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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Paulisten; Paulít; Paullini; Paullinia; Paulmy; Paulownia; Paulsen; Paulshafen; Paul und Virginie; Paulus

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Paulisten - Paulus.

Paulisten, die Bewohner der Provinz São Paulo (s. d.) in Brasilien.

Paulít, s. v. w. Hypersthen.

Paullini, Christian Franz, Polyhistor, geb. 25. Febr. 1643 zu Eisenach, lebte nach vollendeten Universitätsstudien in Hamburg, von wo aus er Holland und England, Skandinavien und Island bereiste, wurde später zum gekrönten Dichter ernannt und zum kaiserlichen Notar sowie 1675 zum Pfalzgrafen befördert. Als Leibarzt des Bischofs von Münster, Bernhard von Galen, in Korvei angestellt, geriet er nach dessen Tod mit den Kapitularen in Zwist und mußte 1681 seine Stelle räumen. Er lebte seitdem erst in Braunschweig, von 1686 an in seiner Vaterstadt, wo er 10. Juni 1712 starb. Unter seinen Schriften (meist kritiklose Kompilationen) sind "Antiquitatum germanarum syntagma" (Frankf. 1698), "Geographica curiosa" (das. 1699) und die Ausgaben der "Annales" verschiedener Klöster hervorzuheben. Außerdem veröffentlichte er wunderliche Abhandlungen, z. B. über den Maulwurf, die Kröte, den Esel etc., eine "Heilsame Dreckapotheke" (Frankf. 1696), zur Unterhaltung bestimmte Sammelwerke, wie die "Philosophischen Luststunden" u. a.

Paullinia L. (Paullinie), Gattung aus der Familie der Sapindaceen, windende Sträucher mit abwechselnden, ein-, zwei- oder dreizähligen oder ein- bis mehrfach gefiederten Blättern, achselständigen Blütentrauben, weißen Blüten und birnförmiger, dreikantiger, dreisamiger Kapsel. Die etwa 80 Arten sind, bis auf 2 oder 3 westafrikanische, im tropischen Amerika zu Hause. P. sorbilis Mart. (P. Cupana Kth., Guaranie, s. Tafel "Nahrungspflanzen II"), ein hoher, kletternder Strauch mit unpaarig gefiederten Blättern, länglichen, entfernt kerbig gesägten Blättchen und zottiger Kapsel, wächst besonders in den brasilischen Provinzen Para und Amazonas und liefert in ihren fast halbkugeligen, dunkelbraunen Samen von der Größe der Schlehen das Material, aus welchem die Guarana (s. d.) dargestellt wird.

Paulmy (spr. pomi), Marquis de, s. Argenson 4).

Paulownia S. et Z. (Kaiserbaum), Gattung aus der Familie der Skrofulariaceen, Bäume mit großen, behaarten, langgestielten Blättern und rispenförmigen Scheindolden. P. imperialis S. et Z., ein 10-20 m hoher, rasch wachsender Baum mit großen, herzförmigen, ganzrandigen Blättern und trichterförmiger, hell blaurötlicher, duftender Blüte, in Japan, wird bei uns als Zierpflanze kultiviert, ist aber in der Jugend gegen unsern Winter empfindlich, und namentlich erfrieren in der Regel die schon im Herbst vorgebildeten Blütenknospen. Vorteilhaft schneidet man ihn im Herbst bis zur Wurzel herunter und kultiviert ihn als Blattpflanze.

Paulsen, Louis, Schachspieler, geb. 15. Jan. 1833 zu Nassengrund (Lippe), erlernte das Schach im elterlichen Hause, siedelte 1854 nach Amerika über und trat dort alsbald mit größtem Erfolg in die Öffentlichkeit; beim New Yorker Schachturnier 1857 gewann er den zweiten Preis. Zugleich produziert er sich damals vielfach als Blindlingsspieler, eine Kunst, in welcher es ihm lange Zeit hindurch niemand gleichthat. 1860 kehrte P. nach Deutschland zurück; auf dem Turnier zu Bristol 1861 gewann er den ersten Preis gegen Kolisch. 1862 erhielt er in London den zweiten Preis und zeigte sich zugleich im Einzelwettkampf als ebenbürtiger Gegner Anderssens. Seitdem verließ ihn das Glück in größern Turnieren ziemlich lange Zeit, bis er bei der Anderssenfeier 1877 in Leipzig, 1878 auf dem Kongreß in Frankfurt a. M. und 1880 in Braunschweig wieder die Hauptpreise gewann. Auch durch Einzelspiele mit Anderssen hielt P. seinen Ruhm stets aufrecht. Um die Theorie des Spiels hat er sich im Verein mit seinem Bruder Wilfried sehr verdient gemacht.

Paulshafen, Hafenort an der Ostsee im russ. Gouvernement Kurland, im Sackenhausenschen Kirchspiel, mit einer Dampfbrennerei. 1879 liefen 124 Kabotagefahrzeuge ein, darunter 19 Dampfer.

Paul und Virginie, Titel eines berühmten Romans von Bernardin de Saint-Pierre (s. d.).

Paulus (eigentlich Saul oder Saulus), der Heidenapostel, geboren zu Tarsos, der Hauptstadt Kilikiens, von jüdischen Eltern, ward von seinem Vater zum Rabbi bestimmt und deshalb frühzeitig nach Jerusalem gebracht, wo er durch Gamaliel in die pharisäische Theologie eingeweiht wurde. Nebenbei lernte er auch das Handwerk eines Zeltwebers, von dem er später zur Gewinnung einer selbständigen Subsistenz Gebrauch machte. Als strenger Pharisäer leitete er die Verfolgungen der neuen Sekte zu Jerusalem ein und ließ sich, als sich die Christengemeinde von dort zerstreut hatte, Vollmachten vom Synedrium erteilen, um auch in Damaskus das Werk der Vernichtung fortzusetzen. Jetzt aber kam es zu jener innern, von einer Vision begleiteten Katastrophe, daraus der frühere Verfolger der Christen als Apostel der Messianität Jesu hervorging. Nach einem dreijährigen, durch eine Reise nach Arabien unterbrochene Aufenthalt in Damaskus entzog er sich den Nachstellungen der dortigen Juden durch die Flucht und begab sich dann auf zwei Wochen nach Jerusalem, wo er Petrus und Jacobus, den Bruder Jesu, antraf. Nach einem längern Aufenthalt in seiner Vaterstadt ließ er sich durch Barnabas (s. d.) in die aus gebornen Heiden und Juden gemischte Gemeinde zu Antiochia einführen, in deren Auftrag beide eine Missionsreise unternahmen, welche sie über die Insel Cypern durch die kleinasiatischen Provinzen Pamphylien, Pisidien und Lykaonien führte. Nach Antiochia zurückgekehrt, fand P. die dortige Gemeinde über die Frage geteilt, unter welchen Bedingungen gläubig gewordene Heiden in die christliche Gemeinschaft aufzunehmen seien. Eine dadurch herbeigeführte Reise des P. und Barnabas nach Jerusalem führte etwa 50-52 zu dem Resultat der Trennung der Missionsgebiete der Urapostel und des P. unter Erweis gegenseitiger Anerkennung (s. Apostelkonvent). Gleichwohl trug ihm die noch ungelöste Frage nach dem Verhältnis von Juden und Heiden im Christentum sofort einen harten Konflikt mit Petrus und selbst mit Barnabas in Antiochia ein. Nach seiner Trennung von letzterm unternahm er, von Silas begleitet, eine zweite Bekehrungsreise durch die schon besuchten kleinasiatischen Provinzen, dann durch Phrygien und Galatien nach Mysien, von da nach Makedonien, wo in Philippi und Thessalonich, und nach Achaia, wo besonders in Korinth christliche Gemeinden gegründet wurden. Nach anderthalbjährigem Aufenthalt daselbst läßt ihn wenigstens die Apostelgeschichte über Jerusalem nach Antiochia zurückkehren. Eine dritte Missionsreise führte ihn dann durch Galatien und Phrygien nach Ephesos. Von hier nach einem fast dreijährigen Aufenthalt vertrieben, reiste er durch Makedonien und Achaia nach Korinth, sammelte hier eine Beisteuer für die Christen zu Jerusalem, kehrte 58 wieder nach Makedonien zurück und ging von dort 59 zu Schiff über Miletos und Cäsarea nach Jerusalem. Kaum angekommen, wurde er bei einem Volksaufstand von den Römern in Haft genommen