Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pendeloque; Pendelquadrant; Pendente lite; Pendentif; Pendschab; Pendsch-Deh; Pendule; Penedo; Peneios

826

Pendeloque - Peneios.

Da nach obiger Formel bei gleicher Schwingungsdauer die Beschleunigungen sich umgekehrt verhalten wie die Pendellängen, so nimmt hiernach die Wirkung der Schwerkraft ab vom Pol bis zum Äquator; während nämlich dort die Beschleunigung des freien Falles 9,8309 m, unter 45° Breite 9,8055 m beträgt, ist sie unter dem Äquator 9,7801 m. Die Ursache dieser Verminderung ist zum Teil die durch den Umschwung der Erde um ihre Achse erzeugte Zentrifugalkraft; da die Umdrehungsgeschwindigkeit und der Halbmesser der Erde bekannt sind, so läßt sich die Größe der Zentrifugalkraft leicht berechnen, und zwar findet man, daß sie am Äquator, wo sie am größten ist und der Schwerkraft gerade entgegenwirkt, 1/289 derselben ausmacht, und daß demnach die Beschleunigung dort um 34 mm kleiner sein müßte als an den Polen. Die Pendelbeobachtungen aber zeigen, daß die Abnahme der Beschleunigung von den Polen nach dem Äquator in Wirklichkeit größer ist und nahezu 51 mm beträgt. Es muß demnach für diese Verminderung noch eine andre Ursache vorhanden sein als die Zentrifugalkraft, welche nur darin bestehen kann, daß die Pole dem Erdmittelpunkt näher liegen als die Punkte des Äquators, oder daß die Erde nicht genau kugelförmig, sondern wie eine Orange an den Polen abgeplattet ist. Aus den mittels des Pendels gefundenen Werten der Beschleunigung und aus der Größe der Zentrifugalkraft kann man nun die Abplattung der Erde berechnen und findet sie gleich 1/292; diese Zahl, welche aussagt, daß der Erddurchmesser von Pol zu Pol um den 292. Teil kürzer ist als der Durchmesser des Äquators, stimmt mit dem aus Gradmessungen gefundenen Wert 1/299 sehr nahe überein. Auch die Dichte (das spezifische Gewicht) des Erdkörpers wurde von Airy durch Pendelbeobachtungen bestimmt, welche derselbe an der Erdoberfläche und auf dem Boden des Bergwerks von Harton in einer Tiefe von 383 m anstellte. Er fand in der Tiefe die Beschleunigung größer als an der Oberfläche, woraus geschlossen werden muß, daß das Erdinnere eine größere Dichte besitzt als die uns zugängliche Erdrinde; die mittlere Dichte der Erde ergab sich aus diesen Versuchen 6,5mal so groß als die des Wassers, wogegen Reich durch ein ganz andres Verfahren die Zahl 5,5 gefunden hat. Ein schwingendes P. hat vermöge der Trägheit das Bestreben, in seiner Schwingungsebene zu verharren, und hält dieselbe auch der Umdrehung der Erde gegenüber fest; darauf gründet sich der berühmte Foucaultsche Pendelversuch (s. d.), welcher die Umdrehung der Erde um ihre Achse auf direkte Weise anschaulich macht. Indem das P. die Anziehung, die Abplattung und die Dichte der Erde zu messen gestattet und für ihre Umdrehung den augenfälligen Beweis liefert, gehört es zu den wichtigsten wissenschaftlichen Apparaten; nicht minder wichtig, aber allgemeiner bekannt ist seine von Huygens (Horologium oscillatorium) angegebene Anwendung bei den Uhren (s. d.), wo es die Aufgabe hat, die durch ein Gewicht oder eine Feder hervorgebracht Bewegung des Räderwerks nach gleichen Zeitintervallen immer auf einen Augenblick zu hemmen u. dadurch den sonst eintretenden ungleichförmigen Gang in einen gleichmäßigen zu verwandeln.

Gibt man dem schweren Körper eines einfachen Pendels, wenn es sich eben in seiner größten Ausweichung befindet, einen passend abgemessenen Stoß, so beschreibt er von nun an mit gleichförmiger Geschwindigkeit eine Kreislinie um den Punkt der Gleichgewichtslage und wird jetzt konisches oder Zentrifugalpendel genannt. Die Zeit seines Umlaufs ist doppelt so groß als die Schwingungsdauer des gewöhnlichen Pendels von gleicher Länge. Man benutzt die Zentrifugalpendel ebenfalls bei Uhren; da aber ihre Aufhängung Schwierigkeiten verursacht, und da sie besonders einen vorzüglich festen und richtigen Stand erfordern, so wendet man sie häufiger zur Regulierung der Umdrehung astronomischer Instrumente, bei Registrierapparaten und bei den Drehfeuern der Leuchttürme an. Elektrische P. sind Elektroskope (s. d.). Ballistisches P. heißt ein von Robins erfundener Apparat zur Messung der Anfangsgeschwindigkeit von Geschossen und damit der Kraft des Pulvers. Eine Flinte ist in horizontale Lage an einem dreieckigen Gestell befestigt, welches auf zwei Schneiden schwingt. Der Schwingungspunkt des Pendels wird in die Achse der Flinte und in die Vertikale gebracht, welche durch den Schwerpunkt geht. Das Geschoß schlägt auf den Schwingungspunkt eines Pendels, dessen Ausschlag an einem Gradbogen gemessen wird. Kompensationspendel, s. Ausdehnung.

Pendeloque (franz., spr. pangd'lock), Ohrgehänge, Gehänge an Kronleuchtern etc.

Pendelquadrant, s. Meßinstrumente.

Pendente lite (lat.), bei noch schwebendem Rechtsstreit.

Pendentif (franz., spr. pangdangtíf), in der Baukunst einer der vier dreieckigen sphärischen Gewölbezwickel (s. Figur), welche bei einer über einem quadratischen oder achteckigen Raum ausgeführten Kuppel, einer sogen. Hängekuppel, in den Ecken desselben vorgekragt werden. Vgl. Kuppel.

^[Abb.: Pendentif.]

Pendschab, Landschaft, s. Pandschab.

Pendsch-Deh (Alt- und Neu-P.), zwei nahe bei einander liegende Ortschaften im gegenwärtig russ. Turkmenengebiet, links am Murghab unweit dessen Vereinigung mit dem Kuschkfluß u. in geringer Entfernung von der afghanischen Grenze. P. wurde bei der Grenzregulierung sowohl von Rußland als von Afghanistan beansprucht, schließlich aber ersterm zugesprochen. Dennoch ist P. früher mit Puli-Khatun immer als zu Herat gehörig betrachtet worden, das seit 1881 eine Eskorte von 15 afghanischen Soldaten für den dortigen Gouverneur unterhielt, welcher einen jährlichen Tribut nach Herat abzuführen hatte. Der Ort ist wichtig, weil der Murghab hier etwas nördlich bei Puli-Khisti bequem überschritten werden kann.

Pendule (franz., spr. pangdühl), Pendel-, Stutzuhr.

Penedo, Stadt in der brasil. Provinz Alagoas, am schiffbaren São Francisco, gut gebaut, doch der untere Stadtteil Überschwemmungen ausgesetzt, hat eine Ölmühle, lebhaften Handel mit Zuckerrohr und Häuten und 10,000 Einw.

Peneios (Penēus, jetzt Salamvrias), der Hauptstrom Thessaliens, entspringt auf dem Pindos und wird auf seinem östlichen, einen großen Bogen gegen S. beschreibenden Lauf durch eine bedeutende Anzahl von Nebenflüssen (von S. der Pamisos, Apidanos, Enipeus, von N. der Lethäos und Europos) verstärkt. Bis zu den sogen. Meteora (s. d.) ist sein Thal eng; dann durchfließt er die Ebene von Hestiäotis, durchbricht einen Bergzug und tritt in die Ebene von Pelasgiotis, um durch eine dritte Schlacht, das