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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pasman; Pasme; Paso; Paso del Norte, El; Pasqué; Pasquier; Pasquill

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Pasman - Pasquill.

eroberte er Erzerum und beendete damit den asiatischen Feldzug. Hierfür ward er zum Feldmarschall ernannt. 1830 unterwarf er Daghestan. 1831 übernahm er in dem polnischen Krieg nach dem Tode des Feldmarschalls Diebitsch 26. Juni zu Pultusk den Oberbefehl über die russische Armee und beendete durch die Erstürmung Warschaus 6. und 7. Sept. 1831 diesen Krieg, dessen günstiger Ausgang ihm die Fürstenwürde und die Statthalterschaft von Polen verschaffte. P. suchte in dem zerrütteten Staat Ordnung und Ruhe wiederherstellen und den Haß der Polen gegen die Russen zu mildern. Am 26. Febr. 1832 vollzog er das organische Statut, durch welches Polen mit Rußland vereinigt und die Verwaltung des Landes festgestellt ward. 1849 befehligte er das russische Korps in Ungarn und zwang 10. Aug. Görgei zur Kapitulation von Világos. Bei Gelegenheit der Feier seines 50jährigen Dienstjubiläums im Oktober 1850 ward er vom Kaiser von Österreich sowie vom König von Preußen zum Feldmarschall ernannt. Im April 1854 übernahm er auf den ausdrückliche Wunsch des Kaisers Nikolaus den Oberbefehl an der Donau, erhielt aber bei Silistria eine Kontusion, welche ihn nötigte, die Armee zu verlassen. Er übernahm wieder die Statthalterschaft von Polen und starb 1. Febr. 1856 in Warschau, wo ihm 1869 ein Denkmal errichtet wurde. Einen Teil von P.' Leben beschrieb Tolstoi (Par. 1835). Vgl. Schterbatow, Le Feld-Maréchal Prince P. (Petersb. 1888, Bd. 1).

Pasman, österreich. Insel an der Küste Dalmatiens, vom Festland durch den Kanal von Zara getrennt, 21 km lang, steigt bis 280 m an und enthält in mehreren kleinen Ortschaften (1880) 2161 Einw.

Pasme, russ. Längenmaß, bedeutet bei Geweben 60 Fäden der Kette.

Paso (span., "Ereignis"), bei den Spaniern Bezeichnung für kleine dramatische (Zwischen-) Spiele burlesken, dem Volksleben entnommenen Inhalts.

Paso del Norte, El, 1) Ort im nordamerikan. Staat Texas, am Rio Grande, den hier die nach Mexiko führende Eisenbahn überschreiten, und der gleichnamigen Stadt in Mexiko gegenüber, mit (1882) 3500 Einw. Die Einfuhr des Zollbezirks betrug 1886-87: 3,531,664 Dollar an Waren und für 10,598,215 Doll. Edelmetalle, die Ausfuhr nur 40,909 Doll. -

2) Stadt im mexikan. Staat Chihuahua, in einer fruchtbaren Niederung des Rio Grande, 1140 m ü. M., dem Ort El Paso in Texas gegenüber, hat 6000 Einw., ist schlecht gebaut, aber mit lebhaftem Verkehr. Der Schmuggel blüht. In der Gegend wächst ein geschätzter Wein. Die Mexikanische Zentralbahn verbindet den 1680 gegründeten Ort mit Mexiko.

Pasqué, Ernst, Schriftsteller, geb. 3. Sept. 1821 zu Köln, bildete sich in Paris zum Opernsänger, war an verschiedenen Theatern, in Mainz, Darmstadt, Wien, Leipzig, Amsterdam (wo er die Deutsche Oper leitete), engagiert, war 1856-59 Opernregisseur in Weimar, von 1859 bis 1875 bei der Leitung des Darmstädter Hoftheaters angestellt und lebt seitdem seinen litterarischen Arbeiten in Alsbach an der Bergstraße. Außer theatergeschichtlichen Arbeiten, wie die "Geschichte der Musik und des Theaters am Hof zu Darmstadt" (Darmst. 1854), "Frankfurter Musik- und Theatergeschichte" (2. Aufl., Frankf. 1872), "Goethes Theaterleitung in Weimar" (Leipz. 1863, 2 Bde.), und zahlreichen Operntexten (für Kreutzer, Ferd. David, Lassen, Hiller, Marpurg, Rubinstein u. a.) schrieb P. Romane und Novellen, deren Stoffe er zum Teil gleichfalls aus der Geschichte der Bühne schöpfte. Aus vielen seien hier nur genannt: "Die Komödiantenhexe" (Berl. 1866, 3 Bde.); "Drei Gesellen" (2. Aufl. 1872); "In Paris" (Berl. 1872, 2 Bde.); "Sieben Tage aus dem Leben eines Sängers" (das. 1875); "Der Grenadier von Pirmasens" (Brem. 1875); "Virginie Déjazet" (Berl. 1879); "Aus der Welt der Töne" (2. Ausg., Leipz. 1882); "Die Primadonna" (Berl. 1879); "Prinzessin Ilse" (das. 1881); "Das Glück des Drei-Königen-Hauses" (das. 1884); "Die Vagabunden" (das. 1886, 3 Bde.); "Musikantengeschichten" (Dresd. 1887).

Pasquier (spr. paskjeh), Etienne Denis, Herzog von, Kanzler von Frankreich, geb. 22. April 1767 zu Paris als Sohn des 1794 guillotinierten Parlamentsrats Etienne P., studierte die Rechte, wurde während der Revolution ebenfalls verhaftet, erhielt aber durch Robespierres Sturz die Freiheit wieder, ward 1806 Maître des requêtes beim Staatsrat, 1810 Staatsrat und bald darauf Polizeipräfekt von Paris. Beim Einzug der Verbündeten in Paris 1814 sorgte er für die Ruhe und Sicherheit der Hauptstadt und wurde von Ludwig XVIII. zum Generaldirektor des Brücken- und Wegebaues ernannt. Während der Hundert Tage blieb er ohne Anstellung, ward dagegen bei der zweiten Rückkehr der Bourbonen Großsiegelbewahrer im Kabinett Talleyrand und 1816 Präsident der Kammer. 1817-18 war er zum zweitenmal Großsiegelbewahrer. 1819 erhielt er im Ministerium Decazes das Portefeuille des Auswärtigen, mußte dies jedoch 1821 an den Herzog von Montmorency abtreten, da er in der Adreßdebatte unterlag. Inzwischen hatte ihm der König die Pairswürde verliehen, und er übte von nun an bei seinem ausgezeichneten Rednertalent großen Einfluß auf die Erste Kammer aus, unterstützte viele willkürliche Maßregeln und besonders die Beschränkung der Presse. Anderseits aber trat er 1824 gegen die Rentenreduktion und das Sakrilegiengesetz auf, und trug viel zum Sturz Villèles bei. Ludwig Philipp ernannte ihn 1830 zum Präsidenten der Pairskammer, in welcher Stellung er namentlich für Herstellung der Ruhe und Befestigung der Dynastie Orléans wirkte. Der Lohn für die bewiesene Anhänglichkeit und die Dienste, die er dem Hof als geheimer Ratgeber leistete, war 1837 seine Ernennung zum Kanzler von Frankreich und 1844 seine Erhebung zur herzoglichen Würde. Mit der Februarrevolution von 1848 trat er vom öffentlichen Schauplatz zurück; er starb 5. Juli 1862. Seit 1842 war er Mitglied der französischen Akademie. Er schrieb unter anderm: "Discours et opinions de M. P." (Par. 1842, 4 Bde.). Vgl. Favre, Étienne Denis P., chancelier de France (Par. 1870). Sein Herzogstitel ging auf seinen von ihm adoptierten Großneffen Edme Armand Gaston, Herzog d'Audiffret-P. (s. d.), über.

Pasquill (ital. Pasquillo, Schmähschrift, Schandschrift, lat. Libellus famosus, franz. Pasquinade), eine Beleidigung, welche schriftlich oder durch sonstige bleibende Zeichen, z. B. durch Bilder, öffentlich verbreitet wird; Pasquillant, der Verfasser und Verbreiter eines Pasquills. Der Ausdruck P., ursprünglich mehr eine beißende Satire als eine wirkliche Ehrverletzung bezeichnend, rührt von Pasquino (s. d.), dem Namen einer verstümmelten antiken Statue in Rom, her, an welche man, ebenso wie an den sogen. Marforio (s. d.), satirische Schriften anzuheften pflegte. Pasquino und Marforio wurden dadurch in dem römischen Volksleben zu komischen Figuren, welche sich in satirischer Weise miteinander unterhalten, und so wurde der Ausdruck P. (wahrscheinlich aus pasquinolo) oder Pasquinade für derartige Veröffentlichungen überhaupt, nament-^[folgende Seite]