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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Nanaimo; Nanak; Nana Sahib; Nancy

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Nanaimo - Nancy.

treten durch Stahlwaren (ausgezeichnete Messerfabrikation), Eisengießerei, Gerberei, Brauerei, Bleiweiß-, Stärke-, Leim-, Thon-, Papier- und Kupferwarenfabrikation, Seifensiederei etc. Ferner hat N. Eisen-, Blei- und Steinkohlenminen, lebhaften, durch die Schiffahrt auf der Maas und Sambre und die großen Eisenbahnlinien begünstigten Handel, bedeutende Jahresmessen und Viehmärkte. N. hat ein königliches Athenäum, bischöfliches Seminar, höhere Knabenschule, Industrieschule, eine Bibliothek (mit wertvollem Antiquitätenkabinett), eine Gemäldegalerie, verschiedene gelehrte und industrielle Gesellschaften, eine Besserungsanstalt für Frauen, ein Taubstummen- und Blindeninstitut, Irrenhaus und mehrere Hospitäler. Es ist der Sitz des Gouverneurs, eines Bischofs, eines Handelsgerichts und eines Tribunals. - N. war in ältester Zeit eine Stadt der belgischen Aduatuker und hieß unter den Römern Oppidum Aduaticorum. Im Mittelalter war es Hauptstadt der gleichnamigen Grafschaft (s. oben). Obgleich 1691 von Coehoorn durch das Fort Wilhelm verstärkt, ward N. dennoch 1692 von den Franzosen unter Vauban nach 6 tägiger, das Fort nach 22 tägiger, die Citadelle aber nach 30 tägiger Belagerung eingenommen. Wilhelm III. von Oranien eroberte 1695 die letztere, welche Vauban noch bedeutend verstärkt hatte, nebst der Stadt, die von 16,000 Mann unter Boufflers verteidigt wurde, nach zehnwöchentlicher Belagerung. 1715 ward N. durch den Barrieretraktat den Barriereplätzen beigesellt und von den Holländern besetzt. 1746 nahmen die Franzosen unter dem Grafen von Clermont die Stadt und das Fort ein, gaben aber beide 1748 im Aachener Frieden zurück, worauf Joseph II. die Werke von N. (mit Ausnahme der Citadelle) schleifen ließ, was 1794 auch mit der 1792 von den Franzosen eroberten Citadelle geschah. Doch wurde es seitdem von neuem, noch stärker seit 1816 befestigt; seit 1866 sind zwar die Festungswerke, mit Ausnahme der Citadelle, geschleift worden, doch sollen neue Außenwerke angelegt werden.

Nanaimo, Hafenort an der Ostküste der Insel Vancouver in Britisch-Columbia (Nordamerika), mit von Chinesen bebauten Kohlengruben.

Nanak, Stifter der Sekte der Sikh (s. d.).

Nana Sahib (Naina, auch Nena Sahib), Seele des Aufstandes von 1857 im britischen Ostindien, geb. 1825, der Sohn eines Brahmanen im Dekhan und Adoptivsohn von Baschi-Rao, dem letzten Peischwa der Marathen, wurde nach dem Tode des letztern mit seinen Erbansprüchen, von den Engländern abgewiesen, verlor in diesem Prozeß einen beträchtlichen Teil seines Vermögens, rettete aber genug, um in seiner Residenz Bithur, nahe bei Khanpur, wie ein Fürst zu leben. Nach dem Ausbruch der indischen Rebellion 1857 übernahm er den Oberbefehl über die aufständischen Sipoy-Soldaten von Khanpur und wütete hier mit einer fast beispiellosen Grausamkeit gegen alle Europäer, selbst Frauen und Kinder. Nach Niederwerfung des Aufstandes ward N. nach Nepal zurückgeworfen, wo er wahrscheinlich gestorben ist.

Nancy (spr. nāngssi, deutsch Nanzig), Hauptstadt des franz. Departements Meurthe-et-Moselle und ehemals des Herzogtums Lothringen, an der Meurthe, am Marne-Rheinkanal und an der Französischen Ostbahn gelegen, teilt sich in die kleine Altstadt mit unregelmäßig gebauten, finstern Gassen, aber mit einer Reihe interessanter alter Gebäude, die Neustadt mit breiten, geraden Straßen, schönen öffentlichen Plätzen, Fontänen und monumentalen Gebäuden, und in mehrere Vorstädte. Die Stadt ist von schönen Promenaden umgeben (Cours Leopold, der botanische Garten und die "Pepinières"); unter den öffentlichen Plätzen zeichnet sich besonders der Stanislausplatz mit der 1831 errichteten Statue des Königs Stanislaus (von Jacquot), monumentalen Fontänen und einem 1757 gegen die Place Carrière zu errichteten Triumphbogen aus. Unter den Kirchen sind hervorzuheben: die Kathedrale, die Kirche der Cordeliers (aus dem 15. Jahrh., mit der Herzogskapelle und alten Grabmälern), die Kirche Bon Secours mit den Grabmälern des Königs Stanislaus und seiner Gemahlin, die neue gotische Kirche St.-Epvre (1875 vollendet). Von den übrigen öffentlichen Gebäuden ist das ehemalige Schloß der Herzöge von Lothringen (aus dem 14. Jahrh.), in welchem sich das lothringische Museum befand, 1871 abgebrannt, seitdem aber im alten Stil wieder aufgebaut worden. Zu erwähnen sind noch: das ehemalige Universitäts-, jetzt Bibliotheksgebäude, das Stadthaus, das Theater, das neue Hochschulgebäude, die Citadelle als Rest der ehemaligen Befestigungswerke. Die Stadt besitzt auch mehrere imposante Thore und die Statuen des Generals Drouot, des Agronomen Mathieu Dombasle, des Kupferstechers Callot und des Präsidenten Thiers. Die Zahl der Einwohner beträgt (1886) 69,463 (als Gemeinde 79,038). Von hoher Wichtigkeit ist die Stadt in gewerblicher und kommerzieller Beziehung, in welcher Hinsicht wie an Bevölkerung sie seit der Abtretung des Elsaß durch Verlegung vieler Fabriken von dort nach N. bedeutend gewonnen hat. Die industrielle Produktion erstreckt sich namentlich auf Baumwollspinnerei und -Weberei, Fabrikation von Tuch, Hüten und künstlichen Blumen, Stickerei auf Leinen- und Baumwollgeweben, welch letztere Industrie Weltruf erlangt hat; ferner Tabaksmanufaktur, Bierbrauerei, Eisenwerke etc. N. treibt auch lebhaften Handel, insbesondere mit Stickereien und sonstigen Produkten seiner Industrie, mit Bauholz, Wolle, Hopfen, Wein etc. Für den Lokalverkehr besteht ein Tramway. An Unterrichtsanstalten besitzt die Stadt eine volle, nach dem Verlust von Straßburg außerordentlich gehobene und zum Ersatz für jenes bestimmte Universität mit vier Fakultäten (für Jurisprudenz, Medizin, Wissenschaften und Litteratur), eine Vorbereitungsschule für Medizin und Pharmazie, eine Forstakademie (die einzige in Frankreich), ein großes Seminar, Lyceum, eine Normalschule, Gewerbe-, Zeichen- und Malerschule, ein Taubstummen- und Blindeninstitut. Auch eine Bibliothek von 40,000 Bänden, ein Kunstmuseum (mit Gemälden italienischer, niederländischer, vor allen aber französischer Schulen, Skulpturen u. a.), ein Münzkabinett, historisches Museum für Lothringen, Naturalienkabinett sowie mehrere gelehrte und gemeinnützige Korporationen, eine Syndikalkammer für die Stickereiindustrie und zahlreiche Wohlthätigkeitsinstitute sind vorhanden. N. ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs, eines evangelisch-reformierten und eines israelitischen Konsistoriums, eines Appellhofs, Assisenhofs und Handelsgerichts, einer Handelskammer und einer Filiale der Bank von Frankreich. N. ist der Geburtsort des Generals Drouot, des Agronomen Dombasle, der Künstler Claude Lorrain, Callot, Isabey, Grandville u. a. - Im 12. Jahrh. war N. nur ein Schloß und seit 1153 die Residenz der Herzöge von Lothringen. 1475 wurde es von Karl dem Kühnen von Burgund erobert; Herzog Rene von Lothringen gewann zwar N. 1476 zurück, aber sogleich belagerten es die Burgunder wieder. Die Schweizer und Rene von Lothringen rückten vereint zum Entsatz herbei,