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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Navassa; Navez; Navier; Naville; Nawodo; Nawratil; Neal; Neander; Neapel

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Navassa - Neapel

Ministerium des Innern ein und versah von 1858 bis 1868 den Posten eines obersten Chefs der Staatsdruckerei. Schriftstellerisch trat er zuerst als Novellist auf und erregte namentlich mit seinen »Creencias y desengaños« Aufsehen. Das Hauptgewicht seiner dichterischen Thätigkeit beruht jedoch auf dem dramatischen Gebiet, das er zuerst mit »Emilia« und »Don Rodrigo Calderon« betrat, die sofort ins Französische übersetzt und in Paris aufgeführt wurden. Von seinen weitern Stücken seien genannt: »Caprichos de la fortuna«, »Un matrimonio à la moda«, »Odio y amor«, »La escuela de los amigos«, »Una muker misteriosa«, »Una conjuracion femenina«, »Mujer gazmoña y marido infiel«, »Un marido como hay muchos«, »El perito de Sandoral«, »L soirée de Capuchin«, »Los dominos blancos« 2c., welche noch sämtlich auf dem Repertoire der Bühnen der Hauptstadt stehen. Eine Besonderheit sind die »Revistas de salones«, welche N. mit seinen berühmten »Cartas Madrileñas« einführte.

Navassa *, kleine Insel in Westindien, zwischen Jamaica und Cuba, besteht aus Korallenfels, ist spärlich mit Palmen und Gummibäumen bewachsen, aber reich an Guano, der seit seiner Entdeckung im J. 1856 von der amerikanischen N. Phosphate Company ausgebeutet wird. Hier 14. Sept. 1889 Aufstand der schwarzen Arbeiter, welche mehrere Beamten der Gesellschaft ermordeten und die übrigen bedrohten, bis sie durch die Ankunft des englischen Kriegsschiffs Forward 20. Sept. erlöst wurden.

Navez * (spr -wä), François, belg. Maler, geb. 16. Nov. 1787 zu Charleroi, bildete sich auf der Akademie zu Brüssel und seit 1813 zu Paris bei David, mit welchem er nach dessen Verbannung in die Heimat zurückkehrte. In den Jahren 1817-22 hielt er sich in Italien auf und wurde später Direktor der Akademie zu Brüssel, welches Amt er bis 1859 verwaltete. Er starb 12. Okt. 1869 in Brüssel. Er hat teils religiöse Bilder im akademischen Stil (Hagar und Ismael, Begegnung Isaaks mit Rebekka, beide im Museum zu Brüssel), teils Genrebilder aus dem italienischen Volksleben (Spinnerinnen von Fondi, in der Münchener Pinakothek; das kranke Kind, in der Berliner Nationalgalerie) gemalt.

Navier * (spr. nawjeh), Ludwig, Ingenieur und Mechaniker, geb. 15. Febr. 1785 zu Dijon, trat 1802 in die polytechnische Schule zu Paris, 1804 in die Brücken- und Straßenbauschule daselbst und 1808 in das Korps der Brücken- und Straßenbauingenieure ein. 1813 gab er den litterarischen Nachlaß seines 1807 verstorbenen Oheims Gauthey unter dem Titel: »Traité de la construction des ponts« (2 Bde.) heraus, dem er 1816 einen 3. Band hinzufügte (neue Bearbeitung 1832, 3 Bde.). Auch besorgte er neue Ausgaben von Bélidors »Science de l'ingénieur« (1813) und »Architecture hydraulique« (erster Teil, 1819, 4 Bde.). Während dieser schriftstellerischen Beschäftigung war er mit dem Bau der Brücken über die Seine bei Choisy, Asnieres, Argenteuil und nach der Cite in Paris beschäftigt. Infolge seiner Abhandlung über Kettenbrücken, der Frucht einer Studienreise in England und Schottland, wurde er 1824 zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften ernannt. Leider wurde die ihm zur Ausführung übertragene Invalidenbrücke mit 161,6 m Spannweite bei dem Nachgeben eines Ankerpfeilers nicht schleunig genug repariert, so daß sie wieder abgetragen werden mußte. Bald darauf wurde N. zum Divisionsinspektor beim Generalkonseil des Brücken- und Straßenbaues ernannt. Seit 1819 Professor der Mechanik

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an der École des ponts et chaussées, seit 1831 an der polytechnischen Schule zu Paris thätig, starb er 1836. Durch sein »Résumé des leçons« legte N. den Grund zu der neuern Ingenieurmechanik. Er schrieb noch: »Mémoire sur les roues à élever l'eau, sur la flexion des lames élastiques, sur les lois de l'équilibre et du mouvement des corps élastiques« und »Sur le mouvement des fluides en ayant égard à l'adhésion du molécules«.

Naville * (spr. -wil), Jules Ernest, schweiz. Publizist, geb. 13. Dez. 1816 zu Chancy im Kanton Genf, studierte zu Genf Philosophie und Theologie, wurde 1844 Professor der Philosophie an der Akademie zu Genf, verlor aber infolge der Revolution 1846 diese Stelle, 1865 wurde er zum korrespondierenden Mitglied des Instituts von Frankreich gewählt und gründete in Genf die Association réformiste zur Verbreitung des Prinzips der Minoritätenvertretung, deren Arbeiten er herausgab. Von seinen Schriften (zum Teil seine Vorträge) führen wir an: »Maine de Biran, sa vie et ses pensées« (3. Aufl., Genf 1874); »La vie éternelle« (das. 1861; deutsch, Leipz. 1863); »Madame Swetchine« (1864); »Le père céleste« (3. Aufl. 1880; deutsch, Leipz. 1865); »Le problème du mal« (1868; deutsch, Jena 1871); »La question électorale en Europe et en Amérique« (2. Aufl. 1871; deutsch, Zür. 1868); »Le devoir« (1868; deutsch, Augsb. 1870); »Le Christ« (2. Aufl. 1880; deutsch, Leipz. 1880); »La logique de l'hypothése« (1880); »La physique moderne« (1883). Mit Debrit gab er unedierte Schriften von Maine de Biran (1859, 3 Bde.) heraus.

Nawodo, s. Pleasantinsel (Bd. 17).

Nawratil *, Karl, Komponist, geb. 7. Okt. 1836 zu Wien, wo er Rechtswissenschaft studierte, wurde Advokat, gab aber die juristische Laufbahn bald auf und nahm eine Anstellung an der Kaiser Franz Josephs-Bahn an, welche er noch innehat. In der Musik anfänglich Autodidakt, machte er, als er fast das 30. Jahr erreicht hatte, auf Veranlassung von Brahms bei Rottebohm ernstliche Kontrapunktstudien und veröffentlichte dann außer kleinern Klavierstücken, Liedern und mehreren Variationenwerken: zwei Trios, eine Konzertouvertüre und den 30. Psalm für Sopransolo, Chor und Orchester. Andre Kammermusikwerke und eine große Messe sind noch ungedruckt.

Neal * (spr. nihl), David, amerikan. Maler, geb. 1837 zu Lowell (Massachusetts), ging 1861 nach München, ward 1862 Schüler der dortigen Akademie und später des Glasmalers Ainmiller und malte verschiedene Architekturbilder, z. B. die Kapelle Eduards des Bekenners in der Westminsterabtei, den Canale grande und die Markuskirche in Venedig. 1869 trat er in das Atelier Karl Pilotys, wandte sich auf dessen Rat der Figurenmalerei zu und debütierte hierin mit dem Bilde: die Rückkehr von der Jagd. Es folgten: James Watt (1874), die erste Zusammenkunft der Maria Stuart mit Rizzio (1876) und Cromwells Besuch bei Milton (1882). Er hat auch Bildnisse gemalt.

Neander, 4) August, Kirchenhistoriker, wurde 17. (nicht 16.) Jan. 1789 geboren. Sein Leben schrieb noch A. Wiegand (Erfurt 1889).

Neapel. Die Arbeiten zur Assanierung von N. sind im Juni 1889 in Gegenwart des Königs von Italien eröffnet worden. Es kommen hierbei die niedern Stadtteile von N., welche während der Cholera-Epidemie des Jahrs 1884 den größten Teil der Opfer lieferten, mit einem Flächenraum von 980,686 qm in Betracht. Während die Straßen und