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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: O-Beine; Obelisk; Obĕlos; Oberacht; Oberalp; Oberalpen; Oberammergau

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O-Beine - Oberammergau.

alten Stadt aus ihrem befestigten Lager und drei Flecken gebildet, in denen Neger, Araber und Nuba voneinander getrennt wohnen.

O-Beine (Genu varum, Säbelbeine), s. Bein.

Obelisk (griech.), eine aus einem Stein bestehende hohe, schlanke, abgestutzte, vierseitige, pyramidenförmige Denksäule, welche oben meist in eine ganz niedrige Pyramide endigt. Die meisten Obelisken haben sich in Ägypten erhalten, von wo sie jedoch zum Teil nach Rom, Konstantinopel, Paris, London, Berlin, New York u. a. O. verbracht worden sind. Andre Obelisken wurden in Assyrien, Phönikien etc. errichtet. Sehr hohe Obelisken aus dem härtesten Steinmaterial (meist Granit oder Syenit), deren Seitenflächen glatt behauen, poliert und mit hieroglyphischen Inschriften versehen waren, standen neben den Eingängen der vordern Pylonen altägyptischer Tempel. Die meisten ägyptischen Obelisken stammen von der 18. und 19. Königsdynastie her. Den ältesten (aus der 5. Dynastie), nur kleinen Obelisken entdeckte Lepsius in der Nekropolis von Memphis und brachte ihn nach Berlin. Der älteste der in Ägypten heute noch vorhandenen Obelisken in Heliopolis ist 20,27 m hoch und stammt vom zweiten König der 12. Dynastie. Der bekannteste, die sogen. Nadel der Kleopatra, 21,6 m hoch, aus Heliopolis stammend und erst unter Tiberius nach Alexandria gebracht, wurde 1880 nach New York fortgeführt. Sein fast 22 m langes, unten 2,2 m breites, 3600 Ztr. schweres Seitenstück lag lange umgestürzt zu Boden und wurde von Mehemed Ali den Engländern geschenkt, welche dasselbe mittels eines eigens konstruierten eisernen Transportschiffs 1877 nach London brachten und dort im folgenden Jahr in der Nähe der Waterloobrücke aufrichteten. Zahlreiche Obelisken wurden von den Römern nach Rom gebracht, auf dem Marsfeld als Sonnenzeiger, in dem Zirkus, vor dem Mausoleum des Augustus und an verschiedenen andern Orten zur Dekorative aufgestellt. In den Zeiten der Barbarei wurden sie umgeworfen und später von den Päpsten an andern Orten wieder aufgerichtet. So wurde der berühmte 25,5 m hohe O. vor der Peterskirche zu Rom, welchen Caligula 39 n. Chr. aus Heliopolis nach Rom gebracht und im vatikanischen Zirkus aufgestellt hatte, unter Papst Sixtus V. 1586 durch den Architekten Domenico Fontana an seiner jetzigen Stelle aufgerichtet. Den 45,5 m hohen ältesten Obelisken am Lateran hatte Konstantin d. Gr. aus Heliopolis nach Rom verbringen und im Circus Maximus aufstellen lassen, wo er später in drei Stücken tief unter der Erde aufgefunden und 1588, ebenfalls durch Fontana, an seiner jetzigen Stelle wieder zusammengesetzt wurde. Der bekannte, auf der Place de la Concorde zu Paris stehende O. wurde von Mehemed Ali den Franzosen geschenkt und 1831 daselbst aufgestellt, Später wurde die Form der ägyptischen Obelisken nicht selten zu Grab- und Denkmälern verwandt. Vgl. Zoëga, De origine et usu obeliscorum (Rom 1797); Gorringe, Egyptian obelisks (Lond. 1885).

Obĕlos (griech., "Bratspieß"), in den ältern Ausgaben der Klassiker Zeichen für unrichtig gehaltene Ausdrücke (vgl. Asteriskos).

Oberacht, s. Acht.

Oberalp, ein Paß der St. Gotthardgruppe, führt über den zwischen Badus und Crispalt gelagerten Bergsattel und verbindet das urnerische Hochthal Ursern mit dem graubündnerischen Hochthal Tavetsch. Die Straße, 1862-64 gebaut, folgt von Andermatt (1444 m) aus im ganzen dem Seitenthal der O., dessen Bach sich oberhalb des Dorfs mit demjenigen der Unteralp zum Thalbach (einer der drei großen Reußquellen) vereinigt und dem Oberalpsee (2028 m) in der Nähe der Paßhöhe (2052 m) entfließt, und führt jenseit derselben in Serpentinen abwärts nach Chiamut (1640 m) und weiter nach Sedrun-Disentis; sie ist 31,3 km lang. Mit O. ist nicht zu verwechseln der Oberalpstock (s. Tödi).

Oberalpen (Hautes-Alpes), Departement im südöstlichen Frankreich, aus den Landschaften Briançonnais, Embrunais und Gapençais der ehemaligen Dauphiné sowie aus einem kleinen Teil der Provence gebildet, eins der ärmsten, am schwächsten bevölkerten und am höchsten gelegenen Departements, wird östlich durch die Hauptkette der Kottischen Alpen von Italien (Provinz Turin) getrennt, grenzt im übrigen nördlich an das Departement Savoyen, nordwestlich an Isère, westlich an Drôme und südlich an Niederalpen und umfaßt 5590 qkm (101,5 QM.). Das Land wird von den Kottischen Alpen (s. d.) durchzogen, welche sich in der Pelvouxgruppe (Les Ecrins) zu 4103 m erheben. Von den zahlreichen Pässen sind die wichtigsten der Briançon mit Susa verbindende Mont Genèvre (1860 m) und der von Briançon nach Grenoble führende Col de Lautaret (2075 m). Die Vorberge sind gut bewaldet und bieten treffliche Weiden dar; auch die Thäler sind fruchtbar. Unter den zahlreichen Flüssen, welche zur Zeit der Schneeschmelze sehr verheerend werden, sind die Durance mit Guil und Buech und der Drac (Nebenfluß der Isère) mit der Romanche die bedeutendsten. Das Klima bekundet die Alpennatur. In den Hochthälern bleibt der Schnee acht Monate lang liegen und hindert den Verkehr fast gänzlich. Der Frühling ist kühl und regnerisch, der Sommer dagegen glühend heiß, der Herbst schön und lang anhaltend. Die Bevölkerung beläuft sich (1886) auf 122,924 Seelen (kaum 22 auf 1 qkm). Von der gesamten Oberfläche kommen auf Äcker 91,443, Wiesen 85,317, Weinberge 5326, Wälder 140,098, Heide- und Weideland 76,563 Hektar. Das Land erzeugt in den Thälern, deren Fruchtbarkeit durch Bewässerungskanäle erhöht wird, Getreide (Weizen, dann Roggen und Hafer, zusammen kaum 700,000 hl), Kartoffeln, Hülsenfrüchte und Hanf, ferner Obst, besonders Walnüsse, und einen mittelmäßigen Wein (jährlich über 120,000 hl). Die Viehzucht erstreckt sich vorzugsweise auf Maultiere und Esel, Schweine, Schafe (222,702 Stück) und Ziegen; die Seidenzucht ergibt jährlich ca. 19,000 kg Kokons. Die Industrie ist im allgemeinen auf die Ortsbedürfnisse beschränkt; von Pelzwerk wird etwas nach Lyon ausgeführt. Der Bergbau liefert jährlich 6-7000 Ton. Anthracit sowie etwas Bleierz. Eisenbahnen führen vom Durancethal (Sisteron) in das Thal des Drac (nach Grenoble) und von dieser Linie über Gap ins obere Durancethal bis Briançon, von wo ein Anschluß an die Mont Cenis-Bahn geplant ist. Das Departement zerfällt in die drei Arrondissements: Briançon, Embrun und Gap und hat Gap zur Hauptstadt. Vgl. Ladoucette, Histoire, topographie, antiquités etc. des Hautes-Alpes (3. Aufl., Par. 1848); Roman, Dictionnaire topographique du département des Hautes-Alpes (das. 1884).

Oberammergau, Gemeinde im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, Bezirksamt Werdenfels, an der Ammer, in einem Alpenthal, 840 m ü. M., hat Holzschnitzerei und (1885) 1281 kath. Einwohner. O. ist besonders bekannt durch seine Passionsspiele, dramatische Aufführungen der Leidensgeschichte Christi, die zur Erinnerung an die Pest von 1634 jedes zehnte