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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Partizip - Parwatî.

Singstimmen oder beides bestimmten Komposition derart, daß die gleichzeitig erklingenden Noten übereinander stehen. Das Arrangement einer P. ist nicht ganz willkürlich, sondern unterliegt gewissen konventionellen Gesetzen, welche dem Dirigenten das Lesen der P. erleichtern. Vor allem pflegt man die Instrumente gleicher Gattung und Klangfarbe zusammenzustellen und innerhalb der einzelnen Gruppen die Ordnung festzuhalten, daß die höhere Stimme über die tiefere gestellt wird. So ist z. B. das heute gewöhnliche Arrangement der Stimmen einer Symphonie:

zu oberst: Holzblasinstruments

in der Mitte: Blech- und Schlaginstrumente,

zu unterst: Streichorchester.

Die Singstimmen (in der Messe, Oper, im Oratorium, der Kantate etc.) werden in der Regel zu unterst gestellt; nur die Bässe (Cello und Kontrabaß), das solide Fundament der Harmonie, behalten ihre Stelle als tiefste Stimme. Tritt Orgel hinzu, so findet dieselbe ihre Stelle unterm Kontrabaß, wo ehedem der Continuo (bezifferter Baß) stand; auch ein etwa beigedruckter Klavierauszug (der nichts andres ist als ein ausgearbeiteter Generalbaß) gehört dahin. Die Harfe wird am passendsten zwischen die Schlagenstrumente und ersten Violinen eingeschoben. Abweichungen von diesem Arrangement sind nicht selten, dasselbe ist überhaupt nur das neuerdings übliche.

Partizīp (lat. participium), in der Grammatik diejenige Form des Zeitwortes, welche den Begriff desselben als Adjektiv angibt und besonders zur Bildung der zusammengesetzten Zeitformen gebraucht wird. Von Haus aus ist das P. in allen Sprachen nichts als ein gewöhnliches Adjektiv oder Substantiv (s. d.) und kehrt auch, wenn sein Zusammenhang mit verwandten Wörtern sich verdunkelt hat, leicht zu dieser seiner ursprünglichen Bedeutung zurück, z. B. in Freund, Feind (eigentlich der Liebende, passende), Partizipien von jetzt nicht mehr gebräuchlichen Zeitwörtern. Doch ist das P. namentlich im Griechischen in sehr innige Beziehungen zu den Zeitwörtern getreten und nimmt an allen Tempora und Genera des Verbums teil, während es im Lateinischen weniger und im Deutschen am wenigsten entwickelt ist (s. Verbum). Auch die Konstruktion mit dem P. (Partizipialkonstruktion) ist in der deutschen Sprache deshalb nur in beschränkte Anwendung, und die Versuche neuerer Schriftsteller, ihr auch hier eine ausgedehntere Anwendung zu verschaffen, sind ohne Erfolg geblieben. Beim übersetzen aus fremden Sprachen (auch aus dem Französischen, Englischen, Italienischen etc.) müssen solche Konstruktionen in der Regel durch Nebensätze wiedergegeben werden. Der Name P. bedeutet "Mittelwort" (wörtlich "das Teilhabende"), der Doppelnatur des Partizips wegen, das sowohl an den Eigenschaften des Verbums als an denjenigen des Nomens teilnimmt.

Partizipieren (lat.), teilnehmen; Partizipation, Teilnahme, Beteiligung; Partizipationsgeschäft, Handelsunternehmung für gemeinschaftliche Rechnung und zwar, je nachdem dabei zwei oder mehrere Personen beteiligt sind, "Unternehmung auf ½ Rechnung" oder "in conto a metà", "auf ⅓-, ¼- Rechnung" etc. Partizipationskonto, Konto für ein gemeinsam unternommenes Geschäft; Partizipationsgesellschaft, Vereinigung zu einzelnen Handelsgeschäften für gemeinschaftliche Rechnung (s. Gelegenheitsgesellschaft).

Partner, Teilhaber, Genoß; Partnerschaft (engl. partnership), Teilhaberschaft, besonders die Beteiligung der Arbeiter am Gewinn von industriellen Unternehmungen (vgl. Arbeitslohn, S. 759).

Parton (spr. part'n), James, nordamerikan. Schriftsteller, geb. 9. Febr. 1822 zu Canterbury in England, kam, vier Jahre alt, nach Amerika, wurde bereits mit 19 Jahren akademischer Lehrer und erwarb sich als Schriftsteller, namentlich als Biograph, einen geachteten Namen. Wir erwähnen von seinen Werken zunächst die Biographien von Horace Greeley (New York 1855, neue Ausg. 1882), Aaron Burr (1857, 17. Aufl. 1864) und Jackson (1859-60, 3 Bde.), denen sich "General Butler in New Orleans" (1863, 9. Aufl. 1882) und die Lebensbeschreibungen B. Franklins (1864, 2 Bde.), J. J. ^[John Jacob] Astors (1865), Jeffersons (1874) und Voltaires (1881, 2 Bde.) anschlossen. Außerdem veröffentlichte er: "Famous Americans of recent times" (1867), "The people's book of biography" (1868), "Smoking and drinking" (1868), "Caricature and other comic art in all times and many lands" (1877), "Lives of illustrious men" (1884) u. a. und gab "Humorous poetry of English language from Chaucer to Saxe" (1856, 7. Aufl. 1867) sowie eine Anthologie französischer Gedichte ("Parnasse français", 1877) heraus. - Auch seine Gattin Sarah Payson P., geborne Willis, geb. 7. Juli 1811 zu Portland in Maine, seit 1856 mit P. verheiratet, machte sich unter dem Namen Fanny Fern als Schriftstellerin bekannt, besonders durch die humoristischen, in vielen Tausenden von Exemplaren verbreiteten "Fern leaves" (2 Serien, 1853 u. 1854) und "Little Ferns" (1853). Andre beifällig aufgenommene Werke von ihr sind die Romane: "Ruth Hall" (1854); "Rose Clark" (1855); "Fresh leaves" (1857); "The play-day-book" (1857) und "Folly as it flies" (1868). Sie starb 10. Okt. 1872. Ihre Biographie veröffentlichte James P. (1874).

Partout (franz., spr. -tuh), überall; in der Vulgärsprache (unfranzösisch) s. v. w. schlechterdings. P.-Billet, s. v. w. Passe-partout.

Partout (spr. -tuh), F., Pseudonym, s. Boyer 4).

Parturĭunt montes, nascētur ridicŭlus mus (lat.), "die Berge kreißen, geboren wird eine lächerliche Maus", Citat aus Horaz ("De arte poetica", 139), s. v. w. viel Geschrei und wenig Wolle.

Partus (lat.), die Geburt (s. d.); P. abortivus, unzeitige Geburt, Fehlgeburt; P. praematurus, s. Frühgeburt; P. supposititius, ein untergeschobenes Kind; P. vulgo quaeritus, Hurenkind von ungewissem Vater; P. abactio, Abtreibung der Leibesfrucht.

Parūlis (griech.), s. v. w. Zahngeschwür, s. Zahnfleisch.

Parure (franz., spr. -uhr), Putz, Schmuck; en grande p., im Staatskleid, in Gala.

Parus, Meise.

Parusīe (griech.), Erscheinung, besonders die Wiederkunft Christi zum Gericht.

Parva componĕre magnis (lat.), Kleines mit Großem vergleichen.

Parvenu (franz., spr. parw'nüh), Emporkömmling.

Parvis (franz., spr. -wih), Vorhof einer Kirche.

Parwatî (auch Durgâ und Kâlî genannt), die Gemahlin des ind. Gottes Siwa (s. d.), erscheint in den siwaitischen Purânas als eine wohlthätige, freigebige Göttin; dagegen ist sie in Bengalen und Südindien als Kâli eine blutdürstige Göttin, die in schrecklicher Gestalt dargestellt wird, mit ungeheuern hervorragenden Zähnen, einem Kranz von Totenschädeln um den Hals, einer Keule in der Hand, einem Pantherfell und einer Schlange um den Leib, auf dem Körper ihres Gatten Siwa stehend etc. Sie ist die Göttin der