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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Neubreisach; Neubritannia-Archipel

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Neubreisach - Neubritannia-Archipel.

unter man den Teil der Nouvelle France verstand, welcher das jetzige Neuschottland, N. und einen Teil von Unterkanada umfaßte. Mit der Abtretung Kanadas 1763 kam das Gebiet an England und wurde zur Kolonie von Neuschottland gezogen, von derselben aber 1783 als eine besondere Kolonie unter dem Namen N. abgetrennt. Bei der Abtretung bestand die Bevölkerung, mit Ausnahme einiger tausend Indianer und einiger Familien aus Neuengland, nur aus sogen. Akadiern, Abkömmlingen französischer Kolonisten; aber bereits 1764 kamen Kolonisten aus Schottland an. Die Kolonie verdankt ihren raschen Aufschwung namentlich den hohen Differentialzöllen, welche das nicht aus britischen Kolonien eingeführte Holz in England zu zahlen hatte. Seit 1867 bildet N. eine Provinz der Dominion of Canada.

Neubreisach, Kantonstadt und Festung im deutschen Bezirk Oberelsaß, Kreis Kolmar, am Rhein-Rhône- und Neubreisacher Kanal und an der Eisenbahn Kolmar-N., in Form eines Achtecks gebaut, hat eine kath. Pfarr- und eine neue evang. Garnisonkirche, ein Amtsgericht und (1885) mit der Garnison (1 Infanteriebat. Nr. 113, 1 Abteilung Feldartillerie Nr. 30 und 1 Kompanie Fußartillerie Nr. 14) 2153 Einw. - N. ward, nachdem Altbreisach (s. d.) in Baden 1697 von Frankreich an das Deutsche Reich zurückgegeben worden war, 1699 von Ludwig XIV. neu angelegt und von Vauban befestigt; zum Transport von Baumaterial wurde zu gleicher Zeit der Neubreisacher Kanal erbaut. Zu den Festungswerken gehört das Fort Mortier an einem Rheinarm, Altbreisach gegenüber. Während des letzten deutsch-französischen Kriegs ward N. vom 2. bis 10. Nov. 1870 von den Deutschen beschossen, worauf die Festung kapitulierte. Vgl. Wolff, Geschichte des Bombardements von Schlettstadt und N. (Berl. 1874).

Neubritannia-Archipel (Bismarck-Archipel, s. Karte "Neuguinea"), deutsche Inselgruppe im westlichen Stillen Ozean, nordöstlich von Neuguinea, von welchem dieselbe durch die Dampierstraße getrennt ist, zwischen dem Äquator und dem 8.° südl. Br. und 141-154° östl. L. v. Gr., umfaßt ein Areal von 47,100 qkm (855,4 QM.). Die meisten Inseln sind uns nur durch die Beobachtungen von Seefahrern etwas bekannt geworden, in ihrem Innern aber noch völlig unerforscht. Fast alle sind bei großer Länge nur schmal, dabei hoch und bergig, zum Teil vulkanischen Ursprungs, wie denn ein vulkanischer Ausbruch auf Neubritannien noch 1878 stattfand. Sie zeigen eine große Verwandtschaft mit Neuguinea, die sich in dem zu bedeutender Höhe emporgehobenen kompakten Madreporenkalkstein sowie in der Flora und Fauna ausspricht. Das Klima ist heiß und feucht; vom Mai bis September weht der Südost-, in den übrigen Monaten der Nordwestmonsun; während der Dauer des erstern ist die Regenzeit. Die Bewohner, deren Zahl man auf 188,000 schätzt, gehören zu den Melanesiern; ihre Hautfarbe schwankt vom hellen Kupferbraun bis zum glänzenden Schwarz (s. Tafel "Ozeanische Völker", Fig. 5, 12 und 13). Die Körpergröße der Männer ist die Durchschnittsgröße der Europäer; in Bezug auf Schädelgestalt müssen die Neubritannier zu den hohen Schmalschädeln gerechnet werden. Die Kleidung ist dürftig genug, dafür ist der aus Zähnen, Perlmutterstücken, Muscheln, Perlen etc. bestehende Schmuck desto reichlicher. Die Frauen bringen auf Brust, Schultern und Rücken starke Narben hervor. Die Wohnungen sind aus Bambus gebaute und mit Pandanus gedeckte länglichrunde Blätterhütten mit hohen Giebeldächern. Landbau wird überall mit Sorgfalt betrieben. Man gewinnt Kokosnüsse, Taro, Yams, Bananen, Zuckerrohr, Mango, Brotfrucht, Betelnüsse u. a. Haustiere sind Hund, Schwein und Huhn. Fische fängt man mit gut gearbeiteten Netzen, mit Angelhaken, Reusen und betäubenden Pflanzensäften. Die Boote der Neubritannier sind zierlich und geschickt gebaut, haben Ausleger, auf den westlichern Inseln auch viereckige Mattensegel. Auch fertigen sie irdene Töpfe, Büchsen und Löffel für den Betel, Masken zu Tänzen (auch aus Schädeln), Körbe, Matten, Kämme von Holz u. a. In ihrem Charakter treten als Hauptzüge Argwohn und Hinterlist hervor; dabei fehlt es ihnen aber nicht an Mut und Kriegslust. Die Frauen (es herrscht eine gemäßigte Vielweiberei) sind besser als auf andern Inselgruppen. Sie werden vom Mann gekauft, der damit das Recht über Leben und Tod über sie erwirbt. Die Neubritannier sind sämtlich ausgesprochene Kannibalen; die Kriegsgefangenen und gefallenen Feinde werden verspeist. Ihre Hauptwaffen sind die Schleuder, welche mit großem Geschick gehandhabt wird, Steinbeile, Holzspeere. Sie glauben an gute und böse Geister und verehren Götzenbilder; religiöser Art sind auch die Geheimbünde des Duck-Duck auf der Insel Neubritannien. Als musikalische Instrumente hat man Flöten, Muscheltrompeten und mit Eidechsenhaut überzogene hölzerne Trommeln.

Die Insel Neubritannien, früher auch Birara, jetzt Neupommern genannt, 24,900 qkm (452 QM.) groß, ist im Innern noch völlig unbekannt, ja selbst der Verlauf der Küsten ist nicht allenthalben mit Sicherheit festgestellt. Gewaltige, mit Urwald bedeckte Berge erfüllen die Insel, und vom Meer erblickt man häufig ausgedehnte Flächen offenen Graslandes. Auf der Nordseite liegt eine Reihe teils thätiger, teils erloschener Vulkane. Die bekanntesten derselben sind der Vater (1200 m), der Nördliche Sohn (495 m) und der Südliche Sohn (900 m), die zum Rumpf der Insel gehören, und die Mutter (741 m) mit der Nördlichen und der Südlichen Tochter, welche auf der Gazellehalbinsel liegen, die nur durch einen schmalen Isthmus zwischen der Spaciousbai und der Openbai mit dem übrigen Land in Verbindung steht. In der Mitte der Halbinsel erhebt sich der Varzin (früher Beautemps-Beaupré genannt) zu 547 m Höhe; an der Nordwestseite desselben liegt ein Süßwassersee. Ein guter Hafen ist im äußersten Nordosten an der Gazellehalbinsel die Blanchebai. Im W. wird Neupommern durch die Dampierstraße von der Rookinsel, im NO. durch den St. Georgskanal von Neuirland getrennt. Mitten im Kanal liegt die Duke of York-Gruppe (s. d.), jetzt Neulauenburg genannt, auf welcher sich die Hauptstationen des Hauses Hernsheim, das hier 3000 Hektar Landes besitzt, und der Deutschen Handels- und Plantagengesellschaft der Südsee befinden und auch die Amerikaner eine protestantische Mission errichtet haben. Im Innern der Duke of York-Insel (Amakata) lebt noch ein 800 Seelen starker wilder Volksstamm in Höhlen unter Bäumen oder in hohlen Bäumen, sich von Wurzeln und wilden Früchten nährend. Neuirland, früher auch Tombara, jetzt Neumecklenburg genannt, 12,950 qkm (235 QM.) groß, ist namentlich im S. hoch und bergig (bis 2000 m) und im Innern mit dichtem Urwald bedeckt. Häfen sind Praslin und Carteret, beide am Südende der Insel. An der Nordküste Neuirlands sowie auf dem im O. der Steffenstraße belegenen Insellabyrinth hat das Haus Hernsheim Stationen angelegt, um den dor-^[folgende Seite]