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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Narewbahn – Narni

bar von der Mündung des Bobr an und durch den Augustowokanal (s. d.) mit dem Niemen verbunden. Am N. liegen N., Surash, Lomsha und Ostrolenka.

Narewbahn, russ. Staatsbahn (134 Werst lang, 1. Aug. 1893 eröffnet), zweigt von der Station Lapy der Großen russ. Eisenbahn (seit 1. Jan. 1894 verstaatlicht) ab und geht über Wnory, Ostrolenka und Ostrow wieder zur Ausgangsbahn zurück, wo sie in Malkin endet und in der Strecke der Poljessje-Bahnen (s. d.) Sjedlez-Malkin ihre südl. Fortsetzung an die Warschau-Terespoler Bahn findet.

Nargen. 1) N. oder Nargö, esthnisch Najsaar, Insel im Finnischen Meerbusen, zum Kreis Harrien des russ. Gouvernements Esthland gehörig, vor der Bucht von Reval gelegen, 12,5 qkm groß, mit Leuchtturm. – 2) Insel in der Bucht von Baku des Kaspischen Meers.

Nargīleh, Wasserpfeife, eine besondere Art Tabakpfeifen, in welchen der Rauch des brennenden Tabaks, ehe er in das Pfeifenrohr kommt, durch eine Schicht Wasser geht und dort von dem brenzlichen Öl gereinigt und abgekühlt wird; sie sind von den Persern namentlich im Orient verbreitet worden. Die einfachste Art N. ist die Huka der Ägypter, die aus zwei in eine Kokosnuß geleiteten Rohrstücken besteht, von denen das eine am Ende einen Thonkopf trägt. Kostbar sind die sog. Kallians (Kalljans) der Perser und Inder, mit reich verziertem Gefäß aus Bronze, Messing, emailliertem Kupfer oder Silber. Die Türken ziehen flaschenförmige gläserne Gefäße vor, nach denen die türkische N. bei den Arabern Schischeh (Flasche) genannt wird.

Narisker, auch Naristen, Varisten, Varisker, kleines german. Volk, etwa zwischen der Altmühl und dem Fichtelgebirge, vielleicht eine Völkerschaft der Markomannen.

Narkissos (lat. Narcissus), nach der griech. Sage ein schöner Jüngling, Sohn des Flußgottes Kephissos und der Nymphe Leiriope, der die Liebe der Nymphe Echo (s. d.) verschmähte, die aus Sehnsucht nach ihm verschmachtete, so daß nur die Stimme von ihr übrigblieb. Darauf verhängte Nemesis als Strafe über ihn, daß er sich in sein eigenes Bild, das er in einer bei Thespiä befindlichen Quelle erblickte, verliebte, und von dieser Liebe verzehrt zu Grunde ging oder sich selbst tötete. Man findet ihn auf antiken Gemmen und Wandgemälden als einen schönen Jüngling dargestellt, der stehend oder sitzend träumerisch in eine Quelle blickt. Aus seinem Blute sproß die Narcisse auf, welche bei den Griechen ein Symbol der Vergänglichkeit und des Todes und daher den unterirdischen Gottheiten geweiht war. – Vgl. Wieseler, Narkissos (Gött. 1856).

Narkolepsie (grch.), plötzlich eintretende, unüberwindliche Schlafsucht.

Narkōse (grch.), die Betäubung (s. d. und Anästhesieren).

Narkotĭka, s. Narkotische Mittel.

Narkotīn, Opianin, auch Derosnes Salz, C₂₂H₂₃NO₇, ein Bestandteil des Opiums, wird als wertloses Nebenprodukt bei der Darstellung des Morphins gewonnen. Es hat schwach basische Eigenschaften und ist weniger giftig als Morphin. Durch Wasseraufnahme ist es spaltbar in Mekonin und Cotarnin.

Narkotische Mittel (Narcotica), betäubende Mittel, Arzneimittel, die in verhältnismäßig geringen Mengen schon sehr heftig, gewöhnlich lähmend auf das Gehirn und Rückenmark wirken. Sie werden in ganz geringen Quantitäten als beruhigende Mittel, in größern als Betäubungsmittel bei Operationen u. s. w. verwendet. Da eine verhältnismäßig sehr geringe Quantität eines Narkotikums schon hinreicht, diese Wirkung bis zu der gänzlichen Lähmung des Nervensystems und dem daraus folgenden Tode zu steigern, so rechnet man die N. M. zu den Giften (s. d.), von denen sie eine eigene Klasse bilden. Die Wirkung der N. M. hängt davon ab, daß sie, ins Blut aufgenommen, den betreffenden Nervenganglien zugeführt werden. Auch richtet sich die Wirkung in ihrer Stärke nach der Art, wie man einen narkotischen Stoff in den Körper bringt. Dieselbe Quantität, welche durch Einspritzung in eine Vene oder unter die Haut schnell tödlich wirkt, bleibt ohne alle bemerkbaren allgemeinen Folgen, wenn man sie als Einreibung auf die äußere unverletzte Haut anwendet. Außerdem hängt die Wirkung ab von der Empfänglichkeit des betreffenden Individuums und von der Menge des Giftes, welche dasselbe ins Blut aufnimmt. Die meisten N. M. gehören dem Pflanzenreiche an; doch wird die in den bittern Mandeln und im Kirschlorbeer sich (durch Zersetzung des Amygdalins) erzeugende Blausäure auch durch Zersetzung tierischer Stoffe gewonnen. Eine kleine, aber sehr wichtige Gruppe der Narkotika sind chem. Produkte, wie Schwefeläther, Leuchtgas, Chloroform und Methylinbichlorid, Chloralhydrat u. a.

Die auf chem. Wege aus den betreffenden Pflanzen isolierten narkotischen Principien verbinden sich meist mit Säuren und bilden Salze, Alkaloide (s. d.). Ihrer Benutzung nach gehören die N. M. zu den stärksten, aber auch heilsamsten Arzneimitteln. Man gebraucht sie besonders zur Beruhigung des Nervensystems (z. B. um Schlaf hervorzubringen), als schmerzstillende Mittel, gegen übermäßigen Husten und gegen Krampfzustände jedweder Art. Am meisten werden angewendet die Belladonna (s. Atropa), der Stechapfels (s. Datura), das Bilsenkraut (s. Hyoscyamus), das Opium (s. d.) und sein Alkaloid Morphin (s. d.), sowie die im Kirschlorbeer und einigen andern Pflanzen enthaltene Blausäure (s. d.). Eine andere wichtige Gruppe der betäubenden Mittel findet ihre Anwendung besonders bei chirurg. Operationen, um dem Kranken die Schmerzen der Operation zu ersparen; ihnen verdankt die moderne Chirurgie zum großen Teil ihre bewundernswerten Fortschritte (s. Anästhesieren). Der Organismus gewöhnt sich sehr leicht und schnell an alle N. M., so daß sehr bald mit den einzelnen Gaben gestiegen werden muß, um andauernd dieselbe Wirkung zu erzielen. Manche N. M. bringen einen Zustand der Verzückung oder wollüstigen Sinnenrausches hervor. Dahin gehören das Opium, welches von den Türken und vielen asiat. Völkern gegessen oder mit Tabak geraucht wird, das in Ostindien sehr beliebte Bhang oder Haschisch (s. d.), der Taumel- oder Rauschpfeffer bei den Bewohnern der Südseeinseln (s. Piper) und die Koka (s. d.) der Peruaner. Der gewohnheitsmäßige Mißbrauch der N. M. führt sehr rasch zu hochgradigen Verdauungs- und Ernährungsstörungen, zu allgemeiner Abspannung und gänzlicher Zerrüttung des Nervensystems, welche sich in Schlaflosigkeit, Kopfschmerzen, Abnahme des Gedächtnisses, des Verstandes und Willens äußert und meist zu frühzeitigem Tode führt. Am nachteiligsten wirkt in dieser Beziehung die Morphiumsucht. (S. Morphin.)

Narni, Stadt im Kreis Terni der ital. Provinz Perugia, das alte Narnia oder Nequinum, an