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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nachtigall – Nachtpfauenauge

und wurde 21. April auf Kap Palmas begraben. Im Januar 1888 wurden seine Gebeine nach Kamerun übergeführt, wo ihm bei dem Gouvernementsgebäude ein Denkmal errichtet ist. N. legte seine Erfahrungen und Beobachtungen nieder in: «Sahara und Sudan» (Bd. 1 u. 2, Berl. 1879‒81; im Auszug bearbeitet von A. Fränkel, 2. Aufl., Lpz. 1887; Bd. 3, aus dem Nachlasse hg. von Groddeck, ebd. 1889). Sehr wertvolles Material enthalten seine Briefe, gesammelt von Dorothea Berlin in den «Erinnerungen an Gustav N.» (Berl. 1887).

Nachtigall (Lusciola luscinia, Briss., s. Tafel: Mitteleuropäische Singvögel Ⅲ, Fig. 7, beim Artikel Singvögel), ein unansehnlicher, dunkelrostgrüner, am Schwanze rostfarbiger, unterseits weißgrauer Zugvogel aus der Familie der echten Sänger, mit gestiefelten, langen Läufen, der über die westl. Hälfte von Europa, das gemäßigte Asien und Nordafrika verbreitet, doch nicht an allen Orten gemein ist und am zahlreichsten in Portugal, Spanien und Italien angetroffen wird. Bei uns erscheint er um die Mitte oder gegen Ende April, wählt sich Laubholz zum Aufenthalt und baut in niedern Büschen nahe an der Erde sein Nest, in welches das Weibchen vier bis sechs graugrüne, einfarbige oder schwach gefleckte Eier legt. Seine Nahrung besteht aus Insektenlarven, Puppen und Beeren, von welchen letztern er die Beeren des Traubenflieders (Sambucus racemosa L.) vorzieht; in der Gefangenschaft wird er mit Mehlwürmern und Ameiseneiern ernährt. Sein melodischer Gesang (Schlag) ertönt am schönsten, zumal des Nachts, in der Zeit, wo das Weibchen brütet; nachher wird er leiser und seltener und hört um Johannis ganz auf. In vielen Ländern ist es streng verboten, N. einzufangen, da sie, wegen ihrer Arglosigkeit sehr leicht greifbar, durch anhaltende Verfolgung aus unsern Gegenden völlig vertrieben werden würden. Dennoch werden sie als Stubenvögel häufig gehalten und als Tagschläger, Nachtschläger und Repetiervögel unterschieden. Besonders geschätzt ist der Sprosser, die Aunachtigall oder die große N. (Lusciola Philomela Bechst.), welche in Dänemark, im östl. Deutschland, besonders in Ungarn und Polen einheimisch und größer, hauptsächlich aber durch die Länge der Schwungfedern verschieden ist, von denen die erste auffallend kurz und schmal, die zweite fast so lang als die dritte und länger als die vierte ist, während bei der gemeinen N. die zweite Schwungfeder kürzer als die dritte und vierte ist. Der Sprosser singt noch lauter, jedoch minder angenehm. – Vgl. Lazarus, Der Sprosser oder die Aunachtigall, mit besonderer Berücksichtigung seines Gefangenlebens (Berl. 1876); Köppen, Anleitung zur Züchtung und Ansiedelung von N. (2. Aufl., ebd. 1888).

Über die Waldnachtigall genannte Heidelerche s. Lerche; über die norwegische N. s. Drossel.

Nachtigallensteuer, s. Luxussteuern.

Nachtisch, s. Dessert.

Nachtjäger, s. Wilde Jagd.

Nachtkauz, Kauz, s. Eulen (Vögel).

Nachtkerze, Pflanze, s. Oenothera.

Nachtkerzenschwärmer (Pterogon oenotherae Fab. oder Pterogon Proserpina Pallas; s. Tafel: Schmetterlinge Ⅰ, Fig. 5), ein bis 28 mm spannender einheimischer Abendschmetterling mit am Rande zackig ausgebuchteten, graulichweißen Vorderflügeln mit grünem Ausrande und grüner Mittelbinde; Hinterflügel gelb mit schwarzer Saumbinde, Körper grünlich. Die grüne oder rötlichbraune Raupe hat auf dem elften Leibesring kein Horn, sondern ein erhabenes braunes Plättchen. Sie findet sich im Juli und August auf Weidenröschen und der Nachtkerze. Die Puppe überwintert und der Falter erscheint im Mai oder Juni.

Nachtlicht, ein mit Wachs oder Stearin getränktes Dochtstückchen, das durch ein Scheibchen von Kartenpapier gesteckt ist; auf eine Ölschicht gelegt und entzündet, brennt ein N. mit ruhiger Flamme.

Nachtmahl, s. Abendmahl.

Nachtmahlsbulle, s. In coena domini.

Nachtmahr, s. Mart.

Nachtmärsche, Märsche während der Nacht, die durch taktische Rücksichten bedingt werden und ausnahmsweise in besonders heißer Jahreszeit auch an Stelle der Tagesleistung treten.

Nachtpapagei, Eulenpapagei, Tarapo oder Kakapo (Stringops habroptilus Gray, s. Tafel: Papageien Ⅰ, Fig. 7), ein Papagei Neuseelands mit kurzem, dickem, hochgewölbtem Schnabel und kurzen, abgerundeten Flügeln; das Gefieder ist bräunlichgrün mit dunklern Binden und bildet um die Augen, ähnlich wie bei den Eulen, eine Art von Schleier. Das Skelett zeigt keine Schlüsselbeine und auf dem Brustbein ist ein medianer Kamm nur ganz schwach angedeutet, da die Brustmuskulatur nur sehr gering entwickelt ist und der Vogel kaum fliegt. Der N. verkriecht sich des Tags meist in Höhlungen unter Wurzeln; in der Dämmerung und nachts sucht er seine aus Vegetabilien, jungen Pflanzensprossen, Lebermoosen u. s. w. bestehende Nahrung. Eine zweite, sehr nahe verwandte Art ist Stringops Greyi Gray.

Nachtpfauenauge, Name dreier europ. Arten des Nachtfaltergeschlechts Saturnia, von kräftiger Gestalt, mit stark entwickelten grau gezeichneten Flügeln, deren jeder einen Augenfleck trägt, und im männlichen Geschlecht mit ansehnlichen doppelt gekämmten Fühlhörnern. Die fleischigen, dicken Raupen sind lebhaft grün oder schwarz mit Dornen

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