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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Orthopnöe - Ortloff.

spieligen Apparate einfache Vorrichtungen zu setzen. So verschwinden die eigentlichen orthopädische Institute immer mehr und mehr, und jede chirurgische Klinik, jede chirurgische Abteilung eines größern Krankenhauses ist heutzutage auch eine Heilanstalt für Verkrümmungen und Deformitäten. Vgl. Andry, L'orthopédie (Par. 1741, 2 Bde.); Hüter, Klinik der Gelenkkrankheiten mit Einschluß der O. (2. Aufl., Leipz. 1876-78, 3 Tle.); Schildbach, Die Skoliose, Anleitung zur Beurteilung und Behandlung der Rückgratsverkrümmungen (das. 1872); Busch, Allgemeine O., Gymnastik und Massage (das. 1882). Vgl. auch Heilgymnastik.

Orthopnöe (griech.), der höchste Grad der erschwerten Atmung, bei welchem es dem Kranken nur bei aufrechter Stellung und größter Anstrengung aller der Atmung dienenden Muskeln gelingt, das genügende Quantum von Luft in die Luftwege gelangen zu lassen.

Orthopteren, s. Geradflügler.

Orthorhombisches Kristallsystem, s. v. w. rhombisches Kristallsystem, s. Kristall, S. 230.

Orthotrichaceen, Familie der Laubmoose, s. Moose.

Ortje, alte kleine Münze, s. Ort.

Ortleralpen, die östliche Fortsetzung der südlichen Graubündner und Rätischen Alpen, umfassen im weitern Sinn das ganze Gebiet zwischen dem Stilfser Joch, der Etsch, der lombardischen Tiefebene, dem Oglio, der Einsenkung von Aprica (zwischen Edolo und Tresenda) und der obern Adda, liegen demnach teils in Tirol, teils in der Lombardei und zerfallen in folgende Gruppen: 1) Die Ortlergruppe im engern Sinn wird im Osten vom untern Ultenthal, dem Sattel am Spitznerberg, dem Val di Rumo und im S. von dem Sulzberg (Val di Sole), dem Val Vermiglio, dem Tonalepaß und dem Oglio umgrenzt. Als Erhebungszentrum des Hauptgebirgsstockes, dessen mittlere Kammhöhe 3150 m beträgt, ist der Monte Cevedale (3795 m) anzusehen. Vom Hauptkamm, dessen höchster Punkt die Königsspitze (3854 m) ist, werden mehrere Zweige strahlenförmig zwischen das Trafoi-, Sulden-, Martell- u. Ultenthal, das Val di Rabbi, della Mare, Forno und Furva entsandt. Auch der höchste Gipfel der Gruppe und aller österreichischen und deutschen Alpen, der Orlter (3905 m), liegt nicht im Hauptkamm. Er wurde auf Veranlassung des Erzherzogs Johann zuerst 27. Sept. 1804 von dem Tiroler Gemsenjäger Pichler, im folgenden Jahr von dem Botaniker Gebhard erstiegen. In neuerer Zeit wird die Ersteigung häufig von Sulden wie von Trafoi aus über die Payerhütte vorgenommen. Ihrer Hauptmasse nach besteht die Ortlergruppe aus kristallinischem Schiefer, während die nordwestlichen Erhebungen aus dolomitischem Kalk gebildet sind. Die Gruppe zählt 70 Gletscher, welche gegen 200 qkm bedecken. Der größte ist die Vedretta del Forno (22 qkm). Der Suldenferner kennzeichnet sich durch seine periodischen Oszillationen. Über das Stilfser Joch (2756 m) führt die höchste Alpenkunststraße Europas (seit 1824). 2) Die Adamello-Presanella-Alpen werden nördlich vom Tonalepaß (1874 m), östlich vom Val Rendena, westlich vom Oglio begrenzt. Das Hauptthal der Gruppe ist das Val di Genova (das oberste Sarcathal), welches mit dem Val Narcano die Presanellamasse von jener des Adamello scheidet. Als höchste Spitzen erheben sich hier die beiden namengebenden Berge: Adamello (3547 m) und Presanella (3561 m). Die vorzüglichsten Gletscher sind: die Vedretta Mandron, della Lobbia, di Lares, di Fumo, di Nardis. In der Adamellogruppe erreicht der Granit seinen Kulminationspunkt in den österreichischen Alpen. 3) Die Trientiner Alpen oder südlichen Tiroler Kalkalpen (im engern Sinn), östlich der Linie Val Buona, Val Rendena, Meladrio, Sulzberg, Spitznersattel und unteres Ultenthal, zerfallen in: a) die Mendel- und Gampengruppe oder Nonsberger Alpen zwischen Etsch und Noce (bis 1964 m hoch), vom Mendelpaß (1354 m) mit der neuen Straße von Bozen nach Fondo überschritten; b) die Gruppe der Cima di Brenta (3146 m) und Cima Tosa (3179 m), südlich der vorigen und nördlich der Linie Toblinosee-Tione; c) die Gruppe des Monte Tenero, nördlich von den Thälern Ledro und Ampola; d) die Gruppe des Monte Meano zwischen Garda- und Idrosee; e) den Monte Gazza (1986 m) und f) den Orto d'Abramo (2177 m), voneinander getrennt durch die Einsattelung von Vezzano und Cadine; g) den Monte Baldo zwischen Gardasee und Etsch und durch das Thal des Comeraso vom Orto d'Abramo geschieden. Der hervorragendste Gipfel ist der Monte Maggiore (2198 m). Vgl. J. ^[Julius] Payer in den Ergänzungsheften zu "Petermanns Mitteilungen", Heft 17, 18, 23, 27, 31; Meyers Reisebücher: "Die Deutschen Alpen", Bd. 1 (2. Aufl., Leipz. 1887); Führer von Meurer (Wien 1884), Waltenberger u. a.

Ortloff, Friedrich, Rechtsgelehrter, geb. 10. Okt. 1797 zu Erlangen, studierte 1814-16 in Jena, Göttingen, Erlangen die Rechte, wurde in Erlangen 1816 Doktor der Philosophie und ließ sich in demselben Jahr als Hofadvokat in Koburg nieder, mit welcher Stellung er seit 1817 die Professur der Geschichte am Gymnasium Casimirianum verband. 1818 zum Doktor der Rechte promoviert, folgte er 1819 einem Ruf als ordentlicher Professor und Mitglied des Schöppenstuhls nach Jena, wo er 1826 Rat, 1844 Präsident des Oberappellationsgerichts ward. Er präsidierte 1848-49 der Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs einer thüringischen Strafprozeßordnung sowie zur Revision des thüringischen Strafgesetzbuchs und nahm an der in Dresden tagenden Konferenz zur Abfassung eines bürgerlichen Gesetzbuchs und einer bürgerlichen Prozeßordnung 1856-63 hervorragenden Anteil. Er starb 10. Okt. 1868 in Jena. Von seinen Schriften nennen wir: "Von den Handschriften und Ausgaben des Salischen Gesetzes" (Kob. u. Leipz. 1819); "Grundzüge eines Systems des deutschen Privatrechts mit Einschluß des Lehnrechts" (Jena 1828); "Sammlung deutscher Rechtsquellen" (das. 1836-60, 2 Bde.); "Allgemeine deutsche Wechselordnung" (das. 1848). Mit K. W. E. Heimbach u. a. gab er "Juristische Abhandlungen und Rechtsfälle" (Jena 1847-57, 2 Bde.) heraus. Ein Muster der Spezialgeschichtschreibung ist seine "Geschichte der Grumbachischen Händel" (Jena 1868-70, 4 Tle.). - Sein Sohn Hermann Friedrich O., geb. 1829, seit 1855 Privatdozent in Jena, 1862-66 außerordentlicher Professor des Kriminalrechts daselbst, jetzt Landgerichtsrat zu Weimar, schrieb: "Die Encyklopädie der Rechtswissenschaft in ihrer gegenwärtigen Bedeutung" (Jena 1857); "Das Strafverfahren in seinen leitenden Grundsätzen" (das. 1858); "Lüge, Fälschung, Betrug" (das. 1862); "Methodologie der Rechts- und Staatswissenschaft" (Braunschw. 1863); "Der Adhäsionsprozeß" (Leipz. 1864); "Lehrbuch der Kriminalpolizei" (das. 1881); "Die strafbaren Handlungen" (Münch. 1883); "Der Wechselverkehr nach deutschem und österreichischem Recht" (Neuwied 1885); "Die gerichtliche Redekunst" (das. 1887, 2 Tle.).