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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Omissivdelikt - Omri.

Omissivdelikt (lat.), eine strafbare Gesetzesübertretung, welche durch eine Unterlassung begangen wird, z. B. durch die Unterlassung einer Anzeige in solchen Fällen, in denen die Anzeigepflicht besteht. Gegensatz: Kommissivdelikt.

Omittieren (lat.), etwas weglassen, versäumen.

Omladina ("Jugend"), serb. Geheimverbindung zur Förderung der Einigung und Unabhängigkeit der serbischen Nation. Die O. war ursprünglich ein schon vor 1848 von serbischen Studenten in Preßburg gegründeter litterarischer Verein, der seine gemeinschaftlichen Poesien unter dem Namen O. im Druck erscheinen ließ; O. wurde daher allgemein für die serbische Studentenschaft gebraucht. Erst 1866 erhielt die O. eine andre Gestalt und Organisation: in Nowisad (Neusatz) in Südungarn wurde ein Zentralkomitee, in allen serbischen Ortschaften diesseit und jenseit der Donau Subkomitees gebildet, von den Beiträgen der rasch sich mehrenden Mitglieder omladinistische Volksbücher, Kalender und Zeitungen, namentlich die von Miletitsch redigierte "Zastava", herausgegeben, öffentliche Vorträge gehalten, Wanderversammlungen veranstaltet u. dgl. m. Da die Wanderversammlung in Werschetz 1867 die Forderung der ungarischen Regierung, daß durch die Statuten die Unterthanen fremder Staaten von der Mitgliedschaft der O. ausgeschlossen würden, nicht annehmen wollte, auch Flüchtlinge aus der Herzegowina und Abgesandte aus Montenegro als Redner auftraten, so wurde die Versammlung von der Polizei gewaltsam gesprengt und alle omladinistischen Komitees in Ungarn aufgelöst und verboten. Auch in Belgrad wurde gleichzeitig die Versammlung der O. auf Befehl des Fürsten Michael Obrenowitsch vertrieben. Jedoch setzte sie ihre Thätigkeit mit verdoppeltem Eifer heimlich fort und wuchs sowohl in Serbien als in Ungarn zu einer beträchtlichen Macht heran. Sie bekämpfte zugleich die absolutistische Regierung des Fürsten Michael und die Konstituierung der ungarischen Krone nach dem Ausgleich. Die Ermordung Michaels (10. Juni 1868) hatte daher scharfe Maßregeln gegen die O. zur Folge. Der Aufstand in der Herzegowina und der Krieg mit den Türken 1876 brachten die Partei der O. in Serbien völlig zur Herrschaft; der Ministerpräsident Ristitsch warf sich ihr in die Arme und verfocht ihre Ideen in seinem Organ "Istok" ("Osten"), bis die Erfolge von 1878 und der Einspruch Österreichs 1880 eine Politik der Mäßigung in Serbien zur Herrschaft brachten und die Ungarn energisch gegen die Agitationen der O. in ihrem Gebiet einschritten.

Ommeganc, s. Zunftgebräuche.

Ommen (Stadt O.), Stadt in der niederländ. Provinz Overyssel, an der Vecht, mit einer reformierten und einer Separatistenkirche, Kantonalgericht, einigen Fabriken und (1886) 3076 Einw.

Ommerschans, Ort in der niederl. Provinz Overyssel, im SO. von Meppel, mit 2000 Einw. und einer Arbeitskolonie für Bettler, die 1824 von der Niederländischen Wohlthätigkeitsgesellschaft gegründet, 1859 vom Staat übernommen und seit 1870 als Bettlerkolonie für das ganze Reich eingerichtet wurde.

Omne nimium nocet, lat. Sprichwort: "Alles Übermaß schadet", allzuviel ist ungesund.

Omne principium grave (difficile), lat. Sprichwort: "Aller Anfang ist schwer".

Omne simile claudicat, lat. Sprichwort: "Jedes Gleichnis hinkt", d. h. es paßt nie ganz.

Omnia in majorem Dei gloriam (lat.), "Alles zu größerer Ehre Gottes", Wahlspruch des Jesuitenordens; vgl. Jesuiten, S. 211.

Omnia mea mecum porto (lat.), "Alles Meinige trage ich bei mir", Denkspruch des Bias (s. d.), auch Motto des "Wandsbecker Boten" (Matth. Claudius).

Omnia vincit amor (lat.), "Alles besiegt der Gott der Liebe", Citat aus Vergils "Eklogen" (10, 69).

Omnibus (lat., "für alle"), vielsitzige, zumeist auch mit Deckplätzen ausgestattete Lohnwagen, welche zu bestimmten Zeiten regelmäßige Fahrten machen. Nach einem nur kurze Zeit in Betrieb erhaltenen Unternehmen von 1662 in Paris (achtsitzige Carosses à cinq sous) wurden die modernen Omnibusse ebenfalls zuerst in Paris 1823 eingeführt und verbreiteten sich bald über alle größern Städte.

Omnigraph (lat.-griech.), von Becker 1841 in London erfundene Maschine zur Erleichterung einer gleichmäßigen und korrekten Gravierung von Schrift auf den lithographischen Stein.

Omniparität (neulat.), allgemeine Rechtsgleichheit.

Omnipoténz (lat.), Allmacht.

Omnipräsénz (lat.), Allgegenwart.

Omnisciénz (lat.), Allwissenheit.

Omnium (lat.), ein im englischen Anleihesystem gebräuchlicher Ausdruck. Bei einer neuen Anleihe werden öfters Papiere von den schon vorhandenen Arten zu verschiedenen Preisen und Prozentsätzen ausgegeben. Die einzelnen Obligationen als Teile des Ganzen heißen scrips (von subscription); ihr Inbegriff oder die Gesamtsumme, welche jemand für seine Zeichnung von den verschiedenen Sorten erhält, heißt O.

Omnivoren (lat., "Allesfresser"), Bezeichnung von Tieren, welche sowohl von pflanzlicher als auch von Fleischnahrung leben.

Omoa, Hafenstadt in der zentralamerikan. Republik Honduras, am Karibischen Meer, mit verfallenem Fort, sicherm Hafen für kleine Schiffe, Ausfuhr von Mahagoni- und Farbholz und 2000 Einw.

Omophagen (griech.), rohes Fleisch Essende.

Omophorion (griech.), eine zum byzantinischen Kaiserornat gehörige breite, mit Edelsteinen besetzte Schärpe, welche um die Schulter geschlungen wurde und auf Brust und Rücken herabfiel. Das O. gehört auch zur liturgischen Kleidung der griechisch-katholischen Geistlichen und entspricht in seiner Gestalt dem Pallium (s. d.) der abendländischen Geistlichkeit.

Omphacit, s. Augit.

Omphacitfels, s. Eklogit.

Omphale, im griech. Mythus Tochter des Jardanos, Witwe des Tmolos und Königin von Lydien, bei welcher Herakles drei Jahre in Dienstbarkeit zubrachte (s. Herakles, S. 396, 399).

Omphalitis (griech.), Nabelentzündung.

Omphalocele (griech.), Nabelbruch, s. Bruch, S. 484.

Omphalopsychiten (Omphalopsychoi, griech., "Nabelseelen"), s. v. w. Hesychasten.

Omphalóptron (griech.), ein linsenförmig geschliffenes Vergrößerungsglas.

Omphalorrhagie (griech.), Nabelblutung Neugeborner.

Omphalos (griech., "Nabel"), ein nach der Sage vom Himmel gefallener (Meteor-) Stein in Delphi, den Mittelpunkt, gleichsam den Nabel, der Erde bezeichnend, wurde im Apollonheiligtum aufbewahrt und göttlich geehrt, d. h. mit Binden umwunden und gesalbt. Er war Attribut des Apollon, der oft auf ihm sitzend dargestellt ist, wird aber auch seinem Sohn Asklepios beigegeben.

Omri, König von Israel 899-875 v. Chr., wurde nach der Ermordung Elas durch Simri vom Heer auf den Thron erhoben, überwand Simri und einen