Schnellsuche:

Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

Schlagworte auf dieser Seite: Ácidum oleinicum; Oelsäure

589

Chemikalien organischen Ursprungs.

wie durch Alkalien, durch Säuren sich ersetzen lassen. Diese Methode eignet sich namentlich für die Verarbeitung sehr schlechter Fette: es können hierbei die fetthaltigen Abfallprodukte aller möglichen technischen Operationen benutzt werden. Die Fette werden zuerst mit starker Schwefelsäure (4-12%) erhitzt; hierdurch werden sie zersetzt und die frei gewordenen Fettsäuren verbinden sich mit der Schwefelsäure zu sog. Sulfofettsäuren. Diese zerfallen, wenn sie mit Wasser von 100° längere Zeit erwärmt werden, in ihre Bestandtheile. Die Fettsäuren werden getrennt, mittelst überhitzter Wasserdämpfe bei 250-350° überdestillirt und schliesslich, wie bei der ersten Methode, durch Pressen von Oelsäure befreit. Neuerdings wird noch eine dritte Methode benutzt, indem man die Fette durch blosses Kochen mit Wasser in geschlossenen Kesseln und unter sehr hohem Dampfdruck zerlegt oder Zersetzung und Destillation durch überhitzte Wasserdämpfe gleichzeitig ausführt.

Anwendung. Die Stearinsäure hat ausser ihrer Hauptverwendung zur Kerzenfabrikation auch für unsere Branche Interesse, indem sie einen Hauptzusatz zu den verschiedenen Glanzstärken bildet. Ferner dient sie hier und da bei billigen Pomaden als Ersatz des weissen Wachses und in gepulvertem Zustande als ein vorzügliches, nicht stäubendes Pulver für Tanzsäle an Stelle des Talkum. Wer hierfür Verwendung hat, kann sich das Pulver, bei dem es auf Feinheit ankommt, leicht und billig selbst durch eine kreisrunde Reibe, sog. Seifenreibe, herstellen. Diese Reiben sind trommelförmig, ruhen in einer Achse mit Kurbel und liefern mit Leichtigkeit ein feines Pulver.

Ácidum oleinicum oder elainicum oder oleáceum.

Oelsäure, Olein, Stearinöl.

Die unter diesem Namen in den Handel kommende Waare ist eine rohe Oelsäure, die neben der Oleinsäure noch verschiedene Mengen von Stearin oder Margarin enthält. Sie ist ein Nebenprodukt bei der Stearinsäurebereitung (s. d.) und stellt gewöhnlich eine gelbbraune, unangenehm ranzig riechende, ölige Flüssigkeit von schwach saurer Reaktion dar. Chemisch reine Oleinsäure erstarrt erst bei +4°, während die käufliche schon bei +15-16° weissliche Krystalle absetzt und bei +8-10° gewöhnlich schon völlig erstarrt. Man thut daher gut, die Vorrathsgefässe nicht im Keller, sondern an einem möglichst warmen Orte aufzubewahren und, wenn theilweise Erstarrung eingetreten ist, die beiden Schichten durch Rühren oder Schütteln wieder mit einander zu vereinigen.

Anwendung. Technisch vielfach zum Putzen von Kupfer, Messing und andern Metallen, weil sie die Oxyde der Metalle leicht auflöst und zu gleicher Zeit einen schützenden Oelüberzug bildet. Für diese Zwecke wird sie vom Publikum meist unter dem Namen Stearinöl gefordert. Die Oelsäure ist ferner ein ausgezeichnetes Material für die Bereitung des Heft-^[folgende Seite]