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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ouarghla; Oublietten; Ouche; Ouchy; Oudenaarde; Oudenbosch; Oudendorp; Oudewater; Oudh; Oudinot

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Ouarghla - Oudinot.

6000 beträgt. Die Ötzthaler Alpen sind der mächtigste Gebirgsstock der Mittelalpen in Tirol, umgrenzt von Inn, Sill, Brenner, Eisack, Etsch und Reschenscheideck. Sie nehmen ein Gebiet von 4130 qkm (75 QM.) ein, wovon mehr als 550 qkm von (309) Gletschern bedeckt sind. Die Gruppen der Ötzthaler Alpen sind: a) Die Ötzthaler Gruppe im engern Sinn, d. h. die westliche und größte Abteilung des Ganzen, durch Ötz, Timbljoch und Passer von den andern getrennt, mit den Hauptgipfeln: Wildspitze (3776 m), Weißkugel (3741 m) und Similaun (3599 m). Der größte Gletscher, zugleich der bedeutendste in den Deutschen Alpen, ist der Gebatschferner, 11,3 km lang. Die Kreuzspitze (3454 m) ist ein leicht zugänglicher Gipfel mit prachtvollster Aussicht. Schwer zu ersteigen ist dagegen die Wildspitze, 1862 zuerst von Hecht aus Wien erreicht. Unter den Pässen ist außer dem Timbljoch (2480 m), welches den Verkehr zwischen dem Ö. und Passeier vermittelt, am meisten begangen das vergletscherte Hochjoch, welches nach Schnals führt. Die wichtigsten Thäler in dieser Gruppe sind außer dem Ö. mit dem Venter- und Gurglerthal: das Pitzthal, Kauns, Langtaufers, Matsch, Schnals und Passeier. Das herrschende Gestein ist Glimmerschiefer, daneben Gneis und Hornblende. b) Die Stubaier Gruppe, westlich von der Ötz und südlich vom Timbljoch, Passeier, Waltenthal, Jaufenpaß und Jaufenthal begrenzt, mit den Hauptspitzen: Zuckerhütl (3508 m), Stubaier Wildspitze (3492 m), Wilder Pfaff (3466 m), Habicht (3275 m). Hauptthäler außer dem Stubai sind: Selrain, Gschnitz, Obernberg, Pflersch und Ridnaun. c) Die Sarnthaler Gruppe, durch den Jaufenpaß von der Stubaier und durch das Passeierthal von der Ötzthaler Gruppe geschieden, bildet den Kern Tirols. Sie besteht im S. aus Porphyr, nördlicher aus Thonglimmerschiefer, Glimmerschiefer, Gneis und Granit. An Höhe steht sie den beiden vorigen weit nach, auch weist sie keinen Gletscher auf. Hauptgipfel: Hirzerspitz (2781 m), Ifinger (2551 m), Sarner Scharte (2502 m), Hornkopf (2458 m). Vgl. v. Sonklar, Die Ötzthaler Gebirgsgruppe (Gotha 1860); Barth und Pfaundler, Die Stubaier Gebirgsgruppe (Innsbr. 1865); Petersen, Aus den Ötzthaler Alpen (Münch. 1877); Zwickh, Führer durch die Ötzthaler Alpen (Gera 1884); Gwercher, Das Ö. in Tirol (Innsbr. 1886).

Ouarghla, Oase, s. Wargla.

Oublietten (franz., spr. ubli-ett-), Verliese, unterirdische Gefängnisse, oft mit einer Fallthür versehene tiefe Gruben, wie solche früher fast eine jede Ritterburg besaß, für zu ewigem Gefängnis Verurteilte oder heimlich Hinzurichtende.

Ouche (spr. uhsch), rechter Nebenfluß der Saône im franz. Departement Côte d'Or, nimmt den Suzon auf, speist teilweise den Kanal von Bourgogne und mündet bei St.-Jean de Losne; 100 km lang.

Ouchy (spr. uhschi), s. Lausanne.

Oudenaarde (franz. Audenarde), Arrondissementshauptstadt in der belg. Provinz Ostflandern, an der Schelde, südlich von Gent, Knotenpunkt der Eisenbahnen Denderleeuw-Courtrai und St.-Ghislain-Gent, hat einige bemerkenswerte Gebäude, z. B. das im zierlichsten spätgotischen Stil 1525-30 erbaute, neuerlich restaurierte Rathaus (das Portal des Ratssaals, 1531 von Paul van Schelden ausgeführt, ist ein Meisterstück der Holzbildnerkunst), die Walpurgiskirche (teils romanischen Stils aus dem 12., teils gotischen Stils aus dem 14. und 15. Jahrh.) und die Liebfrauenkirche (im Übergangsstil aus dem 13. Jahrh.); außerdem eine höhere Knabenschule, ein bischöfliches Seminar, eine öffentliche Bibliothek und (1887) 5864 Einw., welche Weberei, Spitzenfabrikation und Färberei treiben. Die im 16. Jahrh. berühmte Teppichweberei ist erloschen. O. ist Geburtsort der Margareta von Parma. Unter seinen Mauern erfochten 11. Juli 1708 die Verbündeten unter Marlborough und dem Prinzen Eugen von Savoyen einen entscheidenden Sieg über die Franzosen unter dem Herzog von Burgund und dem Marschall Villars. Im österreichischen Erbfolgekrieg ward die Stadt 1745 von den Franzosen erobert.

Oudenbosch (spr. auden-), Stadt in der niederländ. Provinz Nordbrabant, Bezirk Breda, an der Eisenbahn Moerdijk-Antwerpen, mit Kantonalgericht, ansehnlichen Brauereien, Rübenzuckerfabrikation, Gerbereien, Baumkultur, Ackerbau und (1886) 4295 Einw.

Oudendorp (spr. and-), Franz van, ausgezeichneter holländ. Philolog, geb. 31. Juli 1696 zu Leiden, studierte daselbst die klassische Litteratur, wurde zuerst Lehrer am Gymnasium seiner Vaterstadt, 1724 Rektor in Nimwegen, 1726 in Haarlem, 1740 Professor der Geschichte und Beredsamkeit in Leiden, wo er 14. Febr. 1761 starb. Von Wert sind seine mit reichhaltigen Anmerkungen versehenen Ausgaben des Jul. Obsequens (Leiden 1720), Lucanus (das. 1728), Frontinus (das. 1731, 2. Ausg. 1779), besonders des Cäsar (das. 1737 u. Stuttg. 1822, 2 Bde.), Sueton (Leiden 1751, 2 Bde.) und Apulejus (von Bosscha aus dem Nachlaß besorgt, das 1786-1823, 3 Bde.). Sonst sind hervorzuheben: "De veterum inscriptionum usu" (Leiden 1745) und seine Anmerkungen zu den "Eclogae vocum atticarum" des Thomas Magister in der Bernardschen Ausgabe (das. 1757).

Oudewater (spr. aude-), Stadt in der niederländ. Provinz Südholland, an der Yssel und der Eisenbahn Utrecht-Rotterdam, mit alten Festungswerken, großen Seilereien, Käsehandel und (1886) 2563 Einw. Wegen der Grausamkeiten, welche die Spanier bei der Eroberung der Stadt 1575 an den Protestanten hier verübten, wird jährlich 8. August die sogen. Mordpredigt gehalten. Auch erinnert ein Gemälde im Stadthaus (von Dirk Stoop) an den Vorfall. Bekannt ist die O.-Wage, wo früher der Zauberei verdächtige Personen gewogen wurden, um zu bestimmen, ob sie das gehörige Gewicht hätten ("Hexenwage").

Oudh (spr. aud'), Landschaft, s. Audh.

Oudinot (spr. udinoh), 1) Nicolas Charles, Herzog von Reggio, Marschall von Frankreich, geb. 25. April 1767 zu Bar le Duc (Maas), Sohn eines Kaufmanns, sollte sich ebenfalls dem Handelsstand widmen, trat aber im Alter von 17 Jahren in das Regiment Médoc. 1787 verließ er zwar den Militärdienst, kehrte aber beim Ausbruch der Revolution zu demselben zurück, ward 1791 Kommandant des 3. Bataillons der Freiwillige aus dem Maasdepartement, mit dem er 1792 Bitsch gegen die Preußen verteidigte, hierauf Oberst des Regiments Picardie und infolge der glänzenden Tapferkeit, mit welcher er sich 23. Mai 1794 bei Morlautern vier Stunden lang gegen 10,000 Mann, größtenteils Kavallerie, behauptete, zum Brigadegeneral befördert. Am 6. Aug. bemächtigte er sich der Stadt Trier, kam dann zur Rhein- und Moselarmee, ward bei Neckarau 18. Okt. 1795 verwundet u. gefangen, bald aber ausgewechselt, 1799 zum Divisionsgeneral ernannt und trug viel zu dem Sieg bei Zürich bei, erhielt aber dort einen Schuß in die Brust. Kaum genesen, ward er Chef des Generalstabs bei Masséna und hielt mit diesem 1800 die Belagerung von Genua aus. Dann kam