wenn sie aber auf hoch und frei gelegenen Orten auftreten, so sind sie durch die Wärmestrahlung oder durch kalte Winde hervorgebracht. Zuweilen lassen sich die im Frühjahr oft verderblichen Nachtfröste unschädlich machen, wenn man die zu schützenden Gewächse mit einer Wolke von Rauch bedeckt. Zu diesem Ende werden in vielen Gegenden pro Hektar etwa 20 Feuerstellen durch Anhäufen von stark rauchgebenden Substanzen, wie Gras, Heu, Gasteer etc., vorbereitet. Diese Massen werden entzündet, sobald die Temperatur dem Gefrierpunkt nahekommt. Der Luftzug bedeckt dann die zu schützenden Felder mit Rauch, und dieser verhindert die namentlich in klaren Nächten durch Wärmeausstrahlung bewirkte Erkaltung der Pflanzen. Im allgemeinen hat man bisher das rechtzeitige Anzünden der Feuer Wächtern überlassen, welche durch Thermometerbeobachtungen sich vom Herannahen der Gefahr überzeugen müssen. Sicherer ist es aber, das Thermometer selbst durch eine automatische Einrichtung zum Anzünden der Feuer zu befähigen. Das ist die Grundidee des Thermomètre automoteur von Bouziat, welches in einem langen, quer über das Feld gehenden Eisen- oder Zinkdraht von 2 mm Stärke besteht. Derselbe ist über eine Rolle gewickelt, die bei abnehmender Temperatur gedreht wird und, wenn der Nullpunkt beinahe erreicht ist, einen Mechanismus löst, durch welchen die Entzündung der Feuerstellen bewirkt wird.

Nachtgarne, Decknetze von etwa 10 m Länge und 8 m Breite, mit denen des Nachts in der Weise Lerchen im Spätherbst gefangen werden, daß zwei Männer das straff gezogene Garn an je einer Stange, hinten etwas gesenkt, über solche Stoppelfelder tragen, auf denen viele Lerchen bei Tage bemerkt worden sind. Sobald man unter dem Garn Lerchen aufflattern hört, wird dasselbe darüber gedeckt, worauf man die gefangenen Vögel auslöst.

Nachtgleiche, s. Äquinoktium.

Nachthörnchen, s. Eichhörnchen.

Nachthyazinthe, s. Polianthes.

Nachtigal, Gustav, Afrikareisender, geb. 23. Febr. 1834 zu Eichstedt bei Stendal, studierte Medizin in Berlin, Halle, Würzburg und Greifswald und fungierte als Militärarzt in Köln, bis eine schnell sich entwickelnde Brustkrankheit 1863 ihn zwang, nach Algerien zu gehen. Später siedelte er nach Tunis über und wurde Leibarzt des Chasnadar des Beis, in welcher Eigenschaft er mit der tunesischen Armee einen Feldzug gegen Aufständische mitmachte. Als 1868 Rohlfs in Tripolis die Geschenke des Königs von Preußen für den Sultan Omar von Bornu abzusenden hatte, wurde auf Rohlfs' Veranlassung N. mit dieser Mission betraut. Er brach im Januar 1869 von Tripolis auf, erreichte Fezzan und machte von hier einen denkwürdigen und gefahrvollen Abstecher nach Tibesti, welches Land noch nie vorher von einem Europäer besucht worden war. Mit Mühe dem Tod entronnen, setzte er seine Reise fort und hielt im Juli 1870 seinen Einzug in Kuka, der Hauptstadt von Bornu. Von hier aus unternahm er eine äußerst wichtige Reise nach dem nordöstlich vom Tsadsee gelegenen Borgu sowie nach dem südlich vom Tsad gelegenen Bagirmi; ja, es gelang ihm, im März 1873 seinen Rückweg über Wadai, Dar Fur und Kordofan zu nehmen, und 22. Nov. 1874 langte er glücklich in Kairo an, von wo er 1875 nach Europa zurückkehrte. Diese lange Reise, auf welcher N. als erster Europäer die Länder Tibesti, Borgu und Wadai aus eigner Anschauung kennen lernte, und die uns höchst wichtige Aufschlüsse über Topographie, Ethnographie etc. dieser Gegenden gab, erhob N. zu einem Entdeckungsreisenden ersten Ranges. Die Pariser Geographische Gesellschaft erkannte ihm für seine Verdienste im Frühjahr 1876 die große goldene Medaille zu. Auf der Brüsseler Konferenz zum Zweck einer internationalen Association zur Zivilisierung Zentralafrikas (August