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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pas; Pasajes; Pasardschik; Pasargădä; Pasberg; Pascagoula; Pascal

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Pas - Pascal

lenreinheit Anteil an dem Gral oder gar Herrschaft über ihn. In dieser Verbindung erscheint die Sage um 1175 in dem Gedicht "Li Contes del Gral" von Chretien de Troyes (s. d.), das Wolfram seinem Epos zu Grunde legte, aber mit voller Freiheit umgestaltete und aus eigener Erfindung erweiterte; daß er sich auf einen Provençalen Kyot (s. d.) beruft, ist wohl nur Fiktion. Aber auch in Frankreich wurde Chrétiens Werk in der ersten Hälfte des 13. Jahrh. von Gantier, Mennessier und Gerbert de Montreuil nacheinander fortgesetzt. Andere franz. Dichter machten sich an Neudichtungen des Stoffes (so Robert de Voron), die wir zum größten Teil nur aus spätern Prosaauflösungen kennen. In franz. Bearbeitung kehrte die Parzivalsage sogar über den Kanal zurück und liegt z. B. dem wallisischen Mabinogion von Peredur zu Grunde. Rich. Wagner gestaltete die Sage zu einem Bühnenweihfestspiel, das er, verleitet durch eine falsche Etymologie des Namens P. (= reiner Thor) aus dem Arabischen, die Görres wagte, "Parsifal" nannte. - Vgl. Hertz, Die Sage von P. und vom Gral (Berl. 1882).

Pas (frz., spr. pa), Schritt, besonders Tanzschritt, auch Bezeichnung für den Tanz selbst, z. B. P. de deux (spr. döh), Tanz von zwei Personen, P. de trois (spr. trŏá), von dreien u. s. w.; ferner soviel wie Engpaß, auch Meerenge, so in Pas de Calais.

Pasajes, Los (spr. -ches, frz. Pasages), Hafenstadt im Bezirk San Sebastian der span. Provinz Guipuzcoa, an der Linie Irun-San Sebastian prächtig gelegen und aus zwei Gemeinden bestehend: P. de San Juan mit (1887) 1082 und P. de San Pedro mit 662 E., hat bedeutende Ausfuhr von Wein, Eisen, Blei, Einfuhr von Kohlen.

Pasardschik (Pasardžik, Basardschik, Bazardjīk, d. h. Marktstadt), Name mehrerer Orte auf der Balkanhalbinsel. 1) P., Hadži-Oghlu-Pasardschik oder Hadschi-Oglu-Basari (bulgarisch 1882 offiziell umgenannt Dobrič oder Dobritsch), Bezirksstadt im bulgar. Kreis Varna, 33 km nordwestlich vom Hafenort Balčik, hat (1888) 10717 E., eine Moschee, mehrere Kirchen; im April eine bedeutende Messe. Die Stadt wurde 2. Juni 1774 von den Russen unter Kamenski I. erobert, der die Türken nach Schumla zurücktrieb, und 3. Juni 1810 unter Kamenski II. nach einer hartnäckigen Verteidigung abermals erstürmt, wobei 8000 Türken fielen. - 2) P., auch Tatar-Pasardžik, Distriktsstadt in Ostrumelien, an der obern Maritza und der Linie Adrianopel-Velova der Türk. Staatsbahnen, 52 km westlich von Philippopel, hat (1888) 15659 E. (etwa die Hälfte Bulgaren) und ist seit dem Kriege von 1878 im raschen Aufblühen begriffen. Der Ort hat bedeutenden Reisbau und jährlich vom Anfang Juni bis Mitte August eine große Messe, Marasia genannt. Von P. führte früher ein in den Fels gehauener Saumpfad, jetzt Eisenbahn und Fahrstraße, an den Ruinen der Trajanspforte vorbei über den Balkan nach Sofia.

Pasargădä, die uralte Hauptstadt der Perser vor der Übersiedelung der Könige nach Persepolis während der Regierung Darius' I.; auch wurden hier noch alle spätern Könige gekrönt. Hier befand sich auch das von Priestern bewachte, heilig gehaltene Grab des Cyrus. Noch heute steht in Murghab, zwei Tagereisen nordöstlich von Persepolis, ein Grabgebäude, in dem man früher das Cyrusgrab sah, weshalb man P. dort lokalisierte. Später erbob sich Widerspruch, doch haben die neuesten Untersuchungen die Richtigkeit

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der alten Ansicht bestätigt. Den Namen P. führte auch der vornehmste Stamm der Perser. - Vgl. Stolze, Persepolis (2 Bde., Berl. 1882); ders. in den "Verhandlungen der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin" (1883).

Pasberg, s. Sebastiansberg.

Pascagoula (spr. -guhla), schiffbarer Fluß im nordamerik. Staate Mississippi, wird durch die Vereinigung des Chickasawha und des Leaf-River gebildet, fließt nach S. in den Golf von Mexiko.

Pascal, Blaise, franz. Schriftsteller, Theolog, Philosoph und Mathematiker, geb. 19. Juni 1623 zu Clermont in Auvergne. Sein Vater Etienne P. ging, um sich ganz der Erziehung des frühreifen Sohnes zu widmen, mit ihm 1631 nach Paris. Der junge P. wurde anfangs ausschließlich zum Studium des klassischen Altertums angehalten, beschäftigte sich aber bald mit Mathematik, in der er solche Fortschritte machte, daß er im 17. Jahre eine Abhandlung über die Kegelschnitte schreiben konnte. Als 23jähriger Jüngling entdeckte und bewies er, daß die Erscheinungen, die bisher aus dem horror vacui erklärt worden waren, durch die Schwere der Luft bedingt seien. Ebenso war er einer der ersten, der Höhenmessungen mit dem Barometer anstellen ließ. Unter dem Namen d'A... d'Ettenville gab er 1649 seine Abhandlung über die Cykloide heraus. Mit Fermat arbeitete er gemeinsam an der Bestimmung der Beschaffenheit der figurierten Zahlen und an der Summation verschiedener Zahlenreihen. Seit 1654 bahnte er durch sein arithmet. Dreieck den analytischen Forschungen einen neuen Weg und begründete die Wahrscheinlichkeitsrechnung. P. lebte seit 1647 wieder in Paris und teilte seine Zeit zwischen Wissenschaft und Verkehr in der Welt, bis er, durch die in seinem nervösen Naturell wurzelnde Frühreife zu übermäßigen Anstrengungen des Geistes geführt, reizbar und kränklich wurde und in ihm das Bedürfnis nach ascetischer Selbstzucht erwachte und weltflüchtige Stimmung ihn zu den Jansenisten von Port-Royal brachte, wo er sich an Arnauld, Nicole, Lancelot anschloß. Doch gab er seine mathem. Studien noch nicht ganz auf. Die Frucht seiner Verbindung mit Port-Royal waren die "Lettres à un Provincial" (später "Les provinciales" genannt), die vom Jan. 1656 bis zum März 1657 erschienen (Köln 1657, 1659,1667) und die zunächst das große Publikum aufklären und für Arnauld in seinem damals mit der Sorbonne schwebenden Handel gewinnen sollten. Vom vierten Briefe an wurden sie aber eine Anklageschrift gegen die Jesuiten und eine vernichtende Kritik der Jesuiten und ihrer Probabilitätsmoral. Diese Briefe sind ein vollendetes Meisterstück einer reinen und geistvollen Prosa, gedrängt, faßlich, zur Überzeugung fortreißend und voll kaustischen Spottes. P. starb 19. Aug. 1662 in Paris. Kaum weniger berühmt wurden dann die "Pensées sur la religion", das Bruchstück einer groß angelegten Apologie des Christentums, zuerst aus den Papieren des Verstorbenen von Verwandten und Freunden zusammengestellt und mit einer Biographie P.s von seiner Schwester, Madame Gilberte Périer (geb. 1620), 1670 veröffentlicht. Die unveränderten (ungefähr 1500) Bruchstücke des Werkes wurden zuerst durch Faugère bekannt ("Pensées, fragments et lettres de B. P.", 2 Bde., Par. 1844 u. ö.; deutsch von Merschmann, Halle 1865). P.s "Œuvres" gaben Bossut (Haag und Par. 1779; neuer Abdruck 1361), P. Faugere (8 Bde., Par.