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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Neuweiler; Neuweiß; Neuwerk; Neuwied; Neuwieder Blau; Neuwieder Grün; Neuzelle; Neuzen; Neuzoll; Nev.; Nevāda

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Neuweiler - Nevada.

fabrikation und (1885) 2951 meist evang. Einwohner; dabei die bedeutende Dragemühle.

Neuweiler, Stadt im deutschen Bezirk Unterelsaß, Kreis Zabern, an den Vogesen und der Eisenbahn Steinburg-Schweighausen, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, eine Oberförsterei, Rotwein- und Hopfenbau und (1885) 1416 Einw. Vgl. Fischer, Geschichte der Abtei und Stadt N. (Zabern 1876).

Neuweiß, s. Barytweiß.

Neuwerk, eine zum hamburg. Amt Ritzebüttel gehörige Insel vor der Elbmündung, mit 70 Einw., 2 Leuchttürmen und einer Station der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. N., zum Teil eingedeicht, enthält 20 Hektar Marschland und ist zur Ebbezeit zu Wagen zu erreichen. Vgl. Obst, Die Insel N. (Kuxhaven 1888).

Neuwied, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Koblenz und Hauptort der mediatisierten Grafschaft Wied (s. d.), rechts am Rhein, über welchen hier eine fliegende Brücke führt, und an der Linie Friedrich-Wilhelmshütte-Oberlahnstein der Preußischen Staatsbahn, 53 m ü. M., hat 4 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge, ein prachtvolle Residenzschloß des Fürsten von Wied und (1885) 10,192 meist evang. Einwohner, welche Fabrikation von Seife und Lichten, Zichorien, Traubenzucker, Nudeln, Stärke, Tabak und Zigarren, Öfen und Fayence, Eisen- und Blechwaren, ferner Bierbrauerei, Schiffahrt und lebhaften Handel betreiben. Daselbst befinden sich ein Gymnasium mit Realprogymnasium, ein Schullehrerseminar mit Präparandenanstalt, eine Taubstummenanstalt, eine höhere Töchterschule nebst Lehrerinnenseminar, Erziehungsanstalten der Herrnhuter Gemeinde, ein Landgericht und eine Reichsbanknebenstelle. Zum Bezirk des Landgerichts N. gehören die 14 Amtsgericht zu Altenkirchen, Asbach, Daaden, Dierdorf, Ehrenbreitstein, Hachenburg, Höhr-Grenzhausen, Kirchen, Linz, Montabaur, N., Selters, Wallmerod und Wissen. In der Nähe das Lustschloß Monrepos mit herrlicher Aussicht; der Stadt gegenüber auf der linken Rheinseite an der Eisenbahn Kalscheuren-Bingerbrück die Station N. linkes Ufer. Die Stadt wurde im 17. Jahrh. angelegt zum Schutz jeglichen Glaubensbekenntnisses und ist noch jetzt Sitz vieler religiöser Sekten (Baptisten, Herrnhuter, Deutschkatholiken etc.). Vom 12. Aug. bis 15. Sept. 1795 fanden hier Gefechte zwischen den Österreichern und Franzosen wegen des Übergangs über den Rhein statt, bis endlich der Übergang den letztern doch noch gelang; auch gewannen daselbst die Franzosen unter Hoche 18. April 1797 eine Schlacht gegen die Österreicher unter Werneck. Dabei das Dorf Heddesdorf mit dem Sitz des Landratsamtes für den Kreis N., Weinbau, Eisenwerk (Rasselstein) und 3742 Einw. Vgl. Wirtgen, N. und seine Umgebung (Neuw. 1872).

Neuwieder Blau (Kalkblau), blaue Farbe, wird erhalten, indem man eine Lösung von Kupfervitriol und Salmiak in Kalkmilch gießt und den blauen Niederschlag auswäscht und trocknet. Es besitzt eine reinere Nüance als Bremer Blau, deckt ziemlich gut in Wasser, wenig in Öl, ist auch haltbarer als Bremer Blau und eignet sich gut zum Nüancieren grüner Kupferfarben. Durch Schwefelwasserstoff wird es geschwärzt. Man benutzt es besonders in der Tapetenfabrikation. Hierher gehört auch das künstliche Bergblau, welches man durch Fällen von Kupferchloridlösung mit Kalkmilch, Behandeln des abfiltrierten Niederschlag mit Kalkmilch und Pottasche und Macerieren des Präparats mit Kupfervitriol- und Salmiaklösung in verschlossenen Flaschen erhält.

Neuwieder Grün, s. v. w. Schweinfurter Grün.

Neuzelle, Stift und ehemaliges Cistercienserkloster (1268 gestiftet, 1817 säkularisiert), zum Dorf Schlaben im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Guben, gehörig, unweit der Oder und an der Linie Berlin-Sommerfeld der Preußischen Staatsbahn, hat eine schöne katholische und eine evang. Pfarrkirche, ein evang. Schullehrerseminar, ein Waisenhaus und (1885) 352 Einw.

Neuzen (spr. nösen, Terneuzen), befestigte Stadt in der niederländ. Provinz Zeeland, Bezirk Middelburg, an der Westerschelde, durch einen Kanal mit Gent, durch Eisenbahnen mit Gent und Mecheln verbunden, mit Arsenal und Kaserne, Pulvermagazinen, geräumigem Hafen und (1885) 5388 Einw.

Neuzoll, s. v. w. Zentimeter (s. Meter).

Nev., Abkürzung für Nevada (Staat).

Nevāda, 1) (abgekürzt Nev.) ein Staat der nordamerikan. Union, zwischen 35-42° nördl. Br. und 114-120° westl. L. v. Gr. gelegen, grenzt nördlich an Oregon und Idaho, südwestlich und westlichen Kalifornien, östlich an Utah und Arizona. Der größte Teil des Staats liegt innerhalb des sogen. großen Beckens und hat eine mittlere Höhe von 1860 m. Auf diesem Plateau erheben sich eine Reihe von Bergketten, deren Richtung im allgemeinen eine nordsüdliche ist, und in welchen einzelne Gipfel bis über 3000 m ansteigen (Charleston Peak im S. 3315 m) und mit ewigem Schnee bedeckt sind. Primäre Formationen herrschen vor, aber auch vulkanische Gesteine treten in großer Ausdehnung auf, namentlich im W. Der größte Teil der Oberfläche besteht aus Wüsten oder mit dürftigem Gras bedeckten Flächen. Nur im W. ist das Land fruchtbarer, in der Regel aber ist Feldbau nur durch künstliche Bewässerung möglich. Hauptfluß ist der Humboldt River, der sich nach einem Laufe von 480 km in einen Binnensee ergießt. Der Colorado bespült einen Teil der Ostgrenze. Viele der kleinern Flüsse ergießen sich in Binnenseen oder verlieren sich in Trichtern, den sogen. Sinks, um ihren Lauf unterirdisch fortzusetzen. Die Zahl der Seen ist groß. Die bedeutendern unter ihnen sind der Pyramidsee, Tahoesee an der Grenze von Kalifornien, 2017 m ü. M., und Walkersee. Heiße Quellen deuten auf frühere vulkanische Thätigkeit hin. Dichte Waldungen mit hochstämmigen Bäumen finden sich fast nur auf dem Ostabhang der Sierra Nevada im W. des Staats. Anderswo bestehen die in den Gebirgen vorkommenden Waldungen aus zwerghaften Fichten, Wacholder und Bergmahagoni. Der Boden birgt reiche Schätze an Metallen, namentlich findet man hier die reichsten Silbergruben der Welt. N. hat ein Areal von 286,701 qkm (5206,8 QM.) und (1870) 42,491, (1880) 62,266 Einw. mit Einschluß von 2803 Indianern und 5416 Chinesen, aber ohne 6800 noch in Stämmen wohnende Indianer. Die öffentlichen Schulen wurden 1885 von 7868 Kindern besucht. An höhern Bildungsanstalten gibt es nur ein College mit 33 Studenten. Gerste, Hafer, Weizen, Kartoffeln und Tabak werden gebaut, und 1880 zählte man 32,000 Pferde, 1000 Maultiere, 172,000 Rinder, 134,000 Schafe und 9000 Schweine; aber die Produkte der Landwirtschaft sowie der erst in den Anfängen liegenden Industrie (1880: 184 Anstalten mit 577 Arbeitern) sind im Vergleich mit denen des Bergbaues fast ohne Belang. Im J. 1880 wurden gewonnen: für 4,888,242 Dollar Gold (1885 für 6 Mill.), für 12,430,667 Doll. Silber (1885: 3,1 Mill.) und für 734,730 Doll. Kupfer, 64,280 hl Steinsalz neben geringen Quantitäten Quecksilber,