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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ounce; Oup; Ourcq; Ourem; Ourique; Ouro-Preto; Ourthe; Ouse; Oust; Outrage; Outram; Outremer, d'; Outrieren; Outsider; Ouvertüre

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Ounce - Ouvertüre.

Ounce (engl., spr. auns, abgekürzt oz.), Gewicht, s. v. w. Unze, 1/16 Pfund (s. Avoirdupois).

Oup (Aup), s. Fischfluß 1).

Ourcq (spr. urk), Fluß im nordöstliche Frankreich, entspringt im Departement Aisne, durchfließt dann die Departements Oise und Seine-et-Marne und fällt hier unterhalb Lizy in die Marne; Länge 80 km. Der Canal de l'O. dient zur Beförderung des Pariser Verkehrs und Handels, namentlich in Baumaterialien, und liefert auch Wasser für den Bedarf von Paris sowie für die Seen des Boulogner Wäldchens. Er beginnt im Osten bei Mareuil sur O., läuft am rechten Ufer des Flusses hin bis zu dessen Mündung, dann eine Strecke weit an der Marne, verläßt sie bei Meaux, geht westlich nach Paris, wo er das große Sammelbassin von La Villette speist. Der Kanal ist 108 km lang, schiffbar und ohne Schleusen. Ein Arm geht über St.-Denis in die Seine und speist den Kanal von St.-Denis, ein andrer bildet den Kanal St.-Martin. Der Ourcqkanal wurde von Napoleon I. 1802-1805 angelegt.

Ourem (spr. oiräng), Stadt in der portug. Provinz Estremadura, Distrikt Santarem, hat ein altes festes Schloß, eine Stiftskirche und (1878) 3432 Einw. O. ist Domäne des Königs.

Ourique (spr. oirihke), Stadt in der portug. Provinz Alemtejo, Distrikt Beja, mit (1878) 3581 Einw., berühmt durch den Sieg, welchen unweit davon Graf Heinrich von Portugal 1139 über die Mauren erfocht.

Ouro-Preto (spr. oiro-, "Schwarzgold"), Hauptstadt der brasil. Provinz Minas Geraës, 1152 m ü. M., in einem engen Thal zwischen dem Morro de Villarica und dem Itacolumi, hat steile Straßen, ein schloßähnliches Regierungsgebäude an der Praça do Palacio, an der auch das schöne Rathaus und das Ständehaus stehen, 15 Kirchen, ein Schatzamt, ein Theater, ein Hospital, eine Bergbauschule, ein Museum und eine öffentliche Bibliothek. Die Stadt wurde 1699 von Goldsuchern gegründet und hieß bis 1822 Villa Rica. Seit Erschöpfung der Goldgruben ist die Einwohnerzahl von 20,000 auf 8000 gefallen, und da die Umgegend sich nicht für den Landbau eignet, so ist O. jetzt wesentlich Beamtenstadt.

Ourthe (spr. urt, Ourt), Fluß in Belgien, entsteht unweit Ortho in der Provinz Luxemburg aus der Vereinigung zweier auf den Ardennen entspringender Quellflüsse, durchfließt die Provinzen Namur und Lüttich, nimmt rechts die Amblève und Vesdre auf und fällt nach einem Laufe von 166 km (wovon 56 schiffbar) bei Lüttich rechts in die Maas.

Ouse (spr. uhs'), Name mehrerer Flüsse in England:

1) die Yorkshire O., durch die Vereinigung von Swale und Ure gebildet, fließt an York vorbei und mündet unterhalb Goole nach 211 km langem Lauf in den Humber. Sie hat ein Flußgebiet von 10,895 qkm.

2) Die Große O. entspringt in Northamptonshire, fließt an Buckingham, Bedford, Huntingdon und Ely vorbei und mündet nach 251 km langem Lauf unterhalb King's Lynn in den Washbusen der Nordsee. Ihr Flußgebiet hat ein Areal von 7163 qkm.

Oust (spr. ust), Fluß im nordwestlichen Frankreich, entspringt an den Menébergen im Departement Côtes du Nord, ist sehr wasserreich, speist ein Reservoir des Kanals von Nantes nach Brest, bildet in seinem weitern Lauf einen Teil dieses Kanals und mündet bei Redon in die Vilaine; Länge 150 km.

Outrage (franz., spr. utrahsch), Schimpf, Schmach; outragieren (spr. -schi-), beschimpfen.

Outram (spr. autrem), Sir James, engl. Feldherr, geb. 29. Jan. 1803 zu Butterly Hall in der Grafschaft Derby, ging 1819 als Kadett nach Indien und schwang sich im Dienste der Ostindischen Kompanie zum Generalmajor auf, während er daneben an verschiedenen Höfen eingeborner Fürsten als politischer Agent, später auch als britischer Resident und Kommissar, zuletzt in Audh, fungierte. Nach kurzem Aufenthalt in England erhielt er 1856 als Generalleutnant den Oberbefehl der britischen Truppen in Persien, das wegen Herat mit der Kompanie in Zwiespalt gekommen war, schlug 8. Febr. 1857 den überlegenen Feind bei Kuhschab und forcierte 19. März die Mündung des Karumflusses, worauf der Friede folgte. Als bald darauf der indische Aufstand ausbrach, behauptete sich O. in Lakhnau acht Wochen lang bis zum Entsatz durch General Campbell und hatte an der Erstürmung dieser Stadt 9.-14. März 1858 den wesentlichsten Anteil. Nach der Unterwerfung Audhs im März 1858 ward er zum obersten Zivilgouverneur für dieses Land ernannt und 9. Okt. 1858 zum Baronet erhoben, kehrte aber 1860 nach England zurück, wo er im März 1863 starb. Er schrieb: "Notes of the campaign in Scinde and Affghanistan" (1840) und "The conquest of Scinde" (1846). Vgl. Goldsmid, Life of Lieutenant-General Sir J. O. (Lond. 1880).

Outremer, d' (spr. duhtr'mähr, "der Überseeische"), Beiname Ludwigs IV. von Frankreich (s. Ludwig 22).

Outrieren (franz., spr. uht-), übertreiben.

Outsider (engl., spr. aut-sseider, "Außenseite"), im Rennen ein Pferd, dem man eine geringe Chance für den Gewinn zutraut, und das deshalb auch in den Wetten keine besondere Rolle spielt.

Ouvertüre (franz., spr. uwär-), Eröffnungsstück, Einleitung, besonders einer Oper. Die ersten musikdramatischen Versuche wußten von einer O. nichts, sondern begannen in der Regel mit einem (gesungenen) Prolog oder direkt mit der Handlung; diejenigen aber, welche den Instrumenten das erste Wort vergönnten (zur Sammlung, Vorbereitung der Hörer), wählten dafür ein Madrigal, das gespielt statt gesungen wurde, oder einen im madrigalesken Stil geschriebenen kurzen Tonsatz (Monteverdes "Orfeo" beginnt mit einer "Toccata" von neun Takten, die dreimal gespielt werden). Die älteste Form der wirklichen O., die französische oder Lullysche (s. Lully), verrät noch deutlich genug die Abstimmung vom Gesangsstil, besonders in ihrem ersten und letzten Teil, der in langsamer Bewegung gehalten ist und keinerlei ausgesprochen instrumenten Charakter hat; nur der fugierte Mittelteil im bewegtern Tempo ist instrumentenmäßig. Anders nehmen sich die Operneinleitungen Alessandro Scarlattis aus; die "italienische O." oder, wie sie damals hieß, Sinfonia begann mit einem Allegro, ließ als Kontrast ein Grave folgen und schloß mit einem zweiten Allegro oder Presto; ihr Charakter ist durchaus instrumental. Die Symphonien der Opern wurden gelegentlich auch zu Konzertzwecken getrennt aufgeführt, und bald schrieben die Komponisten Symphonien gleich direkt für Konzertzwecke, erweiterten dann die drei Teile und trennten sie ganz voneinander los, und so wurde die O. zur Mutter unsrer heutigen Symphonie (s. d.). Die heutigen Ouvertüren zerfallen hauptsächlich in drei streng zu unterscheidende Arten: 1) Die O. in Sonatenform, welche zwei (oder auch drei) im Charakter verschiedene Themen hat, welche nach einer kurzen, langsamen Einleitung pathetischen Charakters folgen und nach einer mehr oder minder ausgedehnten Durchführung wiederkehrt (es fehlt also nur die dem Sonatensatz eigne Reprise vor der Durchführung). Diese Form ist mehr oder minder streng