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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Osurgeti - Osymandias.

gossa verbannt, entwich von da nach Frankreich und lebte später in Portugal, von wo er erst nach Philipps II. Tod nach Spanien zurückkehrte. Hier verheiratete er sich mit der Tochter des Herzogs von Alcalá und nahm den Titel eines Herzogs von O. an. Von König Philipp III. abermals verbannt, ging er nach Flandern und machte an der Spitze eines aus seinen Mitteln geworbenen Regiments sechs Feldzüge mit. Von hier besuchte er den Hof Heinrichs IV. von Frankreich und Jakobs I. von England. Durch die Bemühungen seines Gönners, des Herzogs von Lerma, ward ihm 1607 gestattet, an den Madrider Hof zurückzukehren; er ward Kammerherr, Ritter des Goldenen Vlieses und Geheimrat des Königs. 1611 als Vizekönig nach Sizilien gesandt, stellte er bald die Ruhe daselbst her, brach die Macht der großen Barone und der in ihrem Sold stehenden Banditen, that viel für Belebung des Ackerbaues und Handels und schlug die seeräuberischen Türken in einem dreitägigen Kampf. 1615 nach Spanien zurückgerufen, ward er bereits 1616 als Vizekönig nach Neapel gesandt. Auch hier erwarb er sich große Popularität, indem er der Willkür des Adels entgegentrat und dem Volk die Steuerlast erleichterte. Seine Beliebtheit gedachte er zu benutzen, um sich zum unabhängigen Herrn von Neapel zu machen, und warb fremde Söldner an. Indes ehe er sich fremde Hilfe gesichert hatte, ward er 1620 abberufen. Es gelang ihm, sich bei Philipp III. zu rechtfertigen; doch ward 1621 nach dessen Tod eine neue Untersuchung gegen ihn eingeleitet und er verhaftet. Er starb noch vor geendigter Untersuchung 1624 im Schloß Almande. Nach seinem Tod ward er von allen Beschuldigungen freigesprochen. Sein einziger Sohn, Don Juan Tellez y Giron, folgte dem Vater in allen Majoraten und starb als Vizekönig von Sizilien 1656 in Palermo. Vgl. Fernandez Duro, Él gran duque de O. y sua marina (Madr. 1885).

Osurgeti, Kreisstadt im Gouvernement Kutaïs der russ. Statthalterschaft Kaukasien, unfern der Küste des Schwarzen Meers, in 74 m Höhe, mit (1876) 700 Einw. (darunter zahlreiche Armenier), war sonst Residenz des Fürsten von Gurien, hat eine schöne Kirche mit vielen Heiligtümern und eine Telegraphenstation.

Oswald, der heilige, eine Spielmannsdichtung des 12. Jahrh., die jedoch nicht viel mehr als den Namen von dem heil. Oswald, König von England (gest. 642), entlehnt hat und im übrigen ganz auf freier Erfindung beruht. Wie alle Spielmannsdichtungen, hat auch diese eine Brautfahrt des Helden zum Ausgangs und Mittelpunkt. O. vernimmt durch den Pilgrim Warmund von der schönen Tochter des heidnischen Königs Aaron, der jedem Bewerber den Kopf abschlagen läßt. Auf des Pilgers Rat wird ein Rabe, den O. erzogen, als Bote gesandt, nachdem sein Gefieder mit Gold beschlagen worden. Derselbe gelangt auch glücklich in das heidnische Land und zu der Königstochter, die ihm einen Brief und Ring an O. mitgibt. O. kommt mit einem großen Heer und entführt die Jungfrau. Aaron verfolgt die Fliehenden; in der Not gelobt O., jede Bitte, die in Gottes Namen an ihn gerichtet würde, zu erfüllen. Nach England heimgekehrt, hält er Hochzeit. Da erscheint Christus als Pilger und verlangt in Gottes Namen Weib und Reich von dem König. Trauernd gewährt es O., da gibt sich der Pilger zu erkennen. O. und seine Gemahlin führen von da an ein keusches Leben und sterben nach zwei Jahren. Das Gedicht ist nur überarbeitet erhalten: die eine Bearbeitung herausgegeben von Ettmüller (Zürich 1835), die andre von Pfeiffer (in Haupts "Zeitschrift für deutsches Altertum", Bd. 2). Vgl. Bartsch, Die deutschen Gedichte von Sankt O. (in Pfeiffers "Germania", Bd. 5); Strobl, Über das Spielmannsgedicht von Sankt O. (Wien 1870); Edzardi, Untersuchungen über das Gedicht von Sankt O. (Hannov. 1876).

Oswald von Wolkenstein, Dichter, aus einem tirol. Adelsgeschlecht, geb. 1367 zu Gröden, führte ein vielbewegtes, unstetes und abenteuerliches Leben. Schon mit zehn Jahren nahm er an dem Zug Albrechts III. von Österreich nach Preußen teil, trieb sich dann in Kriegsdiensten bei verschiedenen Herren herum und kam bis nach Persien und Armenien. Mit 25 Jahren kehrte er nach Tirol zurück, wo ihn niemand erkannte; er verliebte sich in Sabina Jäger und machte auf ihren Wunsch eine Fahrt nach dem Heiligen Land, von wo er 1401 zurückkam. Hierauf zog er mit Kaiser Ruprecht nach Italien, abenteuerte in England, Portugal, Spanien und Afrika herum und beteiligte sich als Mitglied des tirolischen Elefantenbundes an dem Krieg zwischen den Brüdern Ernst und Friedrich von Österreich, in dem er es mit ersterm hielt. Sein letzter Feldzug war 1419 der gegen die Hussiten. Von da an lebte er auf seiner Burg Hauenstein. Er starb 2. Aug. 1445. O. ist ein Spätling des alten Minnegesangs, dessen Romantik er teilweise ins Leben einzuführen suchte. Seine zahlreichen Lieder machen den Eindruck von Überkünstelung und Geschraubtheit sowohl in Form als in Inhalt. Die Erzählung seiner Lebensschicksale hat er meist in seine Gedichte verflochten. Herausgegeben sind dieselben von B. Weber (Innsbr. 1847), übersetzt von Schrott (Stuttg. 1886). Vgl. B. Weber, O. v. W. und Friedrich mit der leeren Tasche (Innsbr. 1850); Zingerle, O. v. W. (Wien 1870).

Oswaldtwisle (spr. oswaltwissl), Fabrikstadt in Lancashire (England), 6 km südöstlich von Blackburn, mit Baumwollspinnerei, Kattundruckereien und (1881) 12,206 Einw.

Oswegatchie (spr. -gattschi), Fluß im nordamerikan. Staat New York, mündet bei Ogdensburg in den St. Lorenzstrom. Nach ihm wird ein Zollbezirk genannt.

Oswego, Fluß im nordamerikan. Staat New York, entsteht durch den Zusammenfluß von Seneca und Oneida und fällt nach einem Laufe von 36 km bei Oswego in den Ontariosee. Bei seiner Mündung bildet er Fälle. Der Oswegokanal, 61 km lang, läuft an ihm hin und verbindet den Ontariosee mit dem Eriekanal bei Syracuse.

Oswego, Stadt im nordamerikan. Staat New York, an der Mündung des Flusses O. in den Ontariosee, ist schön und regelmäßig gebaut, hat einen trefflichen, durch Steindämme gesicherten und durch ein Fort verteidigen Hafen, ein Schullehrerseminar, große Kornmühlen, Stärkefabriken, lebhaften Handel mit Holz und Getreide und (1880) 21,116 Einw. Wert der Einfuhr (von Kanada) 1886-87: 4,559,339 Doll., der Ausfuhr 1,424,362 Doll.

Oswegothee, s. Monarda.

Oswestry (spr. óssestri), Grenzstadt von Shropshire (England), zwischen bewaldeten Hügeln, mit Viehmärkten, Eisenbahnwerkstätten und (1881) 7847 Einw.

Oswiecim, Stadt, s. Auschwitz.

Osymandias, bei Diodoros Name eines alten ägyptischen Königs, dessen von ihm ausführlich beschriebenes großartiges Grabmal bei Theben in umfangreichen Trümmern beim heutigen Medinet Habu auf der Westseite des Nils unter dem Namen Ramesseum noch vorhanden ist. Dasselbe wurde von Ramses II. (dem Sesostris der Griechen) als Grab-^[folgende Seite]