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Merck's Warenlexikon

Autorenkollektiv, Verlag von G. A. Gloeckner, Leipzig, Dritte Auflage, 1884

Beschreibung der im Handel vorkommenden Natur- und Kunsterzeugnisse unter besonderer Berücksichtigung der chemisch-technischen und anderer Fabrikate, der Droguen- und Farbewaren, der Kolonialwaren, der Landesprodukte, der Material- und Mineralwaren.

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Neptunit - Polarfisch

Neptunit, ein neuester Zeit von dem Amerikaner Daniel M. Lamb aus Wolfsmilch hergestellter Gummistoff, mittels dessen Wollen- und Seidenzeugen, Samt, Schmuckfedern u. dergl. die Eigenschaft verliehen wird, jede Flüssigkeit abzustoßen, ohne daß diese Stoffe durch die Präparation mit N. irgend etwas an ihrem guten Aussehen, ihrer Biegsamkeit und Elastizität einbüßen. Selbst die schärfste Schreibtinte, Zitronensaft, Schwefelsäure, schwarzer Kaffee u. dergl. sollen auf den mit N. präparierten Gegenständen keine Flecken hinterlassen. - Zollfrei.

Nudeln, vergl. Andarini.

Obsidian, vergl. Bouteillenstein.

Obst, vergl. Backobst.

Oleomargarin, s. Kunstbutter.

Paddy, s. Reis.

Panclastin, ein von einem französischen Chemiker erfundenes Sprengmittel, welches in seiner verheerenden Wirkung Dynamit und Nitroglycerin weit hinter sich lassen soll. Der Erfinder behauptet, mittels einer sehr geringen Menge P. ganze Stadtteile mit einem Schlage in die Luft sprengen zu können. - Zoll s. Tarif Nr. 5 e.

Papier. Die Lumpen oder Hadern haben bei der Papierfabrikation wohlfeileren, meist vegetabilischen Rohmaterialien zum großen Teile Platz machen müssen, und es gibt wohl nur noch sehr wenige Pflanzenfasern, welche man nicht als geeignet zur Herstellung von P. befunden hat. Es wäre unmöglich, alle die Rohmaterialien, aus denen heute P. gemacht wird, hier auch nur aufzuzählen, geschweige denn zu beschreiben, wir erwähnen daher nur, daß zur Herstellung festeren P.es die Faser des Hanfes, Flachses, der Jute, verschiedener Aloë-Arten u. s. w. dient, kurzes, brüchiges Packpapier wird aus Holz hergestellt, welches die Wälder Skandinaviens billig und in Menge hergeben und das, bereits an Ort und Stelle gemahlen, als Pulver in den Handel kommt. Ferner wird Stroh von Getreide, Mais und Hülsenfrüchten zu P. verarbeitet, bei Jönköping in Schweden eine dort wachsende Moosart und in neuester Zeit hat man in England gelungene Versuche gemacht, aus frischem Grase ein P. herzustellen, das dem besten Zeichenpapier an Güte nichts nachgeben soll. Bei diesem P., das bei seiner sehr glatten Oberfläche sich ganz vorzüglich als Schreibpapier eignen soll, fällt das Leimen weg. Welchen Einfluß die Ausbreitung dieser Erfindung des Graspapieres auf den Wiesenbau auszuüben geeignet ist, erhellt daraus, daß ein Hektar Wiese 34-72000 kg Gras und im Durchschnitt 3075 kg P. liefert. Ebenso zahlreich wie die zur Fabrikation verwendeten Rohmaterialien sind aber auch die Gegenstände, welche man heutzutage aus P. herstellt. Abgesehen von den aus Papier-maché (vgl. d. Art.) fabrizierten Gegenständen, benutzt man das P. anstatt des Leders zu Stiefelsohlen, ferner zu Schnupftüchern, Servietten, Halskragen, Manschetten, Vorhemdchen, Tellern, Schüsseln, Fenstervorhängen, Bettdecken und Bettüberzügen, Drainierungsröhren, Eisenbahnwagenrädern und wie die Legion aller dieser bereits im täglichen Gebrauche befindlichen Gegenstände sonst sich nennt. Die neueste Erfindung ist die Herstellung wasserdichten P.es, welches zugleich gegen alle atmosphärischen Einflüsse gleichgültig ist. Dasselbe wird in England hergestellt und zu Wasserleitungsröhren, Dachbekleidungen, Verpackungsmaterial für über See gehende Waren, zu Matten für Gärtner, um Pflanzen gegen Frost zu schützen, zu dekorativen Tischlerarbeiten und vielerlei anderen Sachen verwendet, die man bisher aus Holz, Eisen, Steingut u. dergl. herstellte. - Zoll s. S. 400.

Passola, eine namentlich in England, im nördlichen Europa und im südlichen Rußland sehr beliebte Rosine von der zwischen Sizilien und Tunis liegenden Insel Pantellaria. - Zoll s. Rosinen S. 466.

Passolina, eine von der Insel Lipari über Messina in den Handel kommende Korinthe. - Zoll s. Rosinen S. 466.

Perlmutter, vergl. Awabischalen.

Petroleum. Bei Beurteilung der Feuergefährlichkeit des raffinierten P.s unterscheidet man den Entzündungspunkt (burning point), bei welchem das P. sich entzündet und fortbrennt, und den Entflammungspunkt (flashing point), bei welchem das P. explosive Dämpfe zu entwickeln beginnt. Der Entflammungspunkt ist in verschiedenen Staaten unter gesetzliche Kontrolle gestellt, wobei mittels eines staatlich vorgeschriebenen Apparates die Beschaffenheit des P.s in dieser Richtung festgestellt wird. In Deutschland ist hierfür der Abelsche Petroleumprober vorgeschrieben, und es darf nur P. verkauft werden, das damit amtlich untersucht worden ist. Dasselbe muß unter einem Barometerstande von 760 mm mit 21° C. oder darüber seinen Entflammungspunkt aufweisen, wenn es zum Verkaufe gebracht werden soll. (Vergl. Astralöl und Lubricating-oil.) - Zoll s. S. 420.

Pfeffer. Neuerer Zeit wird gepulverter P. mit Olivenkernen verfälscht. Man erkennt die Verfälschung, wenn man die betr. Probe auf ein Gemisch aus gleichen Teilen Glycerin und Wasser streut: das wirkliche Pfefferpulver schwimmt, das der Olivenkerne sinkt unter. - Zoll s. Tarif Nr. 5 i.

Piment, vergl. Allerleiwürze.

Polarfisch. Ein unter dem Namen „Heinrich Meyers P.“ neuerer Zeit auch in den deutschen Handel kommender großer fetter Dorsch, norwegisch Skrei genannt, der von Mitte Januar bis Mitte April in großen Mengen (jährl. 70 Mill. Stück im Gewicht von 3½-4 Mill. Ztr.) an der Westküste Norwegens gefangen wird. Sein Fleisch ist wohlschmeckend und nahrhaft und sehr billig. England, Portugal, Spanien, Italien und Österreich sind die Hauptabnehmer und es gehen nach diesen Ländern ansehnliche Mengen des P. Die frisch geschlachteten Fische werden äußerlich vom Schleim befreit und ausgenommen; die