Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Negotĭum; Negoziábel; Negretti; Negri; Négrier; Negrīto; Negro; Negrophīl; Negropónte; Negros; Negruzzi

40

Negotium - Negruzzi.

Negotĭum (lat., Negoz), Geschäft, Handel, Verkehr; negoziieren, unterhandeln, ein (insbesondere größeres) Geschäft abschließen; überhaupt den Unterhändler (Negoziant) machen, Geschäfte, insbesondere Geldgeschäfte, vermitteln.

Negoziábel (neulat.), begebbar, für den kaufmännischen Verkehr geeignet. Negoziabilität, Begebbarkeit, Verkehrs-, Zirkulationsfähigkeit, insbesondere bei kaufmännischen Papieren die Übertragbarkeit durch Indossament, wie bei dem Wechsel und sonstigen Orderpapieren sowie bei den Inhaberpapieren.

Negretti, s. Schaf.

Negri, Cristoforo, ital. Politiker und Schriftsteller, geb. 13. Juni 1809 zu Mailand, studierte in Pavia, Graz, Wien und Prag und wurde 1843 zum Professor der politischen Wissenschaften an der Universität Padua ernannt. 1848 stellte er sich, als einer der ersten unter den Professoren, auf die italienische Seite, wurde Rektor der Universität und bewaffnete die Studenten, mußte aber nach dem Fall von Vicenza die Stadt räumen. Er wandte sich nach Turin, wo er bald darauf Rektor der Universität wurde und unter Gioberti in das Ministerium trat. Nach der Schlacht bei Novara wurde er Direktor des Konsulatswesens im Auswärtigen Amt und behielt diese Stellung, in welcher er auf Missionen fast alle Länder Europas kennen lernte, auch unter Azeglio, Rattazzi und Cavour. Nach Übersiedelung der Regierung nach Florenz gründete er daselbst die Italienische Geographische Gesellschaft, deren Präsidium er fünf Jahre lang bekleidete. Seine letzte amtliche Thätigkeit war die Verwaltung des Generalkonsulats in Hamburg 1873-74. Seitdem lebt er zurückgezogen in Turin. Außer zahlreichen Aufsätzen und Broschüren hat N. veröffentlicht: "Memorie storico-politiche dei Greci e dei Romani" (Turin 1842); "Grandezza italiana" (das. 1864); "La storia politica dell' antichità paragonata alla moderna" (Vened. 1867, 3 Bde.; deutsch von v. Reinhardstöttner, Hamb. 1882); "I passati viaggi antartici e l'ideata spedizione italiana" (Genua 1880); "Le memorie di Giorgio Pallavicino" (Turin 1882).

Négrier (spr. negri-eh) François Oscar de, franz. General, geb. 2. Okt. 1839 zu Belfort, trat 1859 aus der Schule von St.-Cyr als Leutnant in ein Jägerbataillon über, diente in Rom und Afrika, wurde als Hauptmann 1870 bei St.-Privat verwundet, entwich nach der Kapitulation aus dem Lazarett und kämpfte als Bataillonschef in der Nordarmee. Nach dem Krieg stand er in Algier, ward 1879 Kommandeur eines Linienregiments und 1881 der Fremdenlegion. Seit 1883 Brigadegeneral, wurde er 1884 nach Tongking geschickt, eroberte Bac-Ninh und Langson, ward aber im März 1885 von den Chinesen mit Übermacht angegriffen und dabei verwundet, worauf die Franzosen Langson in fluchtähnlichem Rückzug räumten. N. wurde trotzdem zum Divisionsgeneral befördert und erhielt den Oberbefehl über eine Division in Tongking.

Negrīto, einer der beiden Zweige, in welche sich die negerähnlichen Völker im Stillen und Indischen Ozean trennen. Man bezeichnet den andern Zweig als Papua (s. d.). Dies ist die Klassifizierung Sempers, A. B. Meyers, Micklucho-Maclays, Ratzels, wogegen Wallace, Quatrefages und Virchow die N. für eine von der Papuarasse ganz verschiedene Menschenvarietät halten, da die N. gegenüber den dolichokephalen Papua ausgemacht brachykephal und zugleich höchst prognath, auch viel kleiner (1½ m) sind und nicht, wie die Papua, eine vorspringende und herabhängende, sondern eine kleine und platte Nase haben. Dennoch vereinigt Semper beide in anbetracht der gleichen Hautfarbe und Behaarung zu einem Rassentypus und erklärt den N. für einen auf niedrigerer Stufe stehenden Repräsentanten der Papuarasse. Die N. sind uns noch sehr wenig bekannt, doch zerfallen sie wahrscheinlich in zwei Gruppen, eine kontinentale und eine insulare. Die erste bewohnt das Zentralland der Halbinsel Malakka, die zweite breitet sich von den Andamanen bis nach Mikronesien und Melanesien aus. Von den Volksstämmen, welche bestimmt als N. bezeichnet werden können, sind zu nennen: die Aëta oder Agta (d. h. schwarz) auf den Philippinen, wo dieselben früher auf allen Inseln des Archipels zu finden waren, gegenwärtig aber nur in den gebirgigen, der malaiisch-europäischen Kultur unzugänglichen Teilen einzelner Inseln anzutreffen sind. So auf Panai, Cebu, Mindanao, Negros, in der Gebirgsgegend um den Vulkan herum und in den nördlichen Teilen von Luzon. Ob die im Innern von Borneo, Celebes und Dschilolo lebenden Stämme reine N. oder Mischlinge mit Malaien sind, ist nicht festgestellt. Dagegen sind die Semang im Gebiet Kedah der Halbinsel Malakka unzweifelhaft reine N. Auch die Kalang auf Java scheinen zu den N. zu gehören, und entschieden rassenverwandt sind die Mincopie der Andamanen; zweifelhaft aber ist die Stellung der Bewohner der Nikobaren sowie der in den Gebirgen Kotschinchinas und des südlichen Siam hausenden wollhaarigen schwarzen Stämme. Was die Sprache der N. betrifft, so hat A. B. Meyer Vokabulare der Aëta auf den Philippinen mitgeteilt, aus denen hervorgeht, daß der größte Teil des Wortschatzes tagalisch ist, nur einige Wurzelwörter scheinen einen nicht malaiischen Ursprung zu verraten.

Negro (ital.), schwarz (häufig in geographischen Bezeichnungen, wie Montenegro etc.). Im Englischen ist N. (spr. nīgro, Nigger) s. v. w. Neger.

Negrophīl (griech.), Negerfreund.

Negropónte, Insel, s. Euböa.

Negros (Buglas), eine der Bisayainseln nördlich von Mindanao, 12,098 qkm (220 QM.) groß mit (1879) 197,906 Einw., ist gut bewässert und reich an Reis, Kakao etc. Vgl. Philippinen.

Negruzzi, 1) Konstantin, rumän. Dichter und Schriftsteller, geb. 1808 zu Jassy, wo er 1868 starb. Er machte sich durch das historische Gedicht "Aprode Purice", durch anmutige Novellen und Theaterstücke und die geschichtliche Skizze "Alecsandro Lepusneanu" ^[richtig: Lapusneanu] sowie als Übersetzer von Dichtungen Victor Hugos, A. Puschkins, Kantemirs u. a. einen sehr geachteten Namen. Ein Teil seiner Gedichte erschien unter dem Titel: "Pacatele tineretelor" ("Jugendsünden"); seine gesammelten Werke gab sein Sohn heraus (1872, 3 Bde.).

2) Jakob, rumän. Dichter, Sohn des vorigen, geb. 11. Jan. 1843 zu Jassy, studierte Rechtswissenschaft in Berlin und wurde nach seiner Rückkehr zum Professor an der Universität seiner Vaterstadt ernannt und 1885 als Professor nach Bukarest berufen. Seit 1880 ist er Mitglied der rumänischen Akademie. 1867 gründete er die Revue "Convorbiri Litterare", die er seitdem redigierte, und in der er alle seine Arbeiten veröffentlichte. Besonders erschienen daraus: "Poesie", lyrische Gedichte, Balladen und Sentenzen enthaltend; "Miron si Florica", Idyll in fünf Gesängen (auch ins Deutsche übersetzt); "Copii depe natura" ("Kopien nach der Natur", Novellen und Skizzen) und der Roman "Mihaiu Vereanu".