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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Palmyraholz - Palota.

Nordseite noch größtenteils erhalten ist. Auf drei Seiten lief innerhalb der Mauer eine doppelte Säulenhalle von je 60 Säulen Fronte herum, während die Eingangsfronte auf der Westseite eine einfache Kolonnade von 45 gewaltigen Säulen trug. In der Mitte des so gebildeten Tempelhofs, in dessen Schutz sich das moderne Dorf Tudmur mit etwa 50 Lehmhütten zwischen den Säulen eingenistet hat, stand auf einer erhöhten Terrasse das Heiligtum, ein mäßig großer Peripterostempel mit 16 und 8 Säulen, dessen Eingang an der westlichen Breitseite mit einem vortretenden hohen Bogenthor geschmückt war. Die Säulen, von denen ein Teil noch wohlerhalten aufrecht steht, waren kanneliert, sind aber jetzt ihrer Kapitäle beraubt. Das Innere des Tempels bietet gewölbte Räume mit schönen Kassettendecken und vorzüglicher Ornamentierung an Friesen und Bändern, meist Blätter und Früchte darstellend und wohlerhalten. In der nördlichen Apsis des Tempels findet sich in einer Nische der Tierkreis in den bekannten Figuren dargestellt. Der Nordwestecke des Tempels gegenüber liegt die dem Konstantinsbogen in Rom ähnliche Eingangspforte zu den großen Kolonnaden, die sich westwärts quer durch die ganze Stadt erstrecken; der Anblick dieses Säulenwaldes, obschon von den 2-3000 Säulen, welche einst vorhanden waren, nur noch etwa der zehnte Teil steht, ist ein überaus großartiger. Außerhalb der Justinianischen Mauer, welche zahlreiche Reste von Tempeln, Gräbern etc. umschließt, liegt in einem kleinen Thal die Nekropolis von P., außer zahlreichen Felsengräbern 60 Türme aus großen behauenen Steinen (jeder das Erbbegräbnis einer Familie) enthaltend, und auf der Spitze eines nahen Hügels thront ein fast unnahbares Kastell, aus arabischer Zeit stammend. Die großenteils griechischen und in einheimischer Sprache und Schrift (der Quadratschrift verwandt) geschriebenen Inschriften von P., von denen viele der Familie des Odänath und der Zenobia angehören, sind in neuester Zeit namentlich von Waddington und de Voguë behandelt worden ("Inscriptions de Syrie", Par. 1870). Schöne Kupferstiche der Ruinen von P. enthält das Prachtwerk von Wood, Bouverie und Dawkins: "Ruins of P." (Lond. 1753 ff.). Vgl. außerdem Seiff, Reisen in der asiatischen Türkei (Leipz. 1875), und in historischer Beziehung: Sallet, Die Fürsten von P. (Berl. 1866), und Fürst Abamelek-Lasarew, P., archäologische Untersuchung (russisch, Petersb. 1885).

Palmyraholz, s. Palmenholz.

Palmyrapalme, s. v. w. Borassus flabelliformis.

Palmzucker (Jagrezucker, Jaggery), aus Palmensaft nach höchst einfachem Verfahren gewonnener Zucker (Rohrzucker). Große Quantitäten desselben werden aus Arenga saccharifera auf den Sundainseln gewonnen, indem man den aus dem unentwickelten männlichen Blütenkolben erhaltenen Saft (Toddy, s. Palmwein) eindampft und den Sirup in kleine Formen füllt, deren Gestalt er beim Erstarren annimmt. Dieser Zucker ist dunkelfarbig, aber von besonderm Wohlgeschmack. Cocos nucifera, Borassus flabelliformis und Caryota urens auf Ceylon liefern ebenfalls viel P., ebenso Phoenix sylvestris auf der Koromandelküste. Die Zuckermacher steigen im November in die Bäume hinauf, befestigen um den Stamm mehrere irdene Krüge und machen über jedem Krug einen Einschnitt, in welchen sie ein Stück Bambusrohr stecken. Der Saft wird am andern Tag eingekocht und der erhaltene Sirup in Weidenkörbe gegossen, die mit Erde ausgefüttert sind. Der Zucker kristallisiert und bleibt in den Körben zurück, während die Melasse durch die Erde filtriert und in die untern Gefäße fließt. Der Rohzucker (Dalloah) wird umgekocht und bildet dann den Garpetta, welcher, wie auch der erstere, in Kalkutta nach europäischem Verfahren raffiniert wird. In den obern und untern Provinzen Birmas bildet P. einen Handelsartikel, in Sawnu ernähren sich die Einwohner bei Mißernten davon, und auf Timor bildet er einen Teil des Jahrs hindurch das Hauptlebensmittel. Unter dem von Madras nach Europa exportierten Zucker befindet sich viel P. Die Melasse des Palmzuckers besitzt einen eigentümlichen, nicht unangenehmen Geruch und Geschmack, wahrscheinlich infolge eines Gehalts an Kumarin. Sie wird von den Bewohnern der Tropen gern konsumiert. Der raffinierte P. gleicht dem raffinierten Rohrzucker. Man schätzt die jährliche Produktion des Palmzuckers auf 110 Mill. kg.

Palnotoki, ein dän. Held, um den sich ein großer Sagenkreis gebildet hat; lebte in der zweiten Hälfte des 10. Jahrh., galt für den besten Schützen und Schlittschuhläufer und soll, aus seinem Vaterland vertrieben, die Seeräuberstadt Jomsborg oder Julin gegründet haben. Besonders interessant ist er dadurch, daß von ihm dieselbe Sage vom Apfelschuß berichtet wird wie vom Schweizer Tell.

Palo, 1) Dorf in der ital. Provinz Rom, am Meer und an der Eisenbahn Rom-Civitavecchia gelegen, mit altem Kastell der Odescalchi, Seebad, Trümmern der etruskischen Stadt Alsium und (1881) 525 Einw. - 2) P. del Colle, Stadt in der ital. Provinz Bari, mit Schloß des Fürsten della Rocca Filomarino, Wein-, Obst- und Ölbau, Fabrikation von Teigwaren und Seife und (1881) 10,278 Einw.

Palóczen (spr. -lōzen), im Heveser und Borsoder, zum Teil auch im Neográder und Gömörer Komitat ansässige Magyaren mit einer eigentümlichen Aussprache des Ungarischen. Sie sollen von jenen Kumanen abstammen, die Arpad bei Kiew huldigten und mit den Magyaren nach Ungarn zogen. Der Name wird von dem slawischen Palovce ("Feldbewohner") abgeleitet.

Palombīno (ital.), weißlicher Marmor.

Palomīno y Velasco, Don Acisilo Antonio, span. Maler, geb. 1653 zu Bujalance bei Cordova, studierte erst die Wissenschaften, dann die Malerei unter Valdes. 1678 ging er nach Madrid, wo er mit Careno und Coello in Verkehr trat und sich namentlich durch seine Fresken aus der Psychefabel in der Hirschgalerie des Prado bekannt machte. 1688 wurde er königlicher Hofmaler in Madrid. 1697 ging er nach Valencia, wo er unter anderm Fresken in der Kirche San Juan del Mercado ausführte. Später malte er in Salamanca, Granada und Cordova. Er starb 13. April 1725 in Madrid. Bedeutender als seine flüchtig behandelten Gemälde ist sein Buch "El museo pictorico y escala optica etc." (Madr. 1715 bis 1724, 3 Bde.; deutsch, Dresd. 1781), eine Anleitung zur Malerei und Biographien der berühmtesten spanischen Künstler enthaltend.

Palos, Cabo de, Vorgebirge in der span. Provinz Murcia, östlich von Cartagena, am Mittelländischen Meer, 37° 40' nördl. Br. und 0° 37' westl. L. v. Gr.

Pālos de la Frontēra, Stadt in der span. Provinz Huelva, an der Mündung des Rio Tinto in den Atlantischen Ozean, mit (1878) 1240 Einw., ehedem ein guter Hafenplatz, von wo Kolumbus 3. Aug. 1492 zur Entdeckung von Amerika ausfuhr.

Palota, 1) Rákos-P., Markt im ungar. Komitat Pest, an der Österreichisch-Ungarischen Staatsbahn,