Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

320

Ocos - Oczakow.

1843 nach Irland zurückzukehren, wo eben die Repealagitation einen bedeutenden Aufschwung genommen hatte. Er schloß sich an die Häupter derselben an und ward 1844 in O'Connells Prozeß verwickelt. Seit 1847 Parlamentsmitglied für Nottingham, berief er nach der französischen Februarrevolution einen neuen Chartistenkonvent, überreichte dem Parlament eine Riesenpetition für Einführung der Volkscharte und ließ diese 10. April 1848 durch eine erfolglose Volksdemonstration unterstützen. Die Nichtachtung seiner Reformvorschläge im Parlament und das Mißlingen einer durch Aktienzeichnung nach seinem Plan gestifteten, nach kommunistischen Prinzipien verwalteten Gemeinde machten einen so tiefen Eindruck auf O'Connors reizbares Gemüt, daß er in Geisteszerrüttung verfiel. Er ward im Juni 1852 in eine Irrenanstalt gebracht, die er erst zehn Tage vor seinem Tod wieder verließ. Er starb im Hause seiner Schwester 30. Aug. 1855.

Ocos, kleiner Freihafen an der pazifischen Küste des nordamerikan. Staats Guatemala, dicht bei der mexikanischen Grenze, 1885 eröffnet.

Ocotal, Stadt in Nicaragua, s. Segovia.

Ocotlán, Stadt im mexikan. Staat Oajaca, in breitem Thal, mit ehemaligem Kloster (1554 gegründet), lässigem Bergbau und (im ganzen Distrikt, 1882) 29,828 Einw.

Ocsprache, s. v. w. provençalische Sprache.

Octagon, in den Vereinigten Staaten Name der in Gold ausgeprägte fünffachen (quintuple) Eagles (51 Dollar).

Octandria, die achte Klasse des Linnéschen Systems, Pflanzen mit acht Staubgefäßen enthaltend.

Octandrus (lat.-griech.), sechsmännig, Blüte mit sechs Staubgefäßen.

Octangulum (lat.), Achteck, Figur mit acht Ecken.

Octava (Octavarium, lat.), in der altchristlichen Kirche die mit einem Festtag anhebende Zeit von acht aufeinander folgenden Tagen, an denen Festgottesdienst stattfand; auch der letzte Tag dieser Feierzeit. - In der Musik s. Oktave.

Octavia, 1) die Gemahlin des Triumvirs Marcus Antonius und Schwester des Kaisers Augustus, ward zuerst an G. Marcellus und nach dessen Tod als Unterpfand der durch den brundusinischen Vertrag gestifteten Versöhnung 40 v. Chr. an M. Antonius verheiratet. Es gelang ihr eine Zeitlang, Antonius durch ihre vortrefflichen Eigenschaften und ihre Liebenswürdigkeit an sich zu fesseln und die öfters drohenden Zwistigkeiten zwischen Gemahl und Bruder durch ihre Vermittelung auszugleichen. Nachdem aber Antonius sich wieder durch die Reize der Kleopatra hatte gefangen nehmen lassen (36), erfuhr sie von ihm die empfindlichen Zurücksetzungen und Beleidigungen, die sie alle mit bewunderungswürdiger Geduld und Güte ertrug. Sie widmete sich nun, auch nachdem ihr Antonius 32 den Scheidebrief geschickt hatte, hauptsächlich der Erziehung der Kinder des Antonius, sowohl der eignen wie derer von Fulvia und Kleopatra, und starb 11 v. Chr.

2) Gemahlin des Kaisers Nero, Tochter des Kaisers Claudius und der Messalina, Schwester des Britannicus, ward von ihrem Gemahl auf Betrieb der Poppäa Sabina 62 n. Chr. verstoßen und nach Kampanien verwiesen, dann aber, als das falsche Gerücht, daß Nero sie zurückgerufen und sich mit ihr versöhnt habe, bei dem Volk die lautesten Ausbrüche der Freude hervorrief, des Ehebruchs beschuldigt und auf die Insel Pandataria verbannt, wo sie getötet wurde.

Octavianus, s. Augustus.

Octavius, Name eines röm. plebejischen Geschlechts, das aus dem volskischen Veliträ in Latium stammte. Seine namhaftesten Glieder sind:

1) Gnäus, zeichnete sich im Krieg gegen Perseus aus, in welchem er als Prätor 168 v. Chr. den Befehl über die Flotte führte und in Samothrake den bei Pydna geschlagenen Perseus gefangen nahm. Er erlangte dadurch 167 einen Triumph und erhielt 165 das Konsulat. 162 ging er als Gesandter nach Syrien, ward aber zu Laodikeia ermordet. - Sein jüngerer Sohn, Marcus O., war 133 mit Tiberius Sempronius Gracchus Volkstribun, leistete diesem bei der Abstimmung über das Ackergesetz unbeugsamen Widerstand und ward deshalb abgesetzt.

2) Gnäus, Enkel von Q. 1), gelangte durch Sullas Einfluß 87 v. Chr. mit Cornelius Cinna zum Konsulat, stellte sich, als sein Kollege durch volkstümliche Gesetze Unruhen erregte, an die Spitze der Senatspartei und vertrieb denselben aus der Stadt, wurde aber, nachdem Cinna an der Spitze eines Heers zurückgekehrt war und sich der Herrschaft bemächtigt hatte, nebst vielen seiner Parteigenossen getötet. - Sein Bruder Marcus O. ist hauptsächlich durch die Lex Octavia, durch welche er als Tribun das Getreidegesetz des G. Gracchus ermäßigte, bekannt geworden. Sein Sohn Lucius O. war Konsul 75 und vorher Statthalter in Sizilien.

3) Marcus, Enkel des Volkstribuns vom Jahr 133, kurulischer Ädil 50 v. Chr., war in dem Bürgerkrieg zwischen Pompejus und Cäsar einer der Flottenführer des erstern, siegte 49 an der illyrischen Küste über P. Dolabella und zwang G. Antonius, sich ihm zu ergeben, erlitt aber bei der fruchtlosen Belagerung von Salonä große Verluste und nahm nach der Schlacht bei Pharsalus an dem afrikanischen Krieg teil. Er ist wahrscheinlich auch derselbe Marcus O., welcher 31 in der Schlacht bei Actium das Mitteltreffen der Flotte des Antonius befehligte.

4) Gajus, einer jüngern Linie des Geschlechts angehörend, erhielt 61 v. Chr., nachdem er vorher Ädil gewesen, die Prätur und verwaltete 60 und 59 mit dem Titel eines Prokonsuls die Provinz Makedonien. Auf dem Weg dahin vernichtete er bei Thurii die noch übriggebliebenen Haufen von Catilinas und Spartacus' Heeren und führte während seiner Statthalterschaft einen glücklichen Krieg gegen die Bessier, ein im Hämos wohnendes thrakisches Volk. Auf seiner Rückreise aus der Provinz starb er 58 in Nola. Er war in zweiter Ehe mit Atia, der Tochter des plebejischen M. Atius Balbus und der Julia, Cäsars Schwester, vermählt, welche ihm einen Sohn, Gajus O., den spätern Kaiser Augustus (s. d.), und eine Tochter, Octavia (s. d. 1), gebar.

Octidi (franz.), der achte Tag der Dekade im franz. Revolutionskalender.

Octiduum (lat.), eine Zeit von acht Tagen.

October Equus (lat.), im alten Rom ein Pferd, welches 15. Okt., dem angeblichen Tag der Einnahme Trojas, am Altar des Mars geopfert wurde; s. Mars.

Octroi (franz.), s. Oktroi.

Oculi (lat.), der dritte Fastensonntag, benannt nach den Anfangsworten der in der katholischen Kirche an ihm gewöhnlichen Messe (Ps. 25, 15).

Oculomotorius (lat.), Augenbewegungsnerv.

Oculus (lat.), Auge.

Ocumare, Villa im Staat Carabobo der venezuelan. Bundesrepublik, mit (1873) 7493 Einw. Dabei die Reede (Ensenada), wo Bolivar 1816 landete.

Ocymum L., Pflanzengattung, s. Ocimum.

Oczakow, Stadt, s. Otschakow.