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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pappenschere; Pappos; Papposilen; Pappus; Páprika; Paps; Papst

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Pappenschere - Papst.

aus 20 Wunden blutend, sank P. vom Pferd und wurde erst am nächsten Vormittag von einem Wallonen gefunden und erkannt. Auf dem Reichstag zu Regensburg (1623) schlug ihn der Kaiser persönlich zum Ritter, machte ihn zum Chef eines Kürassierregiments (der berühmten Pappenheimer) und stellte ihn in der Lombardei an die Spitze der spanischen Reiterei (1623-26). Von Maximilian zurückgerufen, dämpfte er 1626 in vier blutigen Treffen (bei Efferding, Gmunden, Vöcklabruck und Wolfseck, 15.-30. Nov.) den Bauernaufstand in dem über die bayrische Pfandherrschaft und die katholische Gegenreformation erbitterten Oberösterreich, nahm hierauf an dem niedersächsisch-dänischen Krieg teil und ward nach Wallensteins erster Abdankung und Tillys Ernennung zum kaiserlichen Generalissimus unter dessen Befehlen General der Kavallerie. An Magdeburgs Erstürmung 20. Mai 1631 hatte er hervorragenden Anteil. In der Schlacht bei Breitenfeld führte sein Ungestüm die Niederlage Tillys herbei. Dann führte er von Magdeburg aus einen Parteigängerkrieg gegen Banér und die Herzöge Georg von Wolfenbüttel und Wilhelm von Weimar. Hierauf wandte er sich nach dem Niederrhein und Westfalen, vereinigte sich im Oktober 1632 mit 9000 Reitern bei Merseburg mit Wallenstein und zog nach Halle, um von neuem einen Streifzug an den Rhein zu machen. In Halle erhielt er Befehl zur schleunigen Umkehr. Die Ankunft seiner Reiterei stellte die Schlacht bei Lützen 16. Nov., in welcher sich der Sieg bereits auf die Seite der Schweden neigte, wieder her, und schon begannen diese dem ungestümen Angriff zu unterliegen, als P. durch zwei Musketenkugeln tödlich verwundet ward. Er starb am folgenden Tag, 17. Nov. 1632, in Leipzig. Vgl. Heß, G. H. Graf zu P. (Leipz. 1855).

2) Karl Theodor Friedrich, Graf von, bayr. General, geb. 17. März 1771, trat 1783 in österreichische Dienste, wohnte der Kaiserkrönung Franz' II. 1792 als Reichsmarschall bei, machte dann die drei Feldzüge der ersten Koalition gegen Frankreich mit, focht 1793 bei Cateau-Cambrésis, 1794 bei Charleroi und Fleurus und nahm dann seine Entlassung. Nach seiner Mediatisierung trat er in bayrische Dienste, ward 1809 Generaladjutant des Kronprinzen und kommandierte 1813 eine Infanteriebrigade, mit der er 30. Okt. während der Schlacht bei Hanau die Kinzigbrücke verteidigte. Im Feldzug von 1814 war er unter Wrede bei der Belagerung von Hüningen und von Schlettstadt thätig, nahm am Kongreß zu Wien teil und wurde 1815 bei der Reorganisation der bayrischen Armee sowie in der Folge zu mehreren diplomatischen Sendungen verwendet. Später ward er Reichsrat, Generalfeldzeugmeister und Generaladjutant des Königs und Inhaber des 1. bayrischen Chevau-legers-Regiments. Er starb 10. März 1855 in Pappenheim.

Pappenschere, s. Buchbinden, S. 546.

Pappos, Geometer, lebte (nach Usener und Hultsch) im 3. Jahrh. n. Chr. in Alexandria. Sein Hauptwerk, die "Mathematischen Sammlungen", welches eine Hauptquelle für unsre Kenntnis der Geometrie der Alten bildet, enthält die zerstreuten Entdeckungen andrer Mathematiker und vieles dem P. Eigentümliche. Man trifft darin unter anderm Sätze über Doppelverhältnisse, Involutionen, Kegelschnitte, deren Tragweite erst eine viel spätere Zeit erkannt hat; auch die von dem Jesuiten Guldin (1577-1633) aufs neue entdeckte zentrobarische Regel zur Bestimmung des Inhalts und der Oberfläche von Rotationskörpern findet sich schon bei P. Von den acht Büchern der "Mathematischen Sammlungen" sind nur noch die sechs letzten und der Schluß des zweiten Buches handschriftlich vorhanden (in lateinischer Übersetzung, Pesaro 1588 u. 1602, Bologna 1660), welche neuerlich von Hultsch (Berl. 1876-78, 3 Bde.) herausgegeben wurden. Den Namen "Lehrsatz des P." führen verschiedene Theoreme, besonders eine Erweiterung des Pythagoreischen Lehrsatzes auf schiefwinkelige Dreiecke, bei welcher schiefwinkelige Parallelogramme an die Stelle der Quadrate treten.

Papposilen, s. Silen.

Pappus, eine Charaktermaske des altitalischen Volkslustspiels, s. Atellane.

Pappus (lat., Samenkrone, Haarkrone, Federkrone), der aus Haaren, Borsten oder Blättchen bestehende Anhang auf der Spitze der Achenen bei den Kompositen und einigen verwandten Familien (s. Achene und Kompositen).

Páprika, s. Capsicum.

Paps ("Brustwarzen"), Name mehrerer Berge auf den britischen Inseln, wie die P. beim See von Killarney in Irland (697 m) und die P. der schottischen Insel Jura (772 m).

Papst (v. griech. pappas, Vater), Titel des Bischofs zu Rom als des Primas der römisch-katholischen Kirche. Nach der römisch-katholischen Auslegung von Matth. 16, 17-19, Luk. 22, 31 u. 32, Joh. 21, 15-17 hat Christus seinem Jünger Petrus eine vorzügliche Gewalt vor den andern Aposteln und über dieselben in seiner Kirche verliehen und hiermit zugleich einen erblichen Primat eingesetzt, wonach die Bischöfe Roms als Nachfolger Petri und Erben seiner Macht und Würde zu erachten seien. Indes ist diese Begründung der römischen Hierarchie erst später aufgekommen. Ihre wahren Grundlagen liegen in den Umständen, unter welchen sich die christliche Kirche in dem Römerreich ausbreitete, und in der Stellung, welche Rom und seine Bischöfe dabei einzunehmen durch örtliche und zeitliche Verhältnisse veranlaßt und befähigt wurden. Roms alter Ruhm und seine überwiegende Weltstellung gingen auf die in Rom frühzeitig entstandene Christengemeinde über, und hierzu gesellten sich noch neue, kirchengeschichtlich bedingte Vorzüge. Die Gemeinde in Rom war im Abendland die einzige, welche sich apostolischen Ursprungs und ebendarum auch des Besitzes der allein wahren Lehrüberlieferung rühmen konnte. Der Apostel Paulus hatte an sie geschrieben, sie besucht, in ihrer Mitte den Tod gefunden, und schon im 2. Jahrh. findet sich die Angabe, daß auch das Haupt der zwölf Apostel, Petrus, den Grund des römischen Christentums gelegt habe. Hier mußten jedenfalls die innern Gegensätze und Kämpfe des ursprünglichen Christentums zur Ausgleichung und Entscheidung kommen. Frühzeitig waren daher die Blicke aller abendländischen Kirchen vorzugsweise auf Rom gerichtet, und von dorther entnahmen die Gemeinden in Italien, Gallien, Spanien, Britannien, Afrika etc. die Normen ihres eignen Verhaltens um so lieber, als auch gerade von Rom aus das meiste für Verbreitung des Christentums im Westen und Norden geschah. Dazu kam, daß gerade in den ersten christlichen Jahrhunderten viele durch glänzende Talente und politischen Scharfblick ausgezeichnete Männer den römischen Stuhl innehatten. Der Gedanke der Herrschaft über die gesamte Kirche ward von ihnen früh erfaßt und weise und konsequent verfolgt. Was einer erwarb an Gütern, Ehren oder Macht, vermehrte das Erbe des heil. Petrus und gab dem Nachfolger die Mittel zu weiterm