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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ovarium; Ovation; Overbeck

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Ovarium - Overbeck.

Atlee, Marion Sims in Amerika, Koeberlé und Péan in Frankreich, Hegar, Olshausen, Schröder, A. Martin u. a. in Deutschland als vollberechtigt erwiesen worden. In jüngster Zeit sind durch das antiseptische Verfahren Listers die Gefahren der immerhin sehr bedeutenden und schwierigen Operation so weit gemindert worden, daß dieselbe nicht mehr nur von einzelnen Spezialisten mit gutem Erfolg ausgeführt wird, sondern Gemeingut aller bedeutendern Chirurgen und Gynäkologen geworden ist. Vgl. Hegar, Die Kastration der Frauen (Leipz. 1878).

Ovarium (lat.), Eierstock (s. d.); in der Botanik s. v. w. Fruchtknoten (s. Blüte, S. 68).

Ovation (lat.), bei den Römern der republikanischen Zeit der sogen. "kleine Triumph", d. h. die dem Triumph (s. d.) zunächst kommende militärische Auszeichnung eines Feldherrn wegen bewiesener Tapferkeit und kriegerischer Tüchtigkeit. Der Feldherr zog zu Fuß in Rom ein, nur mit der Toga praetexta bekleidet und mit der aus Myrtenzweigen geflochtenen Corona ovalis geschmückt; auch brachte er nicht einen Stier zum Opfer, wie ein Triumphator, sondern ein Schaf (ovis). Flöten und Blasinstrumente begleiteten seinen Zug; der Senat, manchmal auch das Heer, folgte ihm nach. Die O. wurde 503 v. Chr. zuerst eingeführt. Jetzt ist O. im allgemeinen s. v. w. Huldigung, Feierlichkeit.

Overbeck, 1) Christian Adolf, Dichter, geb. 21. Aug. 1755 zu Lübeck, ward Obergerichtsprokurator daselbst, dann Syndikus des Domkapitels, Konsulent der Bürgerschaft, Senator und unter der Napoleonischen Herrschaft Vorstand mehrerer Administrativämter, nach 1814 Bürgermeister und Präsident des Obergerichts; starb 9. März 1821. Er hat sich durch sinnige und zarte Lieder (gesammelt, Lübeck 1794 u. 1800), von denen mehrere (z. B. "Blühe, liebes Veilchen", "Warum sind der Thränen etc.") in den Mund des Volkes übergingen, bekannt gemacht.

2) Johann Friedrich, Maler, Sohn des vorigen, geb. 4. Juli 1789 zu Lübeck, bildete sich, nachdem er sich schon vorher mit dem Geiste der Romantik vertraut gemacht, seit 1806 auf der Wiener Akademie und fand hier in Pforr, Vogel u. a. gleichgesinnte Freunde, welche sich vornehmlich mit dem Studium der alten Niederländer und Italiener befaßten und zu der Akademie in Gegensatz gerieten. 1810 verliehen sie dieselben und gingen nach Rom, wo sie mit W. v. Schadow zusammentrafen. Im folgenden Jahr gesellte sich Cornelius zu ihnen, noch später Ph. Veit u. J. ^[Julius] Schnorr, und diese fünf bildeten nun im Verein mit andern jene Kunstbrüderschaft, die ihr Atelier im Kloster Sant' Isidoro aufschlug und durch ihren Grundsatz, Religion und Moral müßten als Richtschnur künstlerischer Bestrebungen gelten, eine Wiederbelebung der deutschen Kunst auf der Grundlage der italienischen Quattrocentisten (Präraffaeliten) erstrebte. Aus den "Klosterbrüdern von Sant' Isidoro" bildete sich später die noch strengere Richtung der "Nazarener" heraus, deren Haupt O. war. Er hatte sich bereits allgemeine Anerkennung verschafft durch eine Madonna, die er 1811 ausstellte. Dasjenige Werk aber: wodurch die neugegründete romantische Malerschule sich Geltung sicherte, waren die 1887 nach Berlin überführten Fresken aus der Geschichte Josephs, womit der preußische Generalkonsul Bartholdy ein Zimmer des obersten Stockwerks in der Casa Zuccaro bei Trinità de' Monti ausschmückte; O. malte daselbst 1816 den Verkauf Josephs (Karton im Städelschen Museum zu Frankfurt) und die sieben magern Jahre. Von den Fresken, welche später Marchese Massimi in seiner Villa ausführen ließ, lieferte O. fünf, für die er den Stoff aus Tassos "Befreitem Jerusalem" nahm. Bald darauf folgte das vorzügliche seiner Freskobilder: das Rosenwunder des heil. Franz in Santa Maria degli Angeli bei Assisi. Von seinen Ölgemälden, die weniger zahlreich sind, da O. nicht rasch arbeitete, sind hervorzuheben: der Einzug Christi in Jerusalem (in der Marienkirche zu Lübeck); Italia und Germania (in der Neuen Pinakothek zu München); Christus auf dem Ölberg (in Hamburg); eine Vermählung der Maria (Sammlung Raczynski in der Berliner Nationalgalerie); der Tod des heil. Joseph (im Museum zu Basel); die Krönung Mariä (in einer Chorkapelle des Kölner Doms) und der Triumph der Religion in den Künsten (1840, im Städelschen Institut zu Frankfurt a. M.). Eine Grablegung vollendete er 1846 für seine Vaterstadt, worauf er die Verfolgung Christi in Tempera für ein Zimmer des Quirinals malte (1848). Ein für England bestimmtes Altargemälde, die Bekehrung des heil. Thomas, wurde 1851 vollendet; als seine letzten bedeutenden Ölgemälde sind die 1866 vollendete Krönung Mariä, die nach Mexiko gelangt ist, und der aus gleicher Zeit stammende Christus auf dem Berg von Nazareth (im Museum zu Antwerpen) zu bezeichnen. Noch hervorragender, durch edle Komposition und tiefe Frömmigkeit ausgezeichnet sind seine Zeichnungen: Jesus segnet die Kinder; Johannes, der Prediger in der Wüste; die Auferweckung des Lazarus; das Mannalesen; das Leben Jesu Christi, 40 Zeichnungen, gestochen von Keller, Bartoccini, Pflugfelder, Steifensand u. a.; die Passion (14 Stationen, in Buntdruck bei Winckelmann u. Sohn in Berlin erschienen) und als letztes cyklisches Werk die sieben Sakramente (1861, Berliner Nationalgalerie), in Holzschnitt von Gaber in Dresden (3. Aufl., Regensb. 1882) vervielfältigt. O. ist unter den Stiftern der romantischen Schule fast der einzige, der mit Entschiedenheit die anfängliche Richtung der Schule festgehalten hat. Seine Werke zeichnen sich aus durch eine künstlerisch in sich vollendete Komposition, stilvolle Einfachheit des Ausdrucks und Anmut der äußern Linienführung, wodurch er an Perugino, Francia und an die Frühzeit Raffaels erinnert. Ein Mangel seiner Werke ist dagegen die Weichlichkeit seiner allerdings innigen religiösen Empfindung, eine völlige Verschmähung des Nackten und eine große Vernachlässigung alles Körperlichen, welche bis zur düstern Askese getrieben wird. Selbst seine Bilder romantischen Inhalts, so viel Schönes in Einzelheiten sie enthalten, kranken an dem Bestreben des Meisters, ihren weltlichen Charakter möglichst zu tilgen. O. war Professor an der Akademie von San Luca in Rom und Mitglied mehrerer Akademien. Er starb 12. Nov. 1869 in Rom. Mit seiner künstlerischen Richtung hing auch sein Übertritt zum Katholizismus (1813) zusammen. Die bedeutendsten seiner wenigen Schüler waren E. Steinle und Führich. Vgl. Howitt, F. O., sein Leben und Schaffen (deutsch von Binder, Freiburg 1886, 2 Bde.).

3) Johannes Adolf, Archäolog, Neffe des vorigen, geb. 27. März 1826 zu Antwerpen, studierte in Bonn, habilitierte sich 1850 daselbst und folgte 1853 einem Ruf als Professor der klassischen Archäologie und Vorstand der archäologischen Sammlung nach Leipzig. Er schrieb außer einer großen Zahl von Aufsätzen und Abhandlungen, deren Mehrzahl in den Schriften der königlich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften publiziert ist: "Katalog des königlichen rheinischen Museums vaterländischer Altertümer" (Bonn 1851); "Die römische Villa bei Weingarten"