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Biographisches Künstler-Lexikon

Dr. Hermann Alex. Müller, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig, 1882

Die bekanntesten Zeitgenossen auf dem Gesamtgebiet der bildenden Künste aller Länder mit Angabe ihrer Werke.

Schlagworte auf dieser Seite: Neustätter; Neuville

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Neustätter - Neuville.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Neureuther'

Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 2)

glied der Akademien zu München, Wien und Berlin sowie Ritter mehrerer bayrischen Orden.

Neustätter, Louis, Genre- und Porträtmaler, geb. 1829 zu München, erhielt den ersten Unterricht vom Kupferstecher Peter Lutz, trat 1847 als Schüler in die Akademie und 1850 ins Atelier des Porträtmalers Bernhardt. 1852 besuchte er Paris, arbeitete einige Zeit bei Cogniet und ging von da nach Rom und Neapel. 1854-64 war er in Wien anfangs als Porträtmaler, später aber auch im ernsten Genre thätig und schuf hier seine ersten Bilder dieses Faches, die großen Beifall fanden, z. B.: trauernde Waisen, die junge Witwe. Dann kehrte er nach München zurück und beschränkte sich ganz auf das Genre, worin er zahlreiche sehr anziehende Bilder schuf, z. B.: die Schwärmerin, das Frühstück, Cyklus von fünf Bildern aus dem Kinderleben, Besuch bei den Pflegeeltern, Begräbnis eines Kanarienvogels etc. In Wien erhielt er das goldne Verdienstkreuz, in Bayern den Michaelsorden zweiter Klasse.

Neuville (spr. nöwíl), Alphonse de, einer der patriotisch-militärischen Maler der jetzigen französischen Republik (wie Detaille und Dupray, s. d.), geb. 31. Mai 1836 zu St. Omer, wurde für die diplomatische Laufbahn bestimmt, trat aber, seiner Neigung folgend, in eine Zeichenschule zu Lorient, wo sein hervorragendes Talent bald erkannt wurde. Dann ging er nach Paris, um Jura zu studieren, besuchte aber statt dessen die Militärschule und die Paraden auf dem Marsfeld und ergriff nach drei Jahren die Malerei. Obgleich mehrere große Meister, denen er seine Skizzen vorlegte, kein großes Talent in ihm entdeckten, gründete er dennoch 1858 ein eignes Atelier und legte im folgenden Jahr sein erstes Bild (aus dem Krimkrieg) seinem Lehrer Picot vor, der zwar noch manches daran tadelte, doch über sein Talent erstaunt war. Dadurch bei Delacroix eingeführt, verbrachte er viele Stunden in dessen Atelier. Nachdem 1860 ein ihm aufgetragenes größeres Bild von der Einnahme Neapels durch Garibaldi, zu dem er in Italien Studien machte, ↔ verunglückt war, erregte er durch seine Gardechasseurs im Laufgraben des Mamelonvert größere Aufmerksamkeit. Da es ihm trotzdem an Aufträgen fehlte, widmete er sich eine Zeitlang der Illustration (z. B. zu Guizots »Histoire de France« und neuerdings Quatrelles' »A coups de fusil«) und wurde hierin sehr beliebt. 1864 brachte er sein erstes durchschlagendes Bild: Angriff in den Straßen von Magenta durch die Jäger und die Zuaven der Garde, das für seine Vaterstadt angekauft wurde. Nachdem 1866 eine Zuavenschildwache, 1867 die Schlacht von San Lorenzo in Mejiko und 1868 die durch Lithographie sehr verbreiteten Jäger zu Fuß, den Tschernajafluß (in der Krim) überschreitend, gefolgt waren, eröffnete sich ihm beim Ausbruch des Kriegs von 1870 ein großes Feld der Thätigkeit. Als Ordonnanzoffizier des Generals Tallier erlebte er auf den Schlachtfeldern im Norden von Paris Scenen, die sein Talent mächtig anregten. Die Reihe dieser Schöpfungen eröffnete das Bivouak von Le Bourget (1872, Museum in Dijon), sodann das meisterhafte Kartätschenfeuer von Balan (1873), das ihn ebenso populär machte wie 1874 der Angriff auf ein verbarrikadiertes Haus in Villersexel und viele andre der nächsten Jahre, unter denen wir nur noch die gefangenen Preußen in der Kirche von Villersexel nennen. Dazu kam sein neuerdings berühmt gewordener Tag von Le Bourget (30. Okt. 1870), der, 1878 von der französischen Ausstellungskommission nicht zugelassen, 1879 ein Hauptbild der Berliner akademischen Ausstellung war. Also die Darstellung eines deutschen Siegs durch einen französischen Maler, aber eine solche, die sich auf Grund der unwahren Berichte des Generals Ducrot bestrebt, den ganzen Ruhm des Tags den glorreich Besiegten zuzuwenden und den gefangenen Franzosen das Gepräge einer höhern individuellen Natur verleiht, während die Deutschen nur eine Musterkarte von physischer Mächtigkeit und unwürdiger Brutalität zeigen; aber alles gemalt mit stupender Lebenswahrheit und greifbarer Wirklichkeit. Außer diesen Kriegsbildern brachte N. infolge seines jährlichen Aufenthalts an der Küste des

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 393.