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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Od; Oda-baschi; Odal; Odaliske; Odd Fellows; Odds; Ode

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Od - Ode.

Od, eine eigentümliche, zwischen Elektrizität, Magnetismus, Wärme und Licht stehende Kraft, welche der Freiherr Karl v. Reichenbach (s. d.) entdeckt haben will. Das Od soll nach ihm eine eigne Gruppe sinnlich wahrnehmbare Vorgänge veranlassen, für die wir bis jetzt weder ein Maß noch ein andres Erkennungsmittel haben als den menschlichen Nerv und auch diesen nur unter den eigentümlichen Umständen der sensitiven Reizbarkeit. Das Od soll von diesen sogen. Sensitiven durch das Allgemeingefühl, durch die Zunge und durch das Auge empfunden werden, und zwar in polarischer Verschiedenheit als angenehm kühle oder widrig warme Empfindung (resp. Geschmack), je nachdem es dem einen oder andern Pol von Magneten, Kristallen, organischen Wesen etc. entströmte. Alle Ab- und Zuneigungen gegen gewisse Personen, Gegenstände, Farben etc. erklärt Reichenbach durch das Od, das als lodernde Flamme oder Lichterscheinung auftreten soll an den Polen eines Magnets oder Elektromagnets, an den Polen der Kristalle, in dem chemischen Prozeß durch alle seine Stufen, so daß z. B. infolge der Verwesung der Leichname auf den Gottesäckern im Sonnen- und Mondenlicht leuchtende Gestalten auf den frischen Gräbern erscheinen etc. Doch können alle diese Wirkungen nur von "sensitiven" Personen empfunden werden, unter denen sich jedoch namhafte Naturforscher, wie die Botaniker Unger und Endlicher, befanden, wie denn auch Liebig u. Berzelius ursprünglich von dem Vorhandensein der neuen Naturkraft überzeugt waren. Die meisten Physiker von Fach haben aber einer solchen Naturkraft die Existenz abgesprochen, während einige Physiologen und Ärzte sich durch fortgesetzte Versuche von der Wirklichkeit einiger hierher gehörigen Erscheinungen überzeugt haben wollen. Vgl. außer den Schriften Reichenbachs (s. d.) Louis Büchner, Das Od (Darmst. 1854); Th. Fechner, Erinnerungen an die letzten Tage der Odlehre und ihres Urhebers (Leipz. 1876). Die Parteigänger des tierischen Magnetismus (s. Magnetische Kuren) halten das Od mit demselben für identisch.

Oda-baschi (türk., "Zimmeraufseher"), Verwalter türkischer Gasthäuser oder Karawanseraien; unter den Janitscharen früher einflußreicher Offiziersrang.

Odal (schwed., norweg. Odel), uraltes nordisches Wort mit der Bedeutung von Besitz, worauf kein andrer Anspruch machen kann (Erbgut); wird ausschließlich vom Landbesitz gebraucht und bildet einen Gegensatz zu verliehenem Gut (Feodal). Daher heißen in Schweden die freien Bauern noch jetzt Odalmänner oder Odalbauern (Odalbonden).

Odaliske ("Zimmergefährtin"), türk. Bezeichnung für diejenige weiße Sklavin, welche zu ihrem Herrn in ein vertrauteres Verhältnis getreten ist. Die Stellung der O. nähert sich sehr derjenigen einer angetrauten Frau. Sobald sie ihrem Herrn ein Kind gebiert, ist sie frei, ihr Kind ist legitim. Im kaiserlichen Harem gibt es Hunderte von Odalisken, meist Kaukasierinnen, aus deren Zahl der Sultan, der niemals eine freie Türkin heiraten darf, in der Regel vier Kadinen wählt, unter welche die übrigen Odalisken als Dienerinnen verteilt werden. Zu den Odalisken gehören die Favoritinnen (Ikbal), d. h. diejenigen Insassen des Harems, denen der Sultan thatsächlich seine Gunst zugewendet hat, die Guieuzdes, auf welche der Sultan sein Auge geworfen hat, und die also als Aspirantinnen auf die bessern obern Stellungen anzusehen sind, und schließlich die übrigen Sklavinnen, welche in Kalfas (Meisterinnen) und Alaikes (Schülerinnen) zerfallen, von denen die hübschesten als Musikantinnen, Sängerinnen, Tänzerinnen und Schauspielerinnen für Pantomime ausgebildet werden. Mit dieser Stellung beginnt die Mehrzahl der Odalisken ihre Laufbahn. Alle Odalisken stehen unter dem Oberbefehl der Sultanin Mutter (Valide) und deren Stellvertreterin, der Hasnadar Ousta, Schatzmeisterin oder Generalintendantin und Zeremonienmeisterin des Harems. Es ist entschieden falsch, die Odalisken als Zimmermägde zu betrachten; sie sind Sklavinnen, aber Sklavinnen in bevorzugter Stellung und nicht Mägde. Auch die O., welche nicht Kadin ist, wird Sultanin Valide, sobald ein von ihr geborner Sohn den Thron besteigt.

Odd Fellows (spr. fellos, Independent Order of O. F., d. h. Unabhängiger Orden der O. F.), Name einer dem Freimaurerbund verwandten, in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts in England entstandenen Wohlthätigkeits-Gesellschaft, einer philanthropischen Anstalt mit dem Motto: "Freundschaft, Liebe und Wahrheit" und mit drei Graden. Der Name dieser weitverzweigten und über großartige Mittel verfügenden Verbindung wird nach Max Müller wohl am richtigsten mit überzählige Hilfsarbeiter oder Gesellen gegenüber den eigentlichen Gesellen oder Meistern der Baugewerkschaften damaliger Zeit wiedergegeben. Seine straffe Organisation verdankt der Orden Thomas Wildey, einem 1817 aus seiner Geburtsstadt London nach Amerika ausgewanderten einfachen Handwerker, dem Vater der amerikanischen Logen. Die Logen der O. F. stehen unter Distrikts-Großlogen und diese unter "unabhängigen Großlogen", deren es drei gibt: die souveräne Großloge der Vereinigten Staaten, die Großloge von Australasien und die Großloge des Deutschen Reichs. Der Vorsitzende derselben führt den Namen Groß-Sire. Förderung praktisch-humaner Bestrebungen unter den Genossen und in der menschlichen Gesellschaft überhaupt, Unterstützung Dürftiger, der Witwen und Waisen wie auch strebsamer junger Leute, geistige und sittliche Ausbildung sind Zwecke der Verbindung. Nach Deutschland wurde der Orden der O. F. durch den Amerikaner Morse nach 1870 verpflanzt, und es besteht jetzt eine deutsche Großloge mit 56 Unter- und 5 Distrikts-Großlogen. Es erscheinen ein "Adreßbuch der O. F. für Deutschland" und eine Zeitschrift: "Der Oddfellow" (beide in Leipzig). Die Zahl der Mitglieder in Deutschland beträgt 3000, diejenige sämtlicher Mitglieder einige Millionen. In Großbritannien allein gibt es gegen 4000 Logen mit 800,000 Mitgliedern. Freimaurer- und O. F.-Logen stehen nicht miteinander in engern Beziehungen, aber bei Wohlthätigkeitsakten wirken beide vielfach zusammen. Vgl. Andräas, Der Orden der Odd Fellows (Leipz. 1882).

Odds, in der Turfsprache s. v. w. ungleiche Wette; bezeichnet gewöhnlich die Differenz, welche bei einer Wette vereinbart wird, z. B. 10:1.

Ode (griech.), diejenige Form der lyrischen Poesie (s. Lyrik), welche der Ausdruck einer durch (religiöse oder weltliche) Ideen hervorgerufenen ekstatischen Gemütsstimmung ist. Durch die ekstatische Natur der dargestellten Gemütsstimmung unterscheidet sich die O. von der beschaulichen (Hymnus, philosophisches Lehrgedicht), durch den Umstand, daß dieselbe durch Ideen verursacht ist, von der dithyrambischen Lyrik, welche der Ausdruck einer durch sinnlichen Rausch (Weinrausch: Dithyrambus; Liebesrausch: "Rhapsodie der Leidenschaft") hervorgerufenen Gemütsbewegung ist. Der Charakter der O. ist daher stets ein erhabener, gleichviel ob die begeisternden Ideen