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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pasteur; Pasteurisieren; Pasticcio; Pastilā; Pastillen; Pastināca; Pasto

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Pasteur - Pasto.

auch Obst. Fleischpastetchen sind kleine Pasteten aus Blätterteig, mit pikanter Fleischfarce gefüllt. Pasteten à la Romaine, feines Ragout aus Kalbsmilch, Geflügelfleisch, Champignons oder Trüffeln, Krebsschwänzen in einer Bechamelsauce in kleinen, becherförmigen Formen aus Eierkuchenteig, werden als Hors d'œuvre serviert. Vgl. "Le pâtissier Elzepries" (berühmtes Buch, 1655); Carême, Le pâtissier royal parisien (3. Aufl., Par. 1841, 2 Bde.); Quentin, La pâtisserie (3. Aufl. 1886); Dubois, Grand livre des pâtissiers (das. 1883, 2 Bde.).

Pasteur (spr. -ör), Louis, Chemiker, geb. 27. Dez. 1822 zu Dôle (Departement Jura), trat 1840 als supernumerärer Studienmeister in das Collège von Besançon und 1843 in die Normalschule; 1848 erhielt er den Lehrstuhl der Physik am Lyceum zu Dijon, folgte 1849 einem Ruf als Professor der Chemie nach Straßburg und ging 1854 nach Lille, um als Doyen die neuerrichtete Fakultät der Wissenschaften zu organisieren. 1857 übernahm er die wissenschaftliche Leitung der Normalschule in Paris, 1863 ward er Professor der Geologie, Physik und Chemie an der Schule der schönen Künste und 1867 Professor der Chemie an der Sorbonne. P. lieferte zahlreiche wichtige Arbeiten über organische Verbindungen, besonders die Untersuchungen über die Beziehungen des optischen Verhaltens gewisser Kristalle zu dem Auftreten hemiedrischer Flächen an denselben. 1858 wandte er sich dem Studium der Gärungserscheinungen zu, wies das regelmäßige Auftreten mehrerer bis dahin übersehener Gärungsprodukte (Glycerin, Bernsteinsäure) nach, und es gelang ihm, die Rolle, welche niedere Organismen bei den verschiedenen Gärungsprozessen als spezifische Fermente spielen, nachzuweisen. Er trat der Theorie von der Urzeugung überall entschieden entgegen, führte darauf bezügliche Experimente mit großem Geschick durch und gab auch für die Praxis höchst wertvolle Methoden zur Verminderung nachteiliger Zersetzungsprozesse, namentlich der gegornen Flüssigkeiten, an (Pasteurisieren des Weins und Biers). Er erkannte die Ursache der Seidenraupenkrankheit und gab die Zellengrainierung als Vorbeugungsmaßregel an. In den letzten Jahren erregte sein Verfahren, der Tollwut durch Impfung vorzubeugen, großes Aufsehen. Er schrieb: "Nouvel exemple de fermentation déterminé par des animalcules infusoires pouvant vivre sans oxygène libre" (Par. 1863); "Études sur le vin, ses maladies, etc." (das. 1866, 2. Aufl. 1872); "Études sur le vinaigre, ses maladies, etc." (das. 1868; deutsch, Braunschw. 1878); "Études sur la maladie des vers à sole" (Par. 1870, 2 Bde.; neue Folge 1871); "Études sur la bière" (das. 1876).

Pasteurisieren (spr. pastö-), von Pasteur (s. d.) angegebenes Verfahren, um Wein und Bier durch Erwärmen haltbarer zu machen (s. Bier und Wein).

Pasticcio (ital., spr. -títtscho, "Pastete"), ein in der Manier eines Künstlers verfertigtes und für dessen Arbeit ausgegebenes Gemälde, überhaupt in betrügerischer Absicht angefertigte Kopie mit dem Nebenbegriff des schlechten Machwerkes; auch Bezeichnung für die besonders früher an italienischen Opernbühnen beliebten "Flickopern", deren Musik aus Arien etc. älterer Werke zusammengesetzt war.

Pastilā (russ.), mit Zucker eingetrocknete Obstmarmelade aus Äpfeln, Pflaumen, Himbeeren, Preißelbeeren etc.; russisches Nationalkonfekt.

Pastillen (lat. Pastilli, auch Trochisci, Zeltchen), kleine, runde, platte oder anders geformte Körperchen, welche ein oder mehrere Arzneimittel in einer Masse aus Zucker oder Schokolade enthalten und in neuerer Zeit in sehr ausgedehnter Weise und auf Maschinen anstatt der Pillen bereitet werden. Die P. dienen besonders zur Verabreichung der Alkaloide (Kaffein-, Santonin-, Morphinpastillen etc.), doch werden auch P. mit Eisen-, Quecksilber- und Antimonpräparaten, mit Pflanzenextrakten und namentlich mit Salzen bereitet. Letztere sollen gleichsam die Mineralwässer ersetzen (Emser, Vichy-, Biliner P.) und sind für diesen Zweck sehr populär geworden. Gebräuchliche P. sind: Trochisci Ipecacuanhae, Infusum von 2 Teilen Ipekakuanhawurzel und 10 Teilen Wasser mit Zuckerpulver gemischt, so daß die Masse 400 Teile wiegt, aus welcher P. von 1 g Gewicht geformt werden; T. magnesiae ustae, aus Magnesia usta und Kakaomasse, enthalten je 0,1 gebrannte Magnesia; T. morphini acetici aus essigsaurem Morphium und Zucker mit verdünntem Spiritus zur Masse angemacht, enthalten je 0,005 essigsaures Morphium; T. natri bicarbonici, aus 18 Teilen Zucker und 2 Teilen Natron bicarbonicum mit Spiritus hergestellte P. von je 1 g Gewicht; Santoninpastillen (T. santonini), aus Kakaomasse und Santonin dargestellt, enthalten 0,025 oder 0,05 g Santonin. Pastilles du sérail, s. Kachonde; Pastilles galantes, s. Aphrodisiaka.

Pastināca L. (Pastinake), Gattung aus der Familie der Umbelliferen, zweijährige oder ausdauernde Kräuter mit spindelförmiger, oft fleischige Wurzel, fiederspaltigen Blättern, wenigblätterigen Hüllen oder ohne solche und mit vom Rücken her flach zusammengedrückter Frucht mit flachem Flügelrand. P. sativa L., zweijährig, 30-90 cm hoch, mit tief gefurchtem Stengel, einfach fiederteiligen, unterseits feinhaarigen Blättern, eiförmig länglichen, stumpfen, gekerbt gesägten, oft gelappten Blättchen, fehlenden, hinfälligen Hüllen und Hüllchen und gelben Blüten, wächst in ganz Europa und Nordasien und wird der Wurzel halber allgemein kultiviert. Sie gedeiht am besten in tiefgrundigem, lehmartigem Kalkmergel- und Thonmergelboden und wird wie die Möhre behandelt. Der Same bleibt nur ein Jahr keimfähig. Man kultiviert lange Pastinaken mit langer, dünner Wurzel, Jerseypastinaken mit stärkerer, mehr rübenartiger Wurzel, reicher an Nahrungsstoff als die vorigen und auch ertragreicher, aber weniger hart, und runde Zucker- oder Königspastinaken mit der breitesten, kürzesten, gehaltreichsten Wurzel, aber weniger Masse als die vorigen liefernd. Der Pastinakenbau ist in Deutschland altherkömmlich, wurde aber durch den Kartoffelbau sehr eingeschränkt und in vielen Gegenden völlig verdrängt. In mancher Beziehung gewährt die Pastinake einige Vorteile vor der Möhre, und namentlich liefert sie in geeignetem Boden höhere Erträge nahrhaftern Futters. Sie behält aber immer eine Spur Bitterkeit, welche im Frühjahr besonders hervortritt und dann der Milch sich mitteilt. Bis Februar liefern Wurzeln und Blätter gutes Futter für Schafe, Rinder und Pferde. Die Kultur ist leichter als die der Möhre und die Pflanze widerstandsfähiger, sie erträgt sogar im freien Land unsern Winter. Die feinern Sorten werden nur für die Küche gebaut. Die Samen wurden früher medizinisch benutzt. P. Sekakul Russel (P. dissecta Vahl, Sekakul), eine zweijährige, in Syrien und Ägypten einheimische Pflanze, wird im Orient der wohlschmeckende Wurzel wegen häufig kultiviert.

Pasto (San Juan de P.), Stadt im Departement Cáuca der Vereinigten Staaten von Kolumbien, am 4264 in hohen Vulkan P. in einem fruchtbaren Thal