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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Patĭna; Patinir; Pâtisserie; Patkul; Patmos; Patna

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Patina - Patna.

Patĭna (Edelrost, lat. Aerugo nobilis, ital. Verde antico), dichter grüner, blau- bis braungrüner, etwas glänzender Überzug, welcher sich unter dem Einfluß von Feuchtigkeit und Luft auf Kupfer und Bronze bildet und aus basisch kohlensaurem Kupferoxyd besteht. Diese P. zeichnet die antiken Bronzen aus, bildet sich aber auch auf modernen Bronzen in reiner Luft, während Bronzestatuen in großen Städten schwarz werden. P. kann auf Bronzelegierungen von verschiedener Zusammensetzung entstehen, sie bildet sich aber auf manchen Metallgemischen schneller und sicherer als auf andern. Hoher Zinkgehalt wirkt sehr ungünstig und veranlaßt die Bildung eines rauhen, schwarzen Überzugs. Nur unter ganz besonders günstigen Verhältnissen bildet sich auch auf zinkreicher Bronze (Kurfürst Johann Wilhelm in Düsseldorf) grüne P. Noch ungünstige als Zink wirkt Arsen. Sehr wichtig ist eine reine, glatte Oberfläche, welche durch Feilen, Polieren oder Beizen hergestellt und in Städten durch häufiges Reinigen mit Wasser und Kalilauge erhalten wird. Künstliche P. erhält man, wenn man die gut gereinigte Bronze in eine Mischung von Essig und Wasser eintaucht und sie dann mehrere Wochen lang feuchter Kohlensäure aussetzt, ebenso wenn man die Bronze wiederholt mittels einer Bürste mit einer Auflösung von 4½ Teilen Salmiak und 1 Teil Sauerkleesalz in 94½ Teilen destilliertem Essig bearbeitet, bis sie trocken geworden ist. Durch Schwefelwasserstoff werden patinierte Gegenstände infolge der Bildung von Schwefelkupfer schwarz. Patinaartige Überzüge erhält man auf Metallen auch durch Bronzieren (s. d.).

Patinir (Patinier), Joachim de, niederländ. Maler, geboren um 1485 zu Dinant, wurde 1515 in die Lukasgilde zu Antwerpen aufgenommen und starb daselbst gegen 1524. Auf seinen religiösen, meist dem Neuen Testament entlehnten Gemälden bildete er die Landschaft so fleißig aus, daß die Figuren allmählich zur Staffage herabsanken. Er wurde dadurch der Begründer der niederländischen Landschaftsmalerei. Doch schließen sich seine Landschaften nur im allgemeinen an die Natur an. Sie tragen noch einen vorwiegend phantastische Charakter und suchen durch Anhäufung von Details zu wirken. Eigentümlich sind ihnen die blaugrünen Fernen. Die hervorragendsten Werke des Künstlers sind: die Flucht nach Ägypten (Museum zu Antwerpen), die Taufe Christi (Wien, kaiserliche Galerie), der heil. Hieronymus (Karlsruhe, Kunsthalle), die Versuchung des heil. Antonius, das Paradies und die Hölle (Madrid), die Ruhe auf der Flucht (Berlin, Museum) und die Kreuzigung (Wien, Galerie Liechtenstein).

Pâtisserie (franz.), feines Backwerk, Zuckergebackenes; Kuchen- und Pastetenbäckerei; Backstube.

Patkul, Johann Reinhold von, durch sein tragisches Ende bekannter Livländer, geb. 1660 zu Stockholm im Gefängnis, wohin seine Mutter ihren Gatten, einen livländischen Staatsgefangenen, begleitet hatte, trat früh in schwedische Kriegsdienste und war 1689 Mitglied der livländischen Deputation, die von Karl XI. die Rechte und Privilegien des livländischen Adels zurückverlangte. P. that dies mit solcher Freimütigkeit, daß Karl XI. seit jener Zeit einen glühenden Haß gegen P. faßte, der noch gesteigert wurde, als dieser 1692 in einem Brief an die Regierung diese aufs heftigste angriff. P. ward deshalb 1694 zum Verlust der rechten Hand und seiner Güter verurteilt, war aber inzwischen schon wegen eines Streits mit seinem Oberstleutnant geflüchtet. Er trat 1698, nachdem die bei Karl XII. nachgesuchte Zurücknahme des Urteils abgeschlagen worden war, als Geheimrat in kursächsische Dienste. Friedrich Augusts Plan, in Verbindung mit Rußland und Dänemark Schweden zu bekriegen und Livland wieder für Polen zu gewinnen, bot P. einen willkommenen Anlaß zur Rache. Seine Ratschläge fanden Eingang, und seiner diplomatischen Gewandtheit gelang zu Moskau die Zustandebringung der Allianz mit Rußland. Da er sich jedoch mit dem General Flemming veruneinigte, trat er in russische Dienste, wurde 1703 zum Generalkriegskommissar ernannt und 1704 als russischer Gesandter an den sächsisch-polnischen Hof nach Warschau geschickt. Als er aber gegen August II. wiederholt schonungslos seine Meinung über die Mängel der Verwaltung aussprach, ward er 20. Dez. 1705 verhaftet und auf den Sonnenstein gebracht. Als nun 1706 zwischen Sachsen und Schweden der Friede von Altranstädt geschlossen und in dessen 11. Artikel von Karl XII. Patkuls Auslieferung verlangt worden war, befahl August II. zwar durch eine geheime Order dem Kommandanten vom Sonnenstein, denselben entkommen zu lassen; der habsüchtige Kommandant unterhandelte jedoch mit P. wegen eines Lösegeldes so lange, bis ein schwedisches Kommando eintraf und P. 7. April 1707 in Ketten legte. Der Unglückliche wurde hierauf beim Kloster Kasimierz, 8 Meilen von Posen, 10. Okt. 1707 als Landesverräter von unten hinauf lebendig gerädert und dann gevierteilt. Seine Gebeine blieben auf Pfählen ausgesteckt, bis König August nach seiner Restauration 1713 sie sammeln und in Warschau beisetzen ließ. Vgl. "J. R. v. Patkuls, ehemaligen zarischen Generalleutnants, Berichte an das zarische Kabinett zu Moskau etc." (Berl. 1792-97). Patkuls Leben beschrieben Wernich (Berl. 1849) und Sjögren (Stockh. 1882). Mehrere neuere Dichter, darunter Gutzkow, haben Patkuls Schicksal in Tragödien behandelt.

Patmos (Patmo, ital. San Giovanni di Patino), türk. Insel in der Gruppe der Sporaden, südwestlich von Samos, 41 qkm (0,75 QM.) groß, ist größtenteils felsig, baumlos und wenig angebaut. Guter Hafen bei der Stadt P. Neben dem 1088 gegründeten Kloster des heil. Christodulos eine von den Bewohnern des Archipels vielbesuchte Schule. Die Bevölkerung bilden 4000 Griechen, die sich zum Teil auf den umliegenden Inseln verdingen. P. war römischer Verbannungsort, angeblich auch des Apostels Johannes, der hier (in einer Höhle, die noch gezeigt wird) seine "Offenbarung" geschrieben haben soll.

Patna, Regierungsbezirk (Division) der britisch-ind. Provinz Bengalen, 61,243 qkm (1112 QM.) groß mit (1881) 15,063,944 Einw. (88,4 Proz. Hindu, 11,5 Proz. Mohammedaner, 5875 Christen). Der Bezirk ist meist eine fruchtbare, vom Ganges durchflossene Ebene; nur an den Rändern schwillt der Boden zu Hügeln an. Das Gangesthal ist mit einer mittlern Temperatur von 25-26° C. wärmer als das von Seebrisen abgekühlte untere Bengalen, während Höhen von 20-50 m in den Nordkreisen Abkühlung bis zu 2° C. bringen. Die Regenmenge beträgt durchschnittlich 1 m im Jahr. In trocknen Jahren reicht der Regen zur Befeuchtung der Feldfrüchte nicht aus, und die Bevölkerung ist dann der Hungersnot preisgegeben, wie z. B. 1873-74. Zur Fernhaltung solches Notstandes sind an den Flüssen Sone und Gandak großartige Bewässerungswerke angelegt, deren Hauptkanäle an 400,000 Hektar Land bewässern. Reis, Gerste, Hirse, Mohn zur Opiumgewinnung, Indigo und Baumwolle sind die wichtigsten Ackerbauerzeugnisse. Die Bevölkerung wohnt sehr dicht, in