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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Parallelstellen - Paraná.

Parallelstellen, solche Stellen eines und desselben oder mehrerer Schriftsteller, die dem Inhalt oder Wortlaut nach unter sich verwandt sind, namentlich beim Bibelstudium von Bedeutung und in den meisten Bibelausgaben angegeben.

Parallelstromkessel, s. Dampfkessel, S. 449.

Paralleltonarten, diejenigen Dur- und Molltonarten, welche gleiche Vorzeichen haben. Konstruiert man die Molltonart mit Molloberdominante, so ist die Parallelität der Tonarten vollständig:

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Vgl. Tonart.

Parallelwerk, s. Wasserbau.

Paralogie (griech.), der (der Vernunft widerstreitende) Irrtum; das Gegenteil von Analogie.

Paralogismus (griech.), s. Fehlschluß.

Paralos (Paralia), Name des athen. Dreiruderers, welcher als Staatsschiff zu Festgesandtschaften, gottesdienstlichen Sendungen, Staatsbotschaften und im Krieg als Feldherrnschiff verwendet wurde; es hieß P., weil es bei Sunion vor Anker lag. Später kam noch ein zweites Staatsschiff hinzu, welches nach seinem Standort, der Insel Salamis, Salaminia genannt wurde.

Paralyse (griech.), Lähmung (s. d.); paralysieren, lähmen, besonders übertragen: unwirksam machen, entkräften; paralytisch, gelähmt, auch wohl s. v. w. mit paralytischem Irresein behaftet.

Paralytische Geisteskrankheit (lat. Dementia paralytica, Paralyse der Irren, progressive Paralyse) ist eine Gehirnkrankheit, welche unter einem sehr regelmäßigen und typischen Ablauf von Symptomen allmählich zum Schwunde der Gehirnrinde und damit zum Verlust aller höhern psychischen und motorischen Leistungen, schließlich zur Lähmung, zum vollendeten Blödsinn und zum Tod führt. Die p. G. befällt vorzugsweise Männer in der Blüte der Jahre und ist unheilbar. Sie tritt zumeist nach kurzen Vorläufern auf mit Größenwahn, der sich ins Ungeheuerliche steigert und bei der übertriebenen Darstellung von den unermeßlichen Schätzen, den extravaganten Leistungen und Fähigkeiten, welche die Kranken von ihrer Person entwerfen, meist schon im Beginn den Stempel des Läppischen, Geistesschwachen an sich trägt. Dazu beobachtet man im Beginn Schlafsucht oder Schlaganfälle, aus denen die Kranken mit erhöhtem Bewegungstrieb, zuweilen in voller tobsüchtiger Erregung erwachen; bisweilen treten schon nach einem solchen Anfall Lähmungserscheinungen der Sprache, Zittern der Zunge, Zucken der Gesichtsmuskeln, Ungleichheit und Enge der Pupillen in den Vordergrund. Im weitern Verlauf nehmen die Wahnideen, die oft mit Sinnestäuschungen verbunden sind, immer mehr den Charakter des Blödsinnigen an; die Fülle der Vorstellungen nimmt ab, der Gesichtsausdruck und alle Äußerungen werden träger, apathischer, einförmiger. Dabei nehmen die Bewegungsstörungen zu, der Gang wird schwankend, die Sprache, die Handbewegungen unsicher, bis nach Jahren unter allmählichem Erlöschen aller höhern Funktionen der Tod eintritt. Dieser geschildert langsame und stetig fortschreitende (progressive) Verlauf, der Mangel irgendwie zuverlässiger Erklärung der Ursachen der paralytischen Geisteskrankheit, der ausgesprochene geistige und körperliche Kräfteverfall und endlich der anatomisch nachweisbare, durch chronische Entzündung der Hirnrinde und Verwachsung dieser mit der weichen Hirnhaut herbeigeführte Schwund des Zentralorgans machen die Paralyse zu der am besten charakterisierten Geisteskrankheit. Eine Behandlung ist nach obigem nur bei einer Überwachung im Irrenhaus möglich und richtet sich zumeist auf Verhütung übler Zwischenfälle. Vgl. Psychiatrie.

Paramagnetismus, s. Magnetismus, S. 90.

Paramaribo, Hauptstadt des niederländ. Guayana (Surinam), in einer weiten Ebene am Surinam, 30 km oberhalb seiner Mündung in den Atlantischen Ozean gelegen, ist regelmäßig gebaut, Sitz des Gouverneurs, der Kolonialbehörden und eines deutschen Konsuls, hat einen schönen Gouvernementspalast, mehrere Kirchen und Synagogen, einen 6 m tiefen Hafen, 2 Forts (Zeelandia und Neuamsterdam), 2 Theater, ein Militärhospital, 2 Bibliotheken, mehrere Schulen, lebhaften Handel und (1881) 23,422 Einw. An gutem Trinkwasser fehlt es der Stadt.

Paramatta, Zeug, s. Lasting und Merino.

Paraménte (Paramenta, neulat.), die Prachtgewänder der katholischen Geistlichkeit; auch die Altarbekleidungen und überhaupt der Kirchenschmuck.

Parameras, in Spanien Gebirgsketten, die aus gewölbten, steil abfallenden und meist kahlen Plateaus bestehen, besonders im sogen. Iberischen System.

Parameter (griech.), in jedem der drei Kegelschnitte (s. d.) die Sehne, welche senkrecht zur Hauptachse durch den Brennpunkt geht; auch überhaupt eine Konstante, die in einer Gleichung vorkommt.

Parametritis (griech.), Entzündung des Beckenzellgewebes, hauptsächlich hervorgerufen durch Resorption septischer Stoffe nach der Entbindung; s. Gebärmutterkrankheiten, S. 965.

Paramorphose (griech.), s. Pseudomorphosen.

Páramos (span.), in Südamerika (Kolumbien, Quito etc.) die rauhen, trocknen und unbewohnten, von kalten Stürmen und zeitweise Hagel- und Schneegestöber heimgesuchten Gebirgseinöden in 3000-3500 m Höhe, wo nur niedrige Bäume, schirmartig ausgebreitet, mit immergrünen Laub und knorrigen Zweigen, und meist großblütige, myrten- und lorbeerartige Alpensträucher fortkommen.

Paramuschir (Paramusir, Horomushiru), die zweitgrößte Insel der Kurilen, 2048 qkm (37,2 QM.) groß, von Kamtschatka durch eine 2 km breite Straße getrennt, ist teilweise felsig, hat aber guten Graswuchs, viel Füchse, Marder, Bären, Robben, Fische und Seevögel. P. soll, als es mit den andern Kurilen 1875 von den Russen an Japan abgetreten wurde, von den wenigen Kurilen, die damals auf der Insel wohnten, verlassen worden sein.

Paramythie (griech.), Ermunterung oder Ermahnung; dann eine durch Herder zuerst in die Litteratur eingeführte didaktische Dichtungsart, die in Form einer mythischen oder an irgend einen alten Mythus sich anschließenden Erzählung eine (im Gegensatz zur Parabel theoretische) Wahrheit zur Anschauung bringt. Die schönsten Paramythien sind diejenigen, die zum Behuf jener Versinnlichung eine kunstgemäße Fortbildung des ursprünglichen Mythus enthalten, dergleichen mehrere von Herder vorhanden sind.

Paraná (Rio P.), der eine der beiden großen Ströme, welche den La Plata bilden, entspringt an der Südgrenze der brasilischen Provinz Minas Geraës auf dem nordwestlichen Abhang der Serra de Mantiqueira, fließt anfangs unter dem Namen Rio Grande (Pará) in nordwestlicher, dann in westlicher Richtung durch die Provinz São Paulo und erhält, nachdem er sich mit dem aus der Provinz Goyaz herabkommenden Paranahyba vereinigt hat, den Namen P. Er nimmt hierauf südwestlichen, spä-^[folgende Seite]