Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

806

Peho - Peintre-Graveur.

Ausgabe des Zendavesta (Wien 1853 ff., 2 Bde.). Eine Menge im Zendavesta fehlender Notizen über die Mythologie und Kosmogonie der Zoroastrier, die durch die griechischen Berichte über die Religion der alten Perser bestätigt werden, enthält der der Sassanidenzeit angehörige "Bundehesch" (s. d.). Die Himmel- und Höllenfahrt eines parsischen Priesters beschreibt das oft an Dante erinnernde Buch von Ardâ Virâf (Ausg. und Übersetzung von Haug und West, Lond. 1872), das dem 3. Jahrh. n. Chr. angehört. Aus der gleichen Zeit stammt das umfangreichste Pehlewiwerk, der wichtige "Dînkart", den ein gelehrter Parsenpriester herauszugeben begonnen hat (Bombay 1875 ff.). Andre Werke in P. sind: "Nirangistan", "Dadistan-i-dini", "Minok-i-khard", "Chatrang-namak" etc. Ein p.-englisches Wörterbuch gibt Jamaspji in Bombay heraus. Die beste Grammatik des P. lieferte Haug in seinem "Essay on the Pahlavi language" (Lond. 1870). Vgl. auch Spiegel, Grammatik der Huzvâreschsprache (Leipz. 1856); Harlez, Manuel du Pehlevi (Par. 1880). Die meisten Pehlewiwerke sind bisher nur in Handschriften vorhanden, die sich in München, Paris, Kopenhagen, Bombay u. a. O. befinden.

Peho, Fluß s. Peiho.

Pehtha, Handels-, Gold- und Silbergewicht in Birma, = 100 Keiat = 1,6556 kg.

Pehueltschen (Pueltschen, "die Östlichen"), südamerikan. Indianervolk in den Andes von Patagonien (s. d.) und von da nach O. in die Ebenen sich ausbreitend, von den Tehueltschen mit dem Namen Penck bezeichnet und nach Musters identisch mit den Pampa (während Falkner die Tehueltschen als Pueltschen bezeichnet). Sie sind kräftig gebaute, dunkel olivenfarbige, räuberische Nomaden und stehen auf einer sehr tiefen Bildungsstufe. Ihre kegelförmigen Hütten gleichen den Jurten der Tataren. Mit ihren Nachbarn liegen sie stets in Fehde, doch sind sie gegen Fremde gastfrei und im Handel ehrlich. S. Tafel "Amerikanische Völker", Fig. 30.

Peiden, Badeort im Val Lugnez des schweizer. Kantons Graubünden, mit 115 Einw. und einer vorzugsweise Glaubersalz enthaltenden Mineralquelle, die 1868 durch Überschwemmungen verschüttet, 1874 aber wieder aufgefunden wurde.

Peigneur (franz., spr. pänjör), die Kammwalze, der Abnehmer der Krempelmaschinen.

Peiho (Peho, Pai-ho, "weißer Fluß"), Fluß im nordöstlichen China, entspringt an der Grenze der Mongolei, fließt südöstlich in einer Entfernung von 20 km an Peking vorüber, nimmt bei Tiëntsin den von NW. kommenden Whenho sowie von S. her den Janho und Hutanho mit dem in letztern mündenden Kaiserkanal auf, durch welchen eine unmittelbar Wasserverbindung zwischen Nanking und Peking hergestellt wurde, indem der Kanal von Tatung Peking und Tungtscheu am P. verband. Der P. ist ein Glied in der "Wasserweg" genannten Abteilung der chinesisch-zentralasiatischen Ausfuhrstraße nach Sibirien, da der Thee des mittlern China auf dem Jantsekiang ans Meer, von dort nach der Mündung des P. und dann in flachen Booten flußaufwärts 116 km weit bis Tungtscheu geht. Das Einlaufen in den Fluß erschwert eine Barre; die Wassertiefe ist 3½ m, nimmt aber später stark ab. An der Mündung bei Taku hatte China zum Schutz seiner Hauptstadt starke Befestigungen angelegt, welche 24. Juni 1859 von einer englischen Truppenabteilung zu stürmen versucht wurden (vgl. China, S. 20 f.). Seitdem sind diese Forts verstärkt, um Befestigungen am Unterlauf des Flusses vermehrt und mit Riesengeschützen deutschen und englischen Fabrikats ausgerüstet worden. Der Flußeingang ist überdies durch Torpedoschiffe verteidigt.

Peil, s. v. w. Pegel.

Peilau, ausgedehntes Fabrikdorf im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Reichenbach, an der Peile, besteht aus den sechs Gemeinden: Oberpeilau I mit 2546, Oberpeilau II mit 1108, Obermittelpeilau mit 731, Mittelpeilau mit 630, Niedermittelpeilau mit 747 und Niederpeilauschlössel mit 709, zusammen einschließlich sieben Gutsbezirke mit (1885) 7082 meist evang. Einwohnern. Es befinden sich hier eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß, bedeutende Baumwollwaren- und Leinenfabrikation, Fabriken für Marmorwaren, Öfen, Preßhefe, Gummiwaren etc., Dampfmehl- und Dampfsägemühlen, Bierbrauerei etc. Bei Oberpeilau I liegt die Herrnhuterkolonie Gnadenfrei (s. d.).

Peilen, im Seewesen s. v. w. abmessen, untersuchen, beobachten. Die Sonne p. heißt die Bestimmung des Azimut; die Küste, bez. einen Leuchtturm p. heißt die Berechnung des Winkels, den die vom Kompaß nach jenen festen, auf der Seekarte vorgezeichneten Gegenständen gezogene Linie mit dem magnetischen Norden bildet. Kreuzpeilung heißt die Bestimmung der Richtung, welche gleichzeitig von zwei solchen Gegenständen gewonnen wird, wobei der Ort des Schiffs im Durchschnittspunkt beider Linien liegt. Die Tiefe p. bezieht sich auf Tiefenmessung. Geringe Fahrwassertiefen werden mit der Peilstange gemessen, größere mit dem Tieflot; der Wasserstand in den Schiffsräumen wie im Pumpensod (Bilge) wird durch den Peilstock ermittelt, einen in Zentimeter geteilten Stab.

Peilkompaß, der mit Aufsatz, Visier und Fadenkreuz zum Peilen ausgerüstete Kompaß.

Peine (Peina), Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Hildesheim, an der Fuse, Knotenpunkt der Linie Hannover-Rheine der Preußischen Staatsbahn und der Eisenbahn P.-Ilsede, 68 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, ein Walz- und Stahlwerk, eine Zuckerfabrik, Malz-, Kunstdünger- u. Stärkefabrikation, Branntweinbrennerei, Bierbrauerei, Petroleumraffinerie, Ziegeleien, Torfstiche, besuchte Pferde- und Viehmärkte, Getreidehandel und (1885) 7868 meist evang. Einwohner. P. ist Geburtsort des Dichters Friedrich Bodenstedt, war ehemals eine starke Festung und gehörte bis 1803 zum Bistum Hildesheim.

Peinliche Befragung (peinliche Frage), s. v. w. Spezialinquisition (s. Strafprozeß); dann die beim hochnotpeinlichen Halsgericht zum letztenmal wiederholte Frage an den Verbrecher, ob er sein Verbrechen noch jetzt zugestehe, nach deren Bejahung der Stab gebrochen, das sogen. Zetergeschrei eröffnet und zur Vollstreckung der Strafe selbst geschritten ward; auch s. v. w. Tortur.

Peinliche Gerichtsbarkeit, veralteter Ausdruck für Strafgerichtsbarkeit.

Peinliche Halsgerichtsordnung, s. Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V.

Peinlicher Prozeß, veraltet s. v. w. Strafprozeß.

Peintre-Graveur (franz., spr. pängtr-grawör, "Maler-Radierer"), Maler, der nach eigner Zeichnung oder Komposition auf der Kupferplatte radiert; auch Titel der Verzeichnisse von Kupferstichen dieser Art und Kupferstichen überhaupt, z. B. von A. Bartsch, Passavant, R. Dumesnil, Andresen u. a. (s. Kupferstecherkunst, S. 329 und 332).