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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Ornieren - Orosius.

matischen Dienst verlassen, 1873 vollendete. Die Übertragung des ersten Teils der Tragödie (Lissab. 1861) ist die beste, jene des zweiten Teils (das. 1873) die einzige in Portugal existierende.

Ornieren (lat.), zieren, schmücken.

Ornis (griech.), die Vogelfauna eines Landes.

Ornithichnītes, s. Dinosaurier.

Ornitholíthen (griech.), fossile Reste ausgestorbener Vögel, s. Vögel.

Ornithologīe (griech.), Vogelkunde (s. Zoologie); Ornitholog, Vogelkenner.

Ornithoptĕra, s. Amphrisus.

Ornithŏpus L. (Krallenklee, Vogelfuß), Gattung aus der Familie der Papilionaceen, zarte, weichhaarige, selten kahle Kräuter mit unpaarig und vieljochig gefiederten Blättern, kleinen Blüten in langstieligen Dolden oder fast kopfig gruppiert und stielrunden oder zusammengedrückten gekrümmten, gleich den Zehen eines Vogels auseinander stehenden Gliederhülsen (daher der Name). Sieben Arten, vorzüglich in den Mittelmeerländern und im außertropischen Südamerika. O. sativus Brot. (Serradelle), mit 30-60 cm hohem Stengel, vielblütigen Blütenköpfchen, lilafarbigen Blüten und 2,5 cm langen, perlschnurartig gegliederten Hülsen, als Futterpflanze auf Sandboden gebaut. Die Serradelle bedarf keines Kalkgehalts, fordert aber immerhin einen Boden, in welchem noch weißer Klee gedeiht, oder wenigstens guten Roggenboden. Man kann sie auf gut hergerichtetem und von Quecken gereinigtem Boden ohne Schutzfrucht säen oder bringt sie in gedüngten Roggen. Ihr kräftiger Wuchs beginnt erst im August, man erntet vor oder nach Michaelis und trocknet wie Klee. Sie liefert pro Hektar 800-1000 Ztr. Grünfutter oder 160-200 Ztr. Heu, das alle Haustiere gern fressen, und das dem Wiesenheu in Nährkraft gleichkommt. Da die Serradelle einen großen Teil ihrer Nahrung aus dem Untergrund entnimmt, bei gutem Stand auch den Boden vorzüglich beschattet, ihn in guter Gare hinterläßt, ist sie eine gute Vorfrucht, zumal für Getreide. Sie eignet sich vortrefflich als Nachfrucht, indem man sie im Frühjahr in Wintergetreide säet und nach der Ernte desselben noch einen sehr guten Futterschnitt, im schlimmsten Fall eine gute Weide erhält. In Deutschland kommt eine kleine Art, O. pusillus L., auf sandigen Anhöhen vor. Vgl. König, Die Serradella (Berl. 1877).

Ornithorhynchus, Schnabeltier.

Ornithosceliden, s. Dinosaurier.

Orobanche L. (Sommerwurz), Gattung aus der Familie der Gesneraceen, chlorophylllose Schmarotzergewächse mit angeschwollener Stengelbase, fleischigem, schuppigem, blaßbraunem, rötlichem oder weißlichen und mit schuppigen Niederblättern spiralig besetztem Stengel, in Ähren oder Trauben stehenden Blüten und einfächeriger, vielsamiger Kapsel. Sie leben auf den Wurzeln sehr verschiedener Pflanzen, besonders von Papilionaceen, kommen in Deutschland seltener, in den Mittelmeerländern häufig vor und richten auf Kulturpflanzen großen Schaden an, z. B. O. speciosa Dec. auf Erbsen, O. ramosa Coss. auf Tabak u. Hanf. Vgl. Koch, Die Entwickelungsgeschichte der Orobanchen (Heidelb. 1887).

Orobancheen, dikotyle Pflanzengruppe aus der Ordnung der Labiatifloren, eine Unterfamilie der Gesneraceen bildend, Wurzelschmarotzer mit bleichen Schuppenblättern und zweilippigen Blüten, in Deutschland durch die Gattungen Orobanche L. und Phelipaea Tourn. vertreten.

Orodus, s. Selachier.

Orognosīe (griech.), Gebirgslehre, Zweig der Geologie; Orognost, Kenner der O.

Orographīe (griech.), Beschreibung der Gebirge nach ihren äußern Formen und Gruppierungen, daher orographische Karten, Landkarten, auf denen vorzugsweise die Gebirgs- und Höhenzüge berücksichtigt sind. Die O. ist ein Teil der physikalischen Geographie (s. Erdkunde) und wesentliches Hilfsmittel für denjenigen Teil der Geologie, welcher den Bau und die Entstehung der Gebirge behandelt; ebenso sind die orographischen Karten, jetzt gewöhnlich solche mit einfachen Angaben von Horizontalen in gleichen (äquidistanten) Vertikalabständen, unerläßliche Grundlage der geognostischen Karten. Vgl. v. Sonklar, Allgemeine O. (Wien 1873).

Orōken, halb nomadisches Tungusenvolk im mittlern Teil der Insel Sachalin, etwa 400 Seelen stark, das zu gewissen Jahreszeiten mit seinen Renntieren regelmäßige Wanderungen ausführt.

Orometrīe (griech.), die Lehre von der Messung der Gebirge nach Gipfel-, Paß- und Kammhöhe, einer der wichtigsten Bestandteile der Orographie (s. d.), besonders durch den Wiener Geographen v. Sonklar wissenschaftlich begründet.

Oromo, Negervolk, s. Galla.

Orono, Stadt im nordamerikan. Staat Maine, am Penobscot, mit Sägemühlen, landwirtschaftlicher und technischer Schule und (1880) 2245 Einw.

Oronsay, Insel, s. Colonsay.

Oróntes, 1) der Hauptfluß Syriens, jetzt Nahr el Asi ("der Stürmische") genannt, entspringt am Antilibanon, nordöstlich von Baalbek, in 1140 m Höhe, verfolgt nördliche Hauptrichtung, bis er sich in seinem Unterlauf bei Antiochia nach W. zum Mittelländischen Meer wendet. Sein Thal ist an vielen Stellen kultiviert und besonders in seinem untern Teil durch malerische Szenerien und Vegetation ausgezeichnet. Seine Länge beträgt 237 km, seine Breite unterhalb Antiochia ca. 60 m. - 2) Griechischer Name des Berges Elwend (s. d.) in Persien, an dessen Nordfuß Ekbatana (s. d.) lag.

Oropa, d' (Madonna d'O.), Wallfahrtsort, s. Biella.

Oropēsa, span. Name der Stadt Cochabamba (s. d.).

Orōpos, im Altertum feste Hafenstadt in Attika, am Euripos, mit eignem Gebiet, in dem sich ein Tempel des hier von der Erde verschlungenen Amphiaraos befand. Die ursprünglich böotische Stadt wurde frühzeitig von den Athenern erobert, aber wiederholt auf kürzere Zeit verloren. Ruinen bei Oropo.

Orosháza (spr. óroschhāsă), Dorf im ungar. Komitat Békés, an der Alföld-Fiumaner Bahn, hat (1881) 18,038 ungar. Einwohner, Wein- und Getreidebau, Viehzucht, eine Sparkasse und ein Bezirksgericht.

Orosĭus, Paulus, röm. Geschichtschreiber des 5. Jahrh. n. Chr., aus Spanien gebürtig, geboren um 390, christlicher Presbyter, schrieb auf Veranlassung des Augustinus, bei dem er sich längere Zeit in Hippo aufhielt, um die Behauptung der Heiden zu widerlegen, daß der Verfall des römischen Reichs durch die Christen verschuldet sei, ein Geschichtswerk: "Historiarum libri VII adversus paganos", worin er mit Benutzung des Livius, Tacitus, Suetonius, Justinus, Eutropius und der lateinischen Übersetzung der Chronik des Eusebios die Geschichte mit geringer Sachkenntnis und unter übergehender Hervorhebung des Elends und der Verbrechen der heidnischen Zeit von Erschaffung der Welt bis 410 n. Chr. herabführte. Am besten ward es von Haverkamp (Leid. 1738; neue Ausg., Thorn 1876) und Zangemeister (Wien 1882)