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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Neufundlandbank - Neugriechische Litteratur.

den. Die Einnahme der Insel betrug 1886: 215,755 Pfd. Sterl., die Ausgabe 347,221 Pfd. Sterl., die Kolonialschuld 472,496 Pfd. Sterl. Hauptstadt ist St. Johns. Unter Verwaltung des Gouverneurs steht die Küste von Labrador. - N. wurde zuerst von einigen Norwegen entdeckt und Helluland (Steinland) genannt. Während des 10. und 11. Jahrh. besuchten die Normannen einen großen Teil der Ostküste von Amerika und kannten wahrscheinlich auch N. 1497 fand es Giovanni Cabot, damals im englischen Dienst, und nahm es für England in Besitz. Den Gesamtnamen N. gab Cabot allen von ihm dort entdeckten Gebieten. 1500 waren Portugiesen, Franzosen, Viscayer und andre Nationen schon mit Fischfang an den Bänken und Küsten der Insel beschäftigt, und 1583 versuchte zuerst Sir Humphrey Gilbert, ein Halbbruder von Sir Walter Raleigh, eine Niederlassung hier zu gründen. Dieser und einige weitere Versuche mißlangen, bis 1623 Sir George Calvert am südöstlichen Teil der Insel eine Kolonie gründete, die er Avalon nannte. Auch die Franzosen hatten mittlerweile sich an der Placentiabai niedergelassen, und beständige Streitigkeiten entstanden zwischen ihnen und den britischen Ansiedlern; 1708 zerstörten die Franzosen die englische Niederlassung St. Johns fast vollständig. Durch den Utrechter Frieden 1713 kam endlich die ganze Insel in Besitz der Briten. Doch behielt sich Frankreich das Recht der Fischerei an den Küsten von N. vor. Vgl. A. Murray, Geological survey of Newfoundland (Lond. 1881); Tocque, Newfoundland as it was and is (das. 1878); Howley, Geography of Newfoundland (das. 1881); Pedley, The history of Newfoundland (das. 1863); Hatton u. Harvey, Newfoundland the oldest British colony (das. 1883); v. Hesse-Wartegg, Kanada und N. (Freiburg 1887).

Neufundlandbank, die steil aus dem Meer ansteigende Terrasse, die sich von der Insel Neufundland aus 500 km weit in südöstlicher Richtung erstreckt, und deren sandiger oder schlickeriger Boden mit Muscheln bedeckt und der Tummelplatz der unzähligen Fischchen ist, welche die Nahrung des Kabeljau (Dorsches) bilden. Das Meer über ihr ist 55-80 m tief. Häufig ist sie in Nebel eingehüllt, die durch den Zusammenstoß des warmen Golfstroms mit dem Eisberge führenden Polarstrom entstehen. Die Eisberge schmelzen über ihr und lassen den mitgebrachten Gruß auf den Meeresboden sinken, so daß die Bank stetig zunimmt. Berühmt sind schon seit dem Anfang des 16. Jahrh. die Neufundlandbank-Fischereien, die jetzt ausschließlich von Franzosen, Amerikanern und den Neufundländern selbst betrieben werden. Die Franzosen rüsten ihre Schiffe in St.-Malo, Dieppe und andern Häfen der Normandie und Bretagne aus, und die Regierung fördert diese der Seetüchtigkeit des Volkes so zuträgliche Beschäftigung durch Prämien, während die Amerikaner meist aus Gloucester kommen. Beiden Nationen steht vertragsmäßig das Recht zu, die Fische an der Küste Neufundlands zu trocknen. Den Ertrag dieser Fischereien, die sich auch auf die der Halbinsel vorlagernden Bänke und den St. Lorenzbusen erstrecken, kann man auf 14 Mill. kg im Wert von 78 Mill. Mk. schätzen. Deutschland hat daran keinen Teil.

Neufürstliche Häuser, s. Altfürstliche Häuser.

Neugedein, Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Taus, an der Staatsbahnlinie Klattau-Taus, mit einem Bezirksgericht, großer Schafwollwarenfabrik, Maschinenstickerei, Zündhölzchenfabrik, Viehmärkten und (1880) 2132 Einw.

Neugelb, s. v. v. w. ^[richtig: s. v. w.] Chromgelb.

Neugeorgĭen (New Georgia), 1) früherer Name der jetzigen britischen Kolonie Britisch-Columbia, an der Westküste von Britisch-Nordamerika. - 2) Archipel, s. Salomoninseln.

Neugersdorf, s. Gersdorf 1).

Neugewürz (Piment), s. Pimenta.

Neugierde unterscheidet sich von Wißbegierde dadurch, daß dieser das Gewußte, jener aber das Wissen zur Hauptsache wird.

Neugotische Schrift, s. v. w. Mönchsschrift.

Neugranāda, s. Kolumbien.

Neugriechen, s. Griechenland, S. 699.

Neugriechische Litteratur. Die n. L. steht in unmittelbarem, durch fortlaufende Tradition erhaltenem Zusammenhang mit der byzantinischen Litteratur und kann ebenso wie die Sprache nur in diesem Zusammenhang richtig beurteilt werden. Die tiefe Spaltung, welche heute in Griechenland zwischen volkstümlicher und Kunstpoesie besteht, erklärt sich aus dem Bestreben, die Form einer Sprache, die bereits in den ersten Jahrhunderten n. Chr. eine tote war, in litterarischen Erzeugnissen immer weiter zu konservieren, was indessen nicht möglich war ohne eine bald weitergehende, bald mehr beschränkte Aufnahme von Elementen aus der Vulgärsprache (s. Neugriechische Sprache). Eine neugriechische Litteraturgeschichte hat daher zu beginnen mit den Produkten des griechischen Mittelalters, in welchen sich diese Versetzung mit Vulgärgriechisch zuerst zeigt. Wohl das frühste Werk dieser Art ist der "Syntipas", die griechische Bearbeitung des Buches von den sieben weisen Meistern (hrsg. von Eberhard, Leipz. 1872), in welchem Einflüsse der Vulgärsprache noch sehr spärlich auftreten (vgl. G. Meyer in der "Zeitschrift für österreichische Gymnasien" 1874). Mehr ist dies schon der Fall in den zwei dem Kaiser Manuel Komnenos gewidmeten Gedichten des Mönchs Theodoros Ptochoprodromos aus dem 12. Jahrh. (hrsg. von Korais in den "Atakta", Bd. 1, Par. 1822, und neuerdings von Miller, das. 1876). Chronologisch im einzelnen meist nicht näher bestimmbar, aber in der Zeit vom 14.-16. Jahrh. entstanden ist eine Anzahl von Gedichten, die ihren Stoff entweder abendländischen Rittergedichten entnahmen, oder altgriechische Stoffe in romantischer Weise behandelten, oder endlich in den schon in byzantinischer Zeit ausgetretenen Geleisen der Didaktik wandelten. Sammlungen solcher Produkte sind: Ellissens "Analekten der mittel- und neugriechischen Litteratur" (Leipz. 1855 ff., 5 Bde.); Mavrophrydes' "Ἐκλογὴ μνημείων τῆς νεωτέρας ἑλληνικῆς γλώσσης" (Athen 1866); Sathas' "Ἑλληνικὰ ἀνέκδοτα" (das. 1867, 2 Bde.); Legrands "Monuments pour servir à l'étude de la langue néo-hellénique" (Athen u. Par. 1869 ff., 19 Hefte; neue Serie 1873 ff., Nr. 1-7); "Bibliothèque grecque vulgaire" (Par. 1880-81, 2 Bde.); W. Wagners "Mediaeval greek texts" (Lond. 1870, Bd. 1), "Carmina graeca medii aevi" (Leipz. 1874) und "Trois poèmes grecs" (Berl. 1881); Spyridion-Lambros' "Collection des romans grecs en langue vulgaire et en vers" (Par. 1880). Alle diese Dichtungen, deren poetischer Wert durchweg ein sehr geringer ist, sind in den sogen. politischen Versen, d. h. silbenzählenden katalektischen iambischen Tetrametern, geschrieben, deren unendliche Eintönigkeit erst seit dem Ende des 15. Jahrh. durch die dem Abendland entlehnte Anwendung des Reims (zuerst nachweislich in der im J. 1498 entstandenen "Totenklage von Rhodos" von Georgillas) einige Gliederung er-^[folgende Seite]