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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Oxalit; Oxalium; Oxalsäure; Oxalsaure Salze; Oxalurie; Oxalylharnstoff; Oxenstjerna

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Oxalit - Oxenstjerna (Axel, Graf)

Oxalit, eins der wenigen in der Natur als Mineral vorkommenden Salze mit organischer Säure, ockergelbe bis strohgelbe haarförmige Kryställchen, die als traubige oder erdige Aggregate, auch als Anflug erscheinen. Chemisch besteht der O. aus 42,11 Eisenoxydul, 42,10 Oxalsäure, 15,79 Proz. Wasser und besitzt die Formel 2 FeC2O4 + 3 H2O; er findet sich bloß in Braunkohlen, z. B. zu Kolosoruk bei Bilin, zu Groß-Almerode in Hessen.

Oxalium, veraltete Bezeichnung für saures Kaliumoxalat, s. Oxalsaure Salze.

Oxalsäure, Kleesäure, Sauerkleesäure (Acidum oxalicum), C2H2O4 oder ^[img], krystallisiert C2H2O4 2H2O, eine organische Säure und nächst der Kohlensäure die sauerstoffreichste Kohlenstoffverbindung, findet sich im Pflanzenreich sehr verbreitet, besonders kommt sie als saures Kaliumsalz im Sauerklee (s. Oxalis), als Kalksalz in vielen Pflanzen und im Harn (einige Harnsteine bestehen daraus), als Ammoniaksalz im Guano vor. Die Gewinnung der O. aus den Pflanzen ist jetzt von keiner Bedeutung mehr, im großen stellt man sie durch Oxydation der Kohlehydrate (Stärke, Zucker, Cellulose) dar; früher geschah diese Oxydation durch Salpetersäure, die man auf Zucker (woher auch die Bezeichnung Zuckersäure für O. stammt) oder Stärkemehl einwirken ließ, jetzt wendet man als oxydierendes Mittel schmelzendes Alkali und als Kohlehydrat Sägemehl, Kleie, Pergamentpapierabfälle oder Cellulose an. Das hierbei entstehende oxalsaure Natrium wird durch Kalkmilch in oxalsauren Kalk übergeführt und aus dem Kalksalz durch Schwefelsäure die O. abgeschieden, die man dann durch Abdampfen der Lösung krystallisiert gewinnt. Sie bildet farblose Prismen von stark saurem Geschmack, löst sich in Wasser und Alkohol. Beim raschen Erhitzen zerfällt sie in Kohlenoxyd, Kohlensäure, Ameisensäure und Wasser; mit Glycerin erhitzt bildet sie Ameisensäure. Bei einer Temperatur unter 70° verliert sie ihr Krystallwasser, ohne zu schmelzen, und kann, entwässert, bei vorsichtigem Erhitzen im Luftstrom in schönen großen, glänzenden Nadeln sublimiert werden. Die O. und einige ihrer Salze, besonders das saure Kaliumsalz, finden ausgedehnte Anwendung in der Kattundruckerei als Ätzbeize, ferner in der Woll- und Seidenfärberei, in der Wolldruckerei, zum Beseitigen von Tinte- und Rostflecken, zum Bleichen von Stroh und in der Kosmetik zum Weich- und Weißmachen der Hände. Die O. ist ein heftiges Gift; das beste Gegenmittel ist fein geschlämmte Kreide. Im Großhandel kosten (1890) 100 kg 73-75 M.

Oxalsaure Salze, Oxalate, die durch Neutralisation der Oxalsäure (s. d.) mit den betreffenden Basen oder durch gegenseitige Zersetzung von löslichen Metallsalzen mit oxalsauren Alkalien entstehenden Salze dieser Säure. Die Oxalsäure bildet als zweibasische Säure zwei Reihen von Salzen, neutrale und saure. Die Alkalioxalate sind in Wasser löslich und krystallisieren leicht, die meisten übrigen Oxalate sind weiße, in Wasser unlösliche, aber in den meisten Säuren leicht lösliche Niederschläge. Von den Salzen sind zu erwähnen:

1) Kaliumoxalate. a. Das neutrale Salz, krystallisiert ^[img], oxalsaures Kalium, wird erhalten, indem eine Lösung von Oxalsäure mit kohlensaurem Kalium bis zum Verschwinden der sauren Reaktion versetzt und zur Krystallisation verdampft wird. b. Das saure Salz, krystallisiert ^[img], saures oxalsaures Kalium, Kleesalz, Sauerkleesalz, oft auch Bitterkleesalz (s. d.) genannt, Oxalium, Sal Acetosellae, wird erhalten, indem man ein Volumen einer Oxalsäurelösung mit kohlensaurem Kalium neutralisiert und dann ein gleich großes Volumen Oxalsäurelösung von gleichem Gehalt hinzufügt. Das saure Salz ist schwerer löslich als das neutrale; es krystallisiert sehr leicht. Es verbindet sich mit Eisenoxyd zu einem löslichen Doppelsalz, daher seine Anwendung zur Beseitigung von Rost- und Tintenflecken. c. Das vierfachsaure Salz, ^[img], entsteht, indem man von vier Volumen einer heißen Oxalsäurelösung ein Volumen mit kohlensaurem Kalium neutralisiert und alsdann die übrigen drei Volumina der Oxalsäurelösung zufügt. Beim Erkalten der Flüssigkeit scheidet sich das Salz, wenn die Flüssigkeit umgerührt wird, als glänzendes körniges Krystallmehl fast vollständig ab. Man verwendet das Salz zweckmäßig statt freier Oxalsäure bei alkalimetrischen Operationen. Vor dieser hat es den Vorzug, leicht in chem. Reinheit erhalten werden zu können und nicht zu verwittern.

2) Ammoniumoxalate. Die drei Ammoniumoxalate entsprechen den Kaliumverbindungen. Von diesen hat nur das neutrale Salz, C2(NH4)2O4·H2O, allgemeineres Interesse. Es bildet schöne, wasserhelle Krystalle, welche in 24 Teilen Wasser löslich sind. Es findet als Reagens Verwendung in der chem. Analyse.

3) Calciumoxalat. Das neutrale Salz, C2CaO4·H2O, fällt beim Vermischen von siedendheißen neutralen oder mit Essigsäure angesäuerten Lösungen von Kalksalzen mit Ammoniumoxalat als weißer, krystallinischer, in Wasser und Essigsäure unlöslicher, in Mineralsäuren aber leicht löslicher Niederschlag. Beim Erhitzen giebt das Salz zuerst sein Krystallwasser ab, wird dann unter Freiwerden von Kohlenoxyd in Calciumcarbonat und bei intensiver Rotglut in Ätzkalk verwandelt. Auf diesem Verhalten beruht die analytische Abscheidung und quantitative Bestimmung des Kalkes.

4) Ferrokaliumoxalat, (C2O4)2FeK2, dient in der Photographie als kräftiges Reduktionsmittel (Oxalatentwickler).

5) Ceriumoxalat, oxalsaures Cerium, s. Cerium oxalicum.

Oxalurie (grch.), die Anwesenheit von Oxalsäure im Harn.

Oxalylharnstoff, s. Parabansäure.

Oxenstjerna (spr. -schérna), Axel, Graf, schwed. Staatsmann, geb. 16. Juni 1583 zu Fånö in Uppland, studierte zu Rostock, Wittenberg und Jena Staatsrecht und Theologie, ging 1606 als Gesandter an den mecklenb. Hof und wurde 1609 in den Senat aufgenommen. Als Gustav II. Adolf 1611 den Thron bestieg, wurde er zum Kanzler ernannt; als solcher schloß er 1613 den Frieden zu Knäred mit Dänemark, 1614 den von Stolbowa mit Rußland. Im Kriege gegen Polen wurde er mit mehrern Regimentern nach Preußen geschickt und zum Generalgouverneur aller daselbst unterworfenen Distrikte ernannt. Im Dreißigjährigen Kriege unterhandelte er mit dem Herzog von Pommern wegen der Besetzung Stralsunds durch schwed. Truppen und that damit den ersten Schritt zum Eingreifen Schwedens