395
Nobelgarden – Nobiskrug
Nobelgarden, Leibwachen ohne kriegerischen Zweck, nur zur Erhöhung des Glanzes eines Hofs bestimmt, wie z.B. die
Arcieren-Leibgarde in Österreich und die päpstl. Nobelgarde.
Nobelīte, Dynamite, die einen andern Stoff als Nitrocellulose als Basis haben (s. Dynamit).
Nobels Dynamit, Name mehrerer Sprengstoffe. N. D. Nr. 1, s. Dynamit. N. D. Nr. 2, 3, 4 sind dem
Kieselgurdynamit (s. Dynamit) sehr ähnlich und unterscheiden sich von ihm nur durch einen Zusatz von salpetrisiertem Holzmehl, so daß
Nr. 4 am meisten hiervon enthält.
Nobels rauchschwaches Pulver, auch Nobelpulver,
rauchloses Pulver C/89 (in den Kruppschen Versuchsberichten), Ballistit (in
Italien), Würfelpulver (nach seiner Form), ein von Alfred Nobel erfundenes Schießpulver aus gleichen Teilen Kollodium
und Nitroglycerin, vielfach in der Zusammensetzung, daß das Kollodium überwiegt. Seine Eigenschaften machen es zu einem sehr brauchbaren
rauchschwachen Schießpulver (s. Schießpulver, rauchschwaches). Seine Anwendung ist jetzt schon allgemein verbreitet, z.B. in Italien ist
es für Gewehre und Geschütze eingeführt. Die Herstellung ist einfach und auch gefahrlos. Die mit Wasser getränkte Kollodiumwolle wird unter Zusatz von
Anilin längere Zeit der Einwirkung des Nitroglycerins ausgesetzt; das Anilin soll während der Herstellung sowie auch später Säurebildungen, also Zersetzungen,
verhindern. Später wird das überschüssige Wasser mittels Centrifugen beseitigt und der Brei unter Erwärmung auf 90° zu hornartigen Blättern ausgewalzt.
Diese Blätter werden dann in Längsscheiben und diese wieder zu beliebigen regelmäßigen Würfeln zerkleinert. Mit zunehmender Größe der Würfel wird die
Ladung langsamer verbrennlich. Es giebt Würfel von 0,5 bis 15 mm Seitenlänge. Die Pulverladung für das neue ital. Gewehr
hat Würfel von 0,5 mm, das ital. Feldgeschütz von 1,0 mm Seitenlänge. Das Pulver sieht
hornartig aus; sein spec. Gewicht beträgt 1,63. Gegen Witterungseinflüsse, Stoß oder Reibung ist es unempfindlich; in freier
Luft brennt es ohne Explosionsgefahr ab. Beim Schuß entsteht eine ganz feine durchsichtige Nebelwolke, die sich jedoch rasch verflüchtigt; sie rührt von den
bei der Zersetzung entstehenden Wasserdämpfen her. Der Gasdruck ist sehr regelmäßig. Bei gleichen Anfangsgeschwindigkeiten ist er niedriger als bei
Schwarzpulver; dabei ist etwa nur ein Drittel an Gewicht der alten Pulverladungen erforderlich. Pulverrückstände sind nicht vorhanden. Zu seiner Entzündung
bedarf N. r. P. eines scharf wirksamen Zündmittels. In Deutschland wird N. r. P. in der Pulverfabrik Düneberg bei Hamburg, in Italien in der Fabrik Avigliana bei
Turin und Fontana Liri hergestellt.
Nobels Sprengpulver, eine Sorte Dynamit (s. d.), speciell Nobelit, welche aus 20 Teilen Nitroglycerin, 7 Teilen
Kohle, 7 Teilen Paraffin oder Naphthalin und 60 Teilen Natronsalpeter besteht.
Nobĭles, bei den alten Römern, seitdem die Plebejer den Zutritt zu den
kurulischen Ämtern errungen hatten, die Nachkommen solcher Magistrate. Sie bildeten die Nobilität, einen erblichen
Amtsadel, der die patricischen und plebejischen Familien gleichmäßig umschloß. Schon früh, seit dem 3. Jahrh. v.Chr., schlossen sich die N. als die Guten und
Besten ↔ (boni, optimates) immer mehr ab gegen die nicht zu
ihr Gehörigen, die populares oder ignobiles, und strebten die hohen Staatsämter
für sich zu monopolisieren. Gelang es einem nicht zu den N. Gehörigen zu den Ämtern zu gelangen, wie dem ältern Cato, Marius, Cicero, so hieß er
homo novus, d. i. ein Neuling, aber seine Nachkommen waren N. In Wahrheit hatten die N. als solche nur ein
Ehrenvorrecht vor den übrigen Bürgern, das jus imaginum
(s. Imagines). Verlust der Nobilität war nur durch eine entehrende Verurteilung möglich. Zuletzt
wurde Nobilissimus Titel der Kaiser und der Mitglieder der kaiserl. Familie.
Nobilis bedeutet im Mittelalter soviel wie Adliger; Nobili hießen in der Republik
Venedig die Mitglieder des höhern Adels, welche auch an der Regierung teilnehmen konnten.
Nobiling, Karl Eduard, bekannt durch sein Attentat auf Kaiser Wilhelm I., geb. 10. April 1848 auf der königl. Domäne Kolno bei
Birnbaum in der Provinz Posen, studierte in Halle, wo er auch promovierte, und Leipzig, Nationalökonomie und Landwirtschaft, und arbeitete dann einige Zeit
als Hilfsdiätar im königl. Statistischen Bureau in Dresden, wo er mit socialdemokratischen Kreisen Beziehungen anknüpfte. Später siedelte er nach Berlin über.
Weiteres s. Wilhelm I. (deutscher Kaiser).
Nobĭlis Farbenringe, schöne, verschiedenfarbige kreisförmige Gürtel, die nach Nobili (1826) am besten
auftreten, wenn man eine mit einer Auflösung von essigsaurem Bleioxyd etwa 4 mm hoch bedeckte wagerechte Silber- oder Platinplatte mit dem negativen
Pole einer aus einigen Elementen bestehenden Voltakette verbindet und hierauf den positiven, in eine Platinspitze auslaufenden Pol in jene Deckflüssigkeit
bis nahe an die Platte für 2–3 Minuten einsenkt. Durch den elektrischen Strom wird hierbei und in den Variationen dieses Versuchs aus der Flüssigkeit Blei in
höchst dünnen Schichten ausgeschieden, welches an der Platte haftet und die Interferenzfarben dünner Blättchen zeigt.
Nobilĭtas (lat.), Adel, Nobilität
(s. Nobiles); N. codicillāris, Briefadel;
N. reālis, Inbegriff der vormals mit dem Besitz adliger Güter verbundenen Rechte und Freiheiten.
Nobilitieren (lat.), in den Adelstand erheben.
Nobilĭty, Noblemen, als die engl. Bezeichnung des Geburtsadels, umfaßt
nur den engern Kreis eines hohen Adels (s. d.), dessen fünf Stufen: Dukes (Herzöge),
Marquesses, Earls (Grafen), Viscounts,
Barons, seit Jahrhunderten in der Regel durch königl. Patent verliehen werden und nur für das Haupt der Familie gelten.
(S. Pairs.)
Nobiskrug oder Nobishaus (älter Obiskrug), nach
weit verbreitetem deutschem Volksglauben der Ort, an dem sich die Toten vor ihrem endgültigen Aufenthaltsorte längere Zeit aufhalten. Nach ihm sind in
Niederdeutschland verschiedene Schenken benannt, die an der Grenze eines Bezirks liegen. Zuweilen ist auch der N. die Begräbnisstätte oder der
Aufenthaltsort der Toten schlechthin. Die Ableitung des ersten Teils des Wortes ist noch nicht genügend aufgeklärt; die meisten bringen es mit
abyssus («Abgrund») zusammen und deuten das Wort als «Höllenschenke». – Vgl. L. Laistner, Nobishaus und
Verwandtes (in der «Germania», Bd. 20, Wien 1881).