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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Odiös - O'Donnell.

gard. Nach vielen siegreichen Kämpfen hätte er vor den Römern weichen müssen und sei nach mannigfache Zügen nach Schweden gekommen, wo er zu Sigtuna einen Tempel gebaut, den Opferdienst und überhaupt die religiösen Einrichtungen nach der Sitte der Asen gestaltet hätte und Gesetzgeber und Vater der Kultur geworden wäre. Vgl. Wodan.

Odiös (lat.), verhaßt; Odiosa, verhaßte Dinge.

Oedipŏda, s. Heuschrecken.

Ödipodīe (griech.), die Ödipussage; auch eine dichterische Behandlung derselben.

Odi profānum vulgus et arcĕo (lat., "Ich hasse die uneingeweihte Menge und halte sie fern"), Citat aus Horaz' "Oden", III, 1, 1.

Ödĭpus, König von Theben, einer der Haupthelden griechische Dichtung und Sage, war der Sohn des Königs Laios und der Iokaste (bei Homer Epikaste). Infolge eines Orakelspruchs, wonach er seinen Vater töten und seine Mutter heiraten würde, ward er als Kind auf dem Berge Kithäron ausgesetzt, aber gerettet und von einem Hirten des korinthischen Königs Polybos aufgezogen. Zum schönen Jüngling herangewachsen, wanderte er nach Theben, erschlug auf dem Weg seinen Vater, ohne ihn zu kennen, löste in Theben das Rätsel der schreckliche Sphinx (s. d.) und erhielt zum Lohn die Hand der Königin, seiner Mutter, mit der er den Eteokles und Polyneikes, die Antigone und Ismene zeugte. Als später eine Pest Theben heimsuchte und der König wegen eines Rettungsmittels nach Delphi schickte, befahl das Orakel, den Mörder des Laios aus Theben zu entfernen. Infolge der Nachforschungen nach demselben kam es denn an den Tag, daß Ö. selbst seines Vaters Mörder und zugleich der Gatte seiner Mutter sei, worauf er sich in der Verzweiflung, nachdem sich Iokaste erhängt hatte, das Augenlicht zerstörte. Aus seiner Vaterstadt vertrieben, durchzog er in Begleitung seiner Tochter Antigone als Bettler das Land und ging schließlich nach Athen, wo er im Hain der Eumeniden Ruhe fand und starb. Die Sage findet sich in ihren Hauptzügen schon bei Homer, Hesiod und den Kyklikern; von den Dramatikern wurde sie in der Folge vielfach erweitert und umgestaltet. Sophokles behandelte sie in seinen drei noch erhaltenen Meistertragödien: "König Ö.", "Ö. auf Kolonos" und "Antigone", und auch Äschylos und Euripides haben sie als Gegenstand von Tragödien gewählt. Vgl. Fr. Hermann, Quaestionum Oedipodearum capita tria (Marb. 1837); Schneidewin, Die Sage vom Ö. (Götting. 1852); Comparetti, Edipo (Pisa 1867); Bréal, Le mythe d'Oedipe (in "Mélanges de mythologie", Par. 1878).

Odĭum (lat.), Haß, Feindschaft.

Odo, Graf von Paris, Sohn Roberts des Tapfern, verteidigte 886 mit großer Tapferkeit Paris gegen die Normannen, erhielt zur Belohnung dafür von Karl dem Dicken die Grafschaften Angers und Tours und ward nach dessen Absetzung 887 in Compiègne von den westfränkischen Großen zum König des westfränkischen Reichs gewählt, fand aber nicht allgemeine Anerkennung, obwohl er sich Arnulfs von Ostfranken Gunst durch die Unterwerfung unter dessen Oberlehnshoheit erwarb, und hatte namentlich mit Erzbischof Fulko von Reims zu kämpfen, der 893 den Karolinger Karl den Einfältigen zum König krönte. Im Kampf mit diesem starb O. 1. Jan. 898 in La Fère.

Odoāker (Odovakar), german. Heerführer, der dem weströmischen Reich ein Ende machte, der Sohn des Skirenfürsten Edeko, trat als Söldner in weströmischen Kriegsdienst, ward bald zu einer ehrenvollen Stelle in des Kaisers Leibwache befördert und stellte sich 476 an die Spitze der germanischen Hilfstruppen (Heruler, Skiren, Alanen, Turcilinger, Rugier etc.), welche sich wegen Verweigerung des von ihnen verlangten Grundbesitzes in Italien gegen Orestes empörten. Er belagerte Orestes in Pavia, ließ ihn nach Eroberung der Stadt enthaupten und stürzte dessen Sohn Romulus Augustulus vom weströmischen Kaiserthron. Von seinem Heer zum König von Italien ausgerufen und als römischer Patricius anerkannt, herrschte O. nun über Italien mit Kraft und Weisheit. Er überwies zwar den Söldnern, die ihn auf den Thron erhoben hatten, ein Drittel des Grundbesitzes in Italien, achtete aber die Gesetze Roms, ehrte den Senat und überließ die Verwaltung, Rechtspflege und Steuererhebung einheimischen Beamten; obwohl Arianer, übte er doch gegen den römischen Klerus Duldung. 481 unternahm er einen Feldzug nach Dalmatien, um die Mörder des Kaisers Nepos zu bestrafen und diese Provinz dem Reich zu sichern, 487 einen gleichfalls glücklichen gegen die Rugier an der Donau. Dagegen zog 489 auf Anstiften des Rugierfürsten Friedrich der Ostgotenkönig Theoderich, vom griechischen Kaiser Zeno zum kaiserlichen Feldherrn ernannt, gegen O. nach Italien. Am Sontius (Isonzo) bei Aquileja, zum zweitenmal bei Verona und zum drittenmal an der Adda (11. Aug. 490) besiegt, mußte sich O. nach Ravenna zurückziehen, von wo aus er drei Jahre lang gegen die Ostgoten kämpfte, welche in der Nähe der Stadt ein festes Lager bezogen hatten. Endlich zwang ihn Hungersnot, die tapfer verteidigte Stadt 27, Febr. 493 vertragsmäßig zu übergeben. Aber bald nach dem Einzug Theoderichs, 5. März 493, ward O. bei einem Gastmahl durch Theoderich selbst niedergestoßen. Sein Sohn und viele seiner Freunde teilten dieses Schicksal.

Ödogonieen, Ordnung der Algen (s. d., S. 344).

Oedogonĭum Link, Algengattung aus der Ordnung der Ödogonieen, grüne, mehrzellige Fadenalgen, die in der Jugend mit der Basis an Wasserpflanzen, Steinen u. dgl. festgewachsen sind, später oft große, verworrene, schwimmende Watten bilden, besonders bemerkenswert wegen der an diesen Algen nachgewiesenen geschlechtlichen Zeugung (s. Algen). O. capillare Ktz., häufig in Gräben und stehenden Gewässern wachsend, bildet mit einigen Konfervaceen, wie Cladophora fracta Ktz., wenn das Wasser verschwindet, das sogen. Meteorpapier, eine filz- oder watteartig verwebte und verblichene Masse, welche oft ausgetrocknete Teiche und überschwemmt gewesene Wiesen bedeckt (Wiesentuch, Wiesenleder, Oderhaut).

Odojew, Kreisstadt im russ. Gouvernement Tula, an der Mündung der Klawenka in die Upa, hat 6 Kirchen, Handel mit Getreide, Hanf, Vieh, Talg und Honig und (1882) 5139 Einw.

O'Donnell (in Österreich O'Donel), eins der ältesten Geschlechter Irlands, dem die heutige Grafschaft Donegal, die alte Landschaft Tyrconnel, gehörte, nachweisbar seit dem 11. Jahrh., war während des Mittelalters fortwährend in Streitigkeiten teils mit den Engländern, teils mit andern irischen Dynastengeschlechtern, namentlich den O'Neals, verwickelt. Seit im Anfang des 17. Jahrh. die katholische Kirche in Irland hart verfolgt wurde, sank die Macht des Hauses; Roderich O., das Haupt desselben, mußte 1607 auf den Kontinent flüchten. Bei der irischen Erhebung von 1689 und 1690 spielte Balderik O. eine hervorragende Rolle, allein nach