Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pelzflügler; Pelzfresser; Pelzkäfer; Pelzmaki; Pelzsamt; Pelzseehunde; Pelzwaren

820

Pelzflügler - Pelzwaren.

da zu den Vorderbeinen, diese bis zur Hand umhüllend, verläuft dann in gleichmäßiger Breite nach der Hinterhand und von da nach der Schwanzspitze, ist daher nicht mit der Flughaut der Fledermäuse zu vergleichen und dient lediglich als Fallschirm, dem Körper langsameres Fallen ermöglichend. Der rote Flattermaki (Kaguang, Pelzmaki, Galeopithecus rufus, s. Tafel "Insektenfresser"), 48 cm lang, mit 12 cm langem Schwanz, auf dem Rücken dicht, an den Seiten spärlich braunrot behaart und hier wie in der Achselgegend mit nackten Stellen, auf der Flatterhaut und den Gliedmaßen hell gefleckt, lebt auf den Sundainseln, Molukken und Philippinen, auch auf Malakka und den umgebenden Eilanden. Alle Flattermakis (die drei oder vier Arten sind noch nicht genau unterschieden) hängen bei Tage oft in Menge in dicht belaubten Baumkronen. Ihre scharfen Krallen befähigen sie zu gewandtem und sicherm Klettern, während sie auf dem Boden sich nur schwerfällig fortbewegen; Früchten und Kerbtieren nachgehend, besteigen sie den Wipfel eines Baums, von wo sie dann schief zu einer andern Baumkrone herabspringen. Sie erheben sich dabei nie über die Höhe, von der sie den Sprung begonnen, sondern schweben stets und zwar ziemlich langsam schief von oben nach unten. Es sind harmlose, sanftmütige Geschöpfe, welche keinen Schaden thun und sich gegen Angriffe nicht einmal verteidigen. Das Weibchen wirft ein Junges, welches sich bald nach der Geburt an seiner Brust festklammert und von ihm herumgetragen wird. Die Eingebornen genießen das Fleisch dieser Tiere. Vgl. Leche, Über die Säugetiergattung Galeopithecus (Stockh. 1886).

Pelzflügler (Trichoptera), Zunft aus der Ordnung der Netzflügler, s. d.

Pelzfresser (Mallophaga Nitzsch), Insektenfamilie aus der Ordnung der Geradflügler, durch parasitierende Lebensweise, Flügellosigkeit und analogen Körperbau mit den Läusen nahe verwandt, durch die beißenden Mundteile aber von diesen abweichend und den Übergang von den Orthopteren zu den Hemipteren vermittelnd. Der Körper ist oberhalb hornig, flach gedrückt, der Kopf horizontal; die Fühler sind drei- bis fünfgliederig, die Augen klein, einfach, der Thorax klein, meist nur zweiringelig, der Hinterleib neun- bis zehnringelig. Die Beine sind kurz und kräftig, mit zweigliederigen Tarsen und einer einschlagbaren oder zwei Klauen. Die zahlreichen Arten leben an den Haaren von Säugetieren (Haarlinge) oder der Mehrzahl nach an den Federn der Vögel (Federlinge) und nähren sich von der Substanz dieser Gebilde, saugen also kein Blut. Die meisten Arten halten sich an bestimmte Wohntiere, von denen manche mehrere solcher Parasiten beherbergen. Die Weibchen legen ihre Eier an die Haare oder Federn, und die ausschlüpfenden Jungen haben vollständig die Gestalt der Alten. Zur Familie der Federlinge (Philopteridae), mit fadenförmigen, drei- oder fünfgliederigen Fühlern ohne Kiefertaster, gehört die artenreiche Gattung Philopterus mit dem Pfauenfederling (Philopterus falcicornis Nitzsch, s. Tafel "Halbflügler"), auch viele Haarlinge, wie die Hundelaus (Trichodectes latus Burm.), die Ziegenlaus (T. climax Burm.), die Kuhlaus (T. scalaris Burm.) u. a. Ebenso umfaßt die Familie der Haftfüßer (Liotheidae), mit gekeulten, viergliederigen Fühlern und deutlichen Kiefertastern, sowohl Feder- als Haarlinge. Hierher gehört die Gattung Liotheum Nitzsch, deren Arten auf Vögeln leben und sehr hurtig laufen, wie die Hühnerlaus (L. pallidum L.), die Gänselaus (L. anseris Sulzer) u. a. Die P. sind besonders von Nitzsch bearbeitet worden, seine Untersuchungen hat Giebel ("Insecta epizoa", Leipz. 1874) herausgegeben.

Pelzkäfer, s. Speckkäfer.

Pelzmaki, s. Pelzflatterer.

Pelzsamt, s. v. w. Felbel.

Pelzseehunde (Biberseehunde), Felle von einer oder mehreren Robbengattungen, unterscheiden sich von den Seehundsfellen durch das Vorhandensein einer dichten, feinen, seidenartigen, gelben Grundwolle unter dem harten, grauen Oberhaar. Sie bilden gegenwärtig den bedeutendsten und wertvollsten Artikel im Bereich des Pelzhandels und werden ausschließlich in England zugerichtet, indem man das Oberhaar entfernt und die Grundwolle braun färbt. Die meisten P. kommen von den Alëuten, der Rest von den Shetlandinseln, vom Kap, den Lobos- und Falklandinseln. Man verarbeitet das reich samtartige Pelzwerk in Rußland zu Männermützen, in England und Frankreich zu Damenjacken. 1879 wurden in London 155,000 Felle verkauft.

Pelzwaren (Rauchwaren), mit langen, dichten und weichen Haaren oder Daunen bedeckte Tierhäute, welche, leicht gegerbt, zur Kleidung, zu Teppichen etc. benutzt werden. Alle P. stammen mit sehr wenigen Ausnahmen von Säugetieren, und unter diesen geben wieder die Raub- und Nagetiere die schönsten und kostbarsten sowie auch die meisten Pelze. Die wichtigsten P. sind.: Edelmarder, Steinmarder, sibirischer Zobel, amerikanische Zobel, Nörz, Iltis (Perwitzki), Kolinski, Hermelin, Skunks, Vielfraß, Dachs, Fischotter, Seeotter, Bär, Waschbär, Fuchs, Wolf, Katze (Zibetkatze), Genette, Luchs, Löwe, Tiger, Pantherkatze, Eichhörnchen, Feh, Hamster, Siebenschläfer, Murmeltier, Chinchilla, Bisam, Biber, Koipu (Sumpfbiber), Hase, Kaninchen, Opossum, Büffel, Schaf, Angora, Reh, Gemse, Seehund, Affe, auch Federpelzwerk (s. Federn, S. 95). Da die Häute beim Trocknen hart und brüchig werden, so werden sie einer leichten Gerbung unterworfen. Man durchfeuchtet die Haut mit Salzwasser, schabt sie aus dem gebogenen Fleischeisen, bestreicht sie mit Fett, streut etwas Mehl darauf und bearbeitet sie, halb abgetrocknet, mit einem zweiten, weniger scharfen Messer. Hierauf dreht man die Pelze mit warmem Sand und Sägespänen mehrere Stunden lang in einer Tonne herum, klopft sie mit Stöcken und schabt sie schließlich mit einem scharfen Messer. Lammfelle werden mit Wasser ganz durchtränkt, gewaschen, abgeschabt, mit Gerstenschrot bestreut, 8-12 Tage in Salzwasser gelegt, dann getrocknet, mit Messern bearbeitet und gereinigt. Kaninchen beizt man mit Alaun. Eichhörnchen bestreicht man roh mit Butter, walkt sie, bearbeitet sie mit dem Fleischeisen und reinigt sie mit Sand und Gips. Chinchillas werden mit feinem Pudermehl durch Umschütteln in einem Ledersack gereinigt. Häufig werden die P. gefärbt, wobei man sie in die Farbebrühe taucht oder, häufiger, die Farbebrühe mit einer Bürste auf die Haare streicht (Blenden). Schaffelle, die als Decken benutzt werden sollen, spannt man auf ein Brett, welches in horizontale Lage durch Schnüre leicht gehoben und gesenkt werden kann, und taucht sie so tief in die heiße Farbebrühe, daß die Haare, aber nicht die Häute benetzt werden. Das Fell wird dann ausgewaschen und getrocknet. Weiße Felle kann man mit kohlensaurem Ammoniak oder schwefliger Säure bleichen. Zur Konservierung hebt man die P. an schattigen, trocknen und luftigen Orten auf, klopft und kämmt sie wiederholt, damit sich keine In-^[folgende Seite]