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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Njemetz; Njesháwa; Njéshin; Njord; N. N.; Nōah; Noailles

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Njemetz - Noailles.

Zar Stephan der Kleine") den Ruhm eines großen Dichters erwarb. Auch gab er eine vorzügliche Sammlung serbischer Volkslieder (von 1510-1844) unter dem Titel: "Ogledalo srpsko" ("Serbischer Spiegel") heraus. Er starb 31. Okt. 1851 in Cetinje und hatte seinen Neffen Danilo (s. d.) zum Nachfolger. Seine Biographie schrieb Lawrow (russ., Mosk. 1887). Vgl. Montenegro.

Njemetz (Němec, die "Stummen"), bei den Slawen Bezeichnung der Deutschen, weil sie die Sprache jener nicht zu sprechen verstanden.

Njesháwa, Stadt in Polen, s. Neschawa.

Njéshin (Neshin), Kreisstadt im russ. Gouvernement Tschernigow, am Oster und an der Eisenbahn Kursk-Kiew, hat 13 Kirchen (darunter eine Kathedrale), 2 Klöster, ein Lyceum, Gymnasium, Lehrerbildungsinstitut, regen Handel mit eingesalzenen Gemüsen und Früchten (Gurken, Kirschen, Pflaumen, Pilzen etc.) sowie mit Tabak, welcher in der Umgegend in Masse gebaut wird, und (1885) 43,023 Einw.

Njord (Njördhr), altnord. Gottheit, bei den Wanen geboren, aber den Asen als Geisel gegeben, bewohnte Noatun ("Schiffsstadt"), das elfte der Götterhäuser, war der Beherrscher der Winde, des Regens und des Feuers. Tempel und Opferstätten standen unter seinem Schutz. Seine Gemahlin Skadi verließ Noatun; seine zweite Gemahlin (Nerthus?) gebar ihm Frey und Freyja.

N. N., Abkürzung, welche für irgend einen Namen gesetzt wird (vgl. "N"); NN. bei Höhenangaben Abkürzung für Normalnull (s. d.).

Nōah (eigentlich Noach), der Sohn Lamechs, ward nach der hebräischen Volkssage, in welcher er den chaldäischen Xisuthros, den indischen Prithu, den griechischen Deukalion vertritt, nach der allgemeinen Sündflut (s. d.) der Stammvater eines neuen Menschengeschlechts, Vater Sems, Hams und Japhets, der erste, der den Weinstock pflanzte. Noachidische Gebote heißen auf Grund von 1. Mos. 9, 1-17 sieben Gebote, die nach der jüdischen Lehre für alle Menschen, besonders für die in Israel Wohnrecht begehrenden Fremden, verbindlich waren.

Noailles (spr. noáj), altes franz. Adelsgeschlecht, welches aus der Provinz Limousin stammte und seinen Namen von einer 1663 zum Herzogtum erhobenen Herrschaft bei Brives im Departement Corrèze erhielt, in deren Besitz es schon im 11. Jahrh. war. Die namhaftesten Sprößlinge desselben sind:

1) Antoine de, geb. 4. Sept. 1504, bekleidete die Würde eines Admirals von Frankreich, schloß mit England den Waffenstillstand von Vaucelles 1556 ab und starb als Gouverneur von Bordeaux 11. März 1562. - Seine Brüder François (1519-85) und Gilles (1524-1600) waren Bischöfe von Dax, daneben aber auch ausgezeichnete Diplomaten und Gesandte in Venedig, London, Rom und Konstantinopel. Vgl. Vertot, Négociations des frères N. en Angleterre (Par. 1763); "Lettres inédites de François de N." (das. 1866).

2) Anne Jules, Herzog von, Marschall von Frankreich, geb. 5. Febr. 1650, befehligte 1680 in Flandern, 1689 in Roussillon gegen die Hugenotten, gegen die er große Milde und Versöhnlichkeit bewies, und 1690-94 in Katalonien, wo er 27. Mai 1694 die Schlacht am Ter gewann; später fiel er um seines Bruders (s. Noailles 3) willen in Ungnade beim König; er starb 2. Okt. 1708.

3) Louis Antoine de, Kardinal und seit 1695 Erzbischof von Paris, Bruder des vorigen, geb. 27. Mai 1651, zeichnete sich durch seinen freien kirchlichen Standpunkt aus. Als er dem Jansenisten Quesnel (s. d.) seinen Schutz zuwandte und sich an der neuen Ausgabe des Neuen Testaments beteiligte, ward er von den Jesuiten verfolgt, verstand sich aber erst 1728 zur Unterzeichnung der gegen ihn erwirkten Bulle "Unigenitus". Sein Appellationsinstrument gab Heineccius mit Anmerkungen heraus (Halle 1718). Er starb 4. Mai 1729. Vgl. E. de Barthélemy, Le cardinal de N. (Par. 1887).

4) Adrien Maurice, Herzog von, Marschall von Frankreich, ältester Sohn von N. 2), geb. 29. Sept. 1678, befehligte im spanischen Erbfolgekrieg ein französisches Armeekorps in Spanien, eroberte 1710 Gerona und wurde 1711 von Philipp V. zum spanischen Granden erhoben. Während der Regentschaft des Herzogs von Orléans an die Spitze des zerrütteten Finanzwesens gestellt, griff er zu den gewaltsamen Maßregeln der alten Finanzmänner, mußte endlich als Gegner des Schotten Law 1718 seine Stelle an d'Aguesseau abtreten und zog sich, durch Dubois vom Hofe verdrängt, in den Privatstand zurück. Erst 1733 im polnischen Erbfolgekrieg erhielt er wieder ein Kommando am Rhein. N. eroberte die Linien von Ettlingen, besetzte Worms und erhielt nach dem Tode des Marschalls Berwick vor Philippsburg den Oberbefehl nebst dem Marschallsstab. 1735 vertrieb er an der Spitze der salinischen Truppen die Kaiserlichen aus Italien. Im österreichischen Erbfolgekrieg erlitt er bei Dettingen 27. Juni von der pragmatischen Armee eine Niederlage, vertauschte darauf sein Kommando mit einer Anstellung im Staatsrat und brachte die Leitung aller auswärtigen Verhältnisse in seine Hand. 1746 übernahm er eine Sendung an den spanischen Hof, den er wieder mit Frankreich aussöhnte. Seit 1755 zurückgezogen lebend, starb er 24. Juni 1766. Einen Auszug aus seinen "Mémoires" gab Millot (Maastricht 1777) heraus; die "Correspondance de Louis XV et du maréchal de N." veröffentlichte Rousset (Par. 1865, 2 Bde.). - Sein ältester Sohn, Louis, Herzog von N., geb. 21. April 1713, erhielt für die in mehreren Feldzügen in Flandern und Deutschland geleisteten Dienste 1775 den Marschallsstab und wurde Gouverneur von St.-Germain, wo er 22. Aug. 1793 starb. Seine Gattin, geborne Cossé-Brissac, endete 70jährig mit vielen Gliedern ihrer Familie 22. Juli 1794 auf dem Schafott.

5) Paul, Herzog von, geb. 4. Jan. 1802, erbte 1824 die Titel und Pairie seines Großoheims Louis François Paul, Herzogs von N. (1739-1824), trat 1827 in die Pairskammer und zählte zu den Legitimisten. Auch als Geschichtschreiber machte er sich bekannt, wurde 1849 zum Mitglied der Akademie erwählt und starb 30. Mai 1885 in Paris. Er schrieb eine "Histoire de Madame de Maintenon" (Par. 1848-58, 4 Bde.) und "Histoire de la maison St.-Cyr" (2. Aufl. 1856). - Sein ältester Sohn, Herzog Jules, geb. 1826, ist jetzt Haupt der Familie. Sein zweiter Sohn, Emanuel Victorien Henri, Marquis de N., geb. 1830, ward 1872 französischer Gesandter in Washington, 1873 Botschafter in Rom, 1882 in Konstantinopel und nahm 1886 seinen Abschied. Er machte sich durch Werke über Polen bekannt ("La Pologne et ses frontières", Par. 1863; "La poésie polonaise", das. 1866, und "Henri de Valois et la Pologne en 1572", das. 1867, 3 Bde.).

6) Philippe de N., Herzog von Mouchy, Stifter der jüngern Linie N.-Mouchy, Sohn von N. 4), geb. 27. Nov. 1715, erhielt, nachdem er in der Schlacht von Fontenoy und in mehreren Feldzügen in Deutsch-^[folgende Seite]