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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Njassa; Njegusch

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Njassa - Njegusch.

seite der Stadt gegen das Meer zu, von welchem er durch die Terrassen, breite, über einstöckige Häuser hinführende Spaziergänge, getrennt wird, der Quai du Midi am Meer etc. Über den mit Boulevards eingefaßten Paillon führen mehrere Brücken zur neuen Stadt, deren Mittelpunkt der Square Masséna (mit dem Standbild des in der Nähe von N. gebornen Marschalls Masséna) bildet. Von demselben leitet der Quai des Palmiers zu dem schön angelegten Jardin public, welcher in der Promenade des Anglais, einem herrlichen, 1½ km langen, mit Anlagen und den schönsten Villen und Hotels geschmückten Spaziergang am Meer (mit Seebädern) seine Fortsetzung findet. Zu erwähnen sind ferner die Rue Masséna und Rue de France, die Avenue de la Gare, die Boulevards Victor Hugo und Dubouchage, endlich der an das Plateau von Cimiez sich anlehnende Boulevard Carabacel. Die öffentlichen Gebäude von N. bieten wenig Bemerkenswertes. Es befinden sich darunter 10 katholische, je eine deutsch-lutherische, französisch-reformierte, anglikanische, presbyterianische und russische Kirche und 2 Synagogen; außerdem sind das Tribunal (ehemals Stadthaus), der Uhrturm, der Präfekturpalast, 2 Theater, das große 1883 über dem Paillon erbaute Kasino mit Wintergarten und andre Gesellschaftslokale zu nennen. Die Stadt zählt (1886) 61,464 (als Gemeinde 77,478) Einw., deren Sprache eine Mischung des Provençalischen und Italienischen ist. Den hauptsächlichsten Erwerb bietet denselben der Fremdenverkehr. Alljährlich kommen 10-15,000 Personen zu längerm Aufenthalt, insbesondere für die Wintersaison, nach N. Außerdem sind als Erwerbszweige Obstbau, Industrie und Handel von Bedeutung. Der erstere liefert in außerordentlich reichem Maß Oliven, Zitronen, Orangen, Feigen, Mandeln und Johannisbrot; auch der Weinbau (Belletwein) wird stark betrieben. Von gewerblichen Industriezweigen sind zu erwähnen: die Fabrikation von Essenzen, Parfümerien und eingemachten Früchten, die Kunsttischlerei und Verfertigung von eingelegten Arbeiten, die Färberei etc. Der Handel umfaßt als Hauptgegenstände in der Ausfuhr: Olivenöl, Parfümerien, Blumen u. Südfrüchte; in der Einfuhr: Getreide, Wein, Olivenöl, Kohlen, Vieh und Holz. Im Hafen, welcher vollkommen geschützt, jedoch nur für Schiffe bis 4 m Tiefgang zugänglich und fortschreitender Versandung ausgesetzt ist, sind 1885 handelsthätig 1017 Schiffe mit 167,428 Ton. eingelaufen (davon 400 Schiffe mit 62,836 T. im internationalen Verkehr) und 719 Schiffe mit 123,332 T. ausgelaufen (218 mit 28,315 T. im Auslandsverkehr). Der Warenverkehr beim Zollamt von N. repräsentierte in der Einfuhr einen Wert von 17,1, in der Ausfuhr einen solchen von nur 1,9 Mill. Frank; die Ausfuhr, welche meist durch die Eisenbahn vermittelt wird, wählt eben großenteils andre Austrittspunkte (Marseille etc.). N. steht in regelmäßiger Dampfschiffahrtsverbindung mit Marseille, Genua und der Insel Corsica (Bastia und Ajaccio); als Landverkehrsweg tritt die über N. führende Eisenbahnlinie Marseille-Genua hinzu. Für den Lokalverkehr besteht eine Pferdebahn. An Bildungsanstalten besitzt N. ein Lyceum, eine Lehrerbildungsanstalt, ein Priesterseminar, 3 Bibliotheken, eine Kunstgalerie, ein naturhistorisches Museum, eine Sternwarte und einen botanischen Garten. Die Stadt hat ferner Gesellschaften für Wissenschaften, Litteratur und Künste, für Agrikultur und Gartenbau, für Medizin und Klimatologie, für Technik, 2 Spitäler und ein evangelisches Asyl. N. ist Sitz des Präfekten, eines Bischofs, eines Gerichts- und Assisenhofs, eines Handelsgerichts, einer Filiale der Bank von Frankreich und zahlreicher Konsuln (darunter auch ein deutscher Berufskonsuls). Die Ebene, die kleinen Thäler und die Hügel rings um N. sind mit Villen und Gartenanlagen übersäet. Schöne Punkte der Umgebung sind: im O. das mit N. durch die Eisenbahn, eine alte und eine aussichtsreiche neue Straße verbundene Städtchen Villafranca (s. d.), der Villen- und Winterkurort Beaulieu und die kleine Halbinsel St.-Jean; im Norden das Plateau von Cimiez (s. d.) mit zahlreichen Villen und einem Kloster, die Abtei St.-Pons (775 gegründet) und die Grotte von St.-André. N. ist der Geburtsort Garibaldis. - Im Altertum hieß die Stadt Nicäa und war die Grenzstadt Italiens und befestigte Kolonie der Massilier, welche sie 300 v. Chr. zu Ehren eines Siegs über die Ligurer anlegten. Von den Römern wurde sie um 100 v. Chr. besetzt und zwar zur Sicherung des Handels als Vormauer gegen die wilden Ligurer, verlor aber seit der Gründung von Forum Julii (Fréjus) unter Augustus alle Bedeutung. Im Mittelalter gehörte N. den Grafen von der Provence, seit 1388 den Grafen von Savoyen. 1538 wurde hier ein Waffenstillstand zwischen Spanien und Frankreich geschlossen. 1543 von den Franzosen zu Land und von den Türken unter Dschereddin Barbarossa zu Wasser belagert, wurde N. mit Ausnahme der Citadelle erobert und von den letztern geplündert. 1691 eroberte es der Marschall Catinat, 1706 nahmen es die Franzosen abermals und zum drittenmal 28. Sept. 1792. Am 31. Jan. 1793 wurde es als Departement der Seealpen mit Frankreich vereinigt. Zwar besetzten es die Österreicher 11. Mai 1800, aber 29. Mai nahmen es die Franzosen unter Suchet wieder. Nun blieb es unter französischer Herrschaft bis 1814, wo es wieder mit Savoyen vereinigt wurde und bis 1860 eine Provinz des Königreichs Sardinien blieb. Vgl. Tisserand, Histoire civile et religieuse de la cité de Nice (Nizza 1862, 2 Bde.); Toselli, Précis historique de Nice (das. 1867-70, 4 Bde.); Lacoste, Nice pittoresque et pratique (das. 1876); Lippert, Das Klima von N. (2. Aufl., Berl. 1877); Brünecke, Der klimatische Winterkurort N. (Wiesb. 1880); Gsell Fels, Südfrankreich nebst den Kurorten der Riviera (in "Meyers Reisebüchern", Leipz. 1888); Nash, Guide to Nice (Lond. 1884).

2) N. Monferrato, Stadt in der ital. Provinz Alessandria, Kreis Acqui, am Belbo und an der Eisenbahn von Cavallermaggiore nach Alessandria gelegen, mit technischer Schule, Weinbau, reger Seiden- und Viehzucht und (1881) 3262 Einw.

Njassa, See, s. Nyassa.

Njegusch (Niegosch, Ngegusch), nach dem in der Katunska Nahia bei Cetinje gelegenen Ort gleiches Namens benanntes Geschlecht in Montenegro, von dem eine Familie, die Herakovići, sich 1697 zur erblichen Herrscherwürde von Montenegro emporschwang. Der Ahnherr der Familie ist Danilo Stjepćev, welcher 1697 zum Wladika gewählt wurde. Seitdem blieb das Wladikat in der Familie erblich. Dem in Volksgesängen vielgefeierten, nachmals heilig gesprochenen Wladika Peter I. (seit 1785) folgte 1830 sein Neffe Peter II., geb. 1813, der sich zugleich durch das Gedicht "Luča mikrokosma" ("Strahl des Mikrokosmus", 1845), die große nationale Dichtung "Gorski vijenac" ("Der Bergkranz", 1847; deutsch von Kirste, Wien 1886), worin er die Vertreibung der Türken aus Montenegro besang, und das Drama "Lažni car Štjepan Mali" ("Der falsche