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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ofterdingen – Ogival

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'O.F.M.'

1770–80; neue Ausg., 4 Bde., mit 160 Tafeln, ebd. 1788–1806), «Entomostraca s. insecta testacea» (ebd. 1785) und «Animalcula infusoria fluviatilia et marina» (ebd. 1786). Von der «Zoologia danica» rühren bloß die drei ersten Bände von Müller her, der vierte ist von P. Ch. Abildgaard und Jens Rathke.

Ofterdingen, Heinr. von, s. Heinrich von Ofterdingen.

Og, nach der israel. Sage ein König von Basan, der von den unter Moses' Führung in Palästina eindringenden Israeliten bei der Stadt Edrei besiegt worden sein soll (4 Mos. 21, 33). Die Sage schildert ihn als einen Riesen; sein Sarkophag aus Basalt wurde später noch zu Rabbat-Ammon gezeigt. Weiteres über O. erzählen die Rabbinen.

Ogaden, Landschaft im Innern des Somallandes (s. d.) in Ostafrika, zwischen dem Gebirge von Berbera im N. und dem Mittellauf des Webi im S., mit unbestimmten Grenzen in W. und O. Es ist ein gegen 900 m hoch gelegenes Steppenland, von Hügelketten längs des Flusses Webi durchsetzt. Die wasser- und baumlose Gegend zwischen Gan Libach und Djerlogubi (9–7° nördl. Br.) verwandelt sich am Faf und Webi in herrliches Weideland mit ziemlich üppiger Baumvegetation an den Ufern der Flüsse. Zahlreich sind hier die Herden von Rindern und Schafen; Antilopen giebt es in Menge, und in den Flüssen Flußpferde, Krokodile und Fische. Verschiedene Stämme der Somal, besonders Hawaijeh, ziehen entweder als Nomaden umher oder haben, wie am Webi und Faf, feste Wohnsitze. Sie besitzen weder Pferde noch Kamele. Ihr feindseliges Mißtrauen, ihre Lust zu Raub und Mord versperren dem Europäer das Land. Dem Engländer F. L. James gelang es 1885 als erstem Weißen, von Berbera bis Barri am Webi ganz O. zu durchqueren. – Vgl. James, The unknown Horn of Africa (Lond. 1888).

Ogasawara-shima, s. Bonin-Inseln.

Ogden, Hauptort des County Weber im nordamerik. Staate Utah, am Fuße der Wahsatchberge, an der Vereinigung des Ogden- und des Weberflusses, Haupteisenbahnknotenpunkt, unter andern der Hauptlinien der Union-Pacific und der Central-Pacific, hat (1890) 14889 E., beträchtlichen Großhandel mit Getreide, Obst und Salz, Mühlen, Fabriken voll Woll- und Strickwaren und Pulver.

Ogdensburg, Stadt und Einfuhrhafen im County St. Lawrence im nordamerik. Staate Neuyork, an der Mündung des Oswegatchie in den St. Lorenzstrom, an der canad. Grenze, Sitz eines kath. Bischofs, hat (1890) 11662 E. und Getreidehandel. Unterhalb O. liegen Stromschnellen.

Ögeled, soviel wie Kalmücken (s. d.).

Oger (frz. ogre, vom lat. orcus), menschenfressender Riese in Märchen.

Oggersheim, Stadt im Bezirksamt Ludwigshafen a. Rh. des bayr. Reg.-Bez. Pfalz, an der Linie Ludwigshafen-Worms der Pfälz. Eisenbahn, hatte 1890: 4537, 1895: 5053 E., darunter 2459 Evangelische, kath. und evang. Kirche, Wallfahrtskapelle, «Lorettokirche»; große Baumwollspinnerei und -Weberei, Fabrikation von Cigarren, Malz und Hefen.

Oggiono (spr. oddschóno), Marco da, ital. Maler, geb. um 1470 zu Oggiono, gest. 1530, gehörte zu den Schülern des Leonardo da Vinci und lieferte tüchtige Arbeiten im Stile des Meisters. Doch sind seine Staffeleibilder höher zu stellen als die Freskogemälde, welche er in Sta. Maria della Pace zu ↔ Mailand ausführte und die jetzt in der Brera daselbst aufbewahrt werden. Seine drei Erzengel in der Brera sind von schönem und edelm Ausdruck und bemerkenswert in der Zeichnung. Im Louvre befindet sich von ihm eine Heilige Familie, in Sta. Eufemia zu Mailand ein Altarblatt, im Museum zu Berlin eine Madonna. Besonders bekannt ist O. durch die zwei freien Kopien, die er von dem berühmten Abendmahl Leonardos fertigte. Die eine in Originalgröße und in Öl gehörte dem Refektorium der Kartause zu Pavia und kam in die Londoner Akademie. Die andere ist al fresco ausgeführt und befand sich im Refektorium des Klosters zu Castellazza bei Mailand, jetzt in der Brera. Bei der fast gänzlichen Vernichtung des Originals (s. das Vorblatt zur Tafel: Das heilige Abendmahl, beim Artikel Leonardo da Vinci) sind diese Kopien von großer Wichtigkeit.

Ogham (mittelirisch ogom, ogum), bei den Iren Name einer Schrift, die sich auf Inschriften der beiden brit. Inseln vorfindet. Die ältesten Inschriften gehen bis ins 5. Jahrh. n.Chr. zurück, die Schrift ward aber auch später im Mittelalter in Irland als Geheimschrift gebraucht. Sie besteht aus einfachen Strichen, die senkrecht oder schief zur Kante des Steins oder zu einer gezogenen Linie stehen. Der Ursprung des O. ist noch nicht aufgehellt; die Iren schrieben seine Erfindung dem sagenhaften Ogma zu, dessen Name an den altgallischen Gott der Beredsamkeit Ogmios erinnert. Da die Bedeutung der 20 Buchstaben der Schrift mit denen des lat. Alphabets fast identisch ist, dürfte sie als eine freie Erfindung nach diesem anzusehen sein, um das Schreiben (Einritzen) auf Stein und Holz zu erleichtern. Die Sprache der alten Inschriften scheint durchweg dem Gälischen (s. d.) anzugehören. Sammlungen: Brash, The Ogam inscribed monuments of Gaedhil (Lond. 1879); Rhys, Lectures on Welsh philology (2. Aufl., ebd.1879); Ferguson, Fasciculus of prints from photographs of casts of O. inscriptions (in den «Transactions of the Royal Irish Academy», XXVII); ders., O. inscriptions in Ireland, Wales and Scotland (Edinb. 1887).

Ogĭer der Däne, in der Sage einer der Paladine Karls d. Gr., Held mehrerer franz. Gedichte, auch zweier hochdeutscher Bearbeitungen. – Vgl. Boretzsch, Über die Sage von O. dem Dänen (Halle 1891).

Oginskijscher Kanal, nach dem Fürsten Michael Kasimir Oginskij (1731–99), Großhetman von Litauen (der ihn anlegte), benannter Kanal im Kreis Pinsk des russ. Gouvernements Minsk, verbindet die Schara (Nebenfluß des Njeman [Niemen]) mit der Jazolda (durch den Pripet zum Dnjepr gehend) und ist 55 km lang. Der ganze dadurch hergestellte Wasserweg von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer beträgt 2566 km. Den O. K. passierten (1892) 257 Kähne und Barken und 12937 Flöße.

Ögir, Dämon, s. Ägir.

Ogiv, s. Ogival.

Ogival (frz., spr. oschiwál, von Ogive, s.d.), gewöhnliche Form der Spitze von Langgeschossen, entstehend durch Umdrehung eines Bogenstücks (Ogivs) um die Längsachse des Geschosses. Meist wird das erzeugende Bogenstück durch einen Kreisabschnitt gebildet, dessen Radius bei gewöhnlichen Granaten gleich 1½ , bei Panzergranaten gleich 2 Kaliber ist. Die ogivale Spitze ist günstig zur Überwindung des Luftwiderstandes und zum Eindringen in das Ziel; sie ist solider als die konische Spitze und rückt den

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 548.