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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Perikulös – Periöken

Perikulös (lat.), gefährlich.

Perim, arab. Meiûm, Mehun, Insel in der Meerenge Bab el-Mandeb (s. d.), ein alter Krater aus trachytischer Lava von unregelmäßiger Form, 5,5 km lang, 1800 m breit und bis 165 m hoch. Die mächtige Caldera (Kraterkessel) bildet jetzt einen vortrefflichen Hafen, dessen Eingang auf der Südwestseite liegt. Letzterer ist so breit und rein, daß bei jedem Winde die Schiffe ein- und auslaufen können. Das Innere des Hafens ist fast bis 18 m tief und geräumig genug, einer ganzen Flotte Platz und Schutz zu bieten. Nach N. hin sind die Ufer ziemlich flach, die übrigen Seiten bestehen aus wild zerrissenen, über 60 m hohen Klippen. Von Vegetation ist sowohl an diesen als in der Sand- und Konglomeratebene kaum eine Spur vorhanden; auch Wasser findet sich nicht.

Schon 1799–1801 hatten sich die Engländer diesen Schlüssel des Roten Meers angeeignet, um einer Unternehmung der Franzosen gegen Indien zu begegnen. Die zweite Besitzergreifung 1. Febr. 1857 hing mit der möglichen Durchstechung des Isthmus von Sues zusammen, welche die Engländer für ihre ind. Besitzungen und ihren Handel dadurch gefahrlos zu machen suchten, daß sie gleich nach der Occupation der Insel Befestigungswerke zu errichten begannen. Diesem Unternehmen widersetzten sich jedoch die übrigen seefahrenden Nationen. Zunächst wurde bei Straits-Point, der Ostspitze der Insel, eine Festung und 1861 ein Leuchtturm erbaut.

Perimĕter (arch.), Umfang einer Figur (s. Peripherie); in der Augenheilkunde gebräuchliches Instrument zur Messung des Gesichtsfeldes.

Perimetermethode, s. Feldmeßkunst.

Perimetrītis (grch.), s. Gebärmutterkrankheiten.

Perimorphōsen (grch.), Pseudomorphosen (s.d.), bei denen eine aus einem Mineral bestehende äußere, oft nur papierdünne, regelmäßig gestaltete Krystallhülle im Innern einen Kern umschließt, der aus einem ganz andern Mineral oder aus einem Haufwerk mehrerer dergleichen zusammengesetzt ist. P. wurden besonders bei Granatkrystallen beobachtet, deren Inneres dann aus Kalkspat bestand.

Perimysĭum (grch.), die Bindegewebshülle, welche einen ganzen Muskel oder eine größere Anzahl von Muskelprimitivbündeln umgiebt.

Perinĕoplástik (grch.), die Wiederherstellung des beim Geburtsakte oder durch pathol. Prozesse verloren gegangenen Dammes; Perineorrhăphie, die Dammnaht.

Perinephrītis (grch.), die Entzündung des die Nieren umgebenden Zellgewebes.

Perinĕum (grch.), s. Damm (anatom.).

Perineurĭum (grch.), die Bindegewebshülle, welche die einzelnen Nervenfasern sowie den ganzen Nerven umgiebt.

Perinthos, altgriech. Stadt, s. Eregli.

Perioeci (grch. períokoi) oder Nebenbewohner, die miteinander gleiche Breite, aber um 180° verschiedene Länge habenden Menschen. Sie haben gleiche Jahres-, aber gerade entgegengesetzte Tageszeiten. (S. auch Periöken.)

Periōde (grch., d. i. Umlauf oder Kreislauf), eine in regelmäßigen zeitlichen Abständen auftretende Wiederholung bestimmter Erscheinungen, sodann aber auch der dadurch abgegrenzte Zeitraum. In der Chronologie hat daher P. eine ähnliche Bedeutung wie Cyklus; gewöhnlich versteht man aber unter P. solche Cyklen, die einen längern Zeitraum ↔ in sich schließen, wie die 223 synodische Mondmonate umfassende Chaldäische Periode (s. d.) oder die 1461jährige Hundssternperiode der alten Ägypter; ferner einen aus mehrern Cyklen bestehenden Zeitraum, wie die 76jährige Kallippische und die 304jährige Hipparchische P. (s. Kalender), oder eine Kombination verschiedener Cyklen, wie die von Jos. Scaliger aufgestellte Julianische Periode (s. d.) von 7980 Jahren.

In der Geschichte versteht man unter P. Zeiträume, deren Anfang und Ende durch bedeutsame, in die geschichtliche Entwicklung der ganzen Menschheit, eines einzelnen Volks, eines einzelnen Menschen, einer Stadt u.s.w. tief einschneidende Ereignisse (Epoche) bestimmt werden. (S. auch Zeitalter.)

In der Rhetorik nennt man P. die Auseinanderlegung eines Gedankens in mehrere Sätze (Glieder der P.), entweder parallele Hauptsätze, oder Haupt- und Nebensätze.

In der Musik ist P. ein geschlossener Abschnitt von 4, 8 oder 16 Takten. P. von ungerader Taktzahl sind Ausnahmen.

In der Medizin ist P. soviel wie Menstruation (s. d.).

Periodeuten (grch.), s. Circuitores.

Periodicität, soviel wie periodische Wiederkehr (s. Periode).

Periodische Augenentzündung, Krankheit der Pferde, s. Mondblindheit.

Periodisches System der chemischen Elemente. Ordnet man die chem. Elemente nach der Höhe ihrer Atomgewichte in eine Reihe, so zeigt sich zunächst in der Regel von Glied zu Glied eine bestimmte Änderung in den chem. Eigenschaften, namentlich in der Wertigkeit; nach einer bestimmten Anzahl von Gliedern aber wiederholen sich diese Eigenschaften in der gleichen Ordnung. Es ergiebt sich daraus, daß diese Eigenschaften der Elemente in gewissem Grade periodische Funktionen ihrer Atomgewichte sind. Diese Beziehungen hat zuerst 1864 Newlands, wenn auch noch in sehr unzulänglicher Weise, erkannt; später (von 1869 an) haben Lothar Meyer und Mendelejew sie bestimmter formuliert und das P. S. d. ch. E. in Tabellen dargestellt. Die Tabelle (S. 1019) von Lothar Meyer enthält in acht Vertikalreihen die einander ähnlichen Elemente, die Glieder je einer, oder auch zweier natürlichen Familien. Die erste Vertikalreihe enthält die einwertigen (l), die zweite die zweiwertigen (II) Elemente u.s.w. Viele Stellen in diesen Reihen sind bis jetzt leer. Die Annahme, daß die ihnen entsprechenden Elemente zwar existieren, aber bisher noch nicht entdeckt worden sind, hat eine starke Berechtigung dadurch gefunden, daß drei der bei Ausstellung der Tabelle noch vorhandene Lücken durch die Auffindung der Elemente Gallium, Germanium und Scandium ausgefüllt wurden. Immerhin zeigt das P. S. d. ch. E. noch manche schwachen Seiten; so werden öfters Elemente, die zweifellos einer natürlichen Familie angehören, auseinander gerissen, andere wieder zusammengestellt, die nur sehr untergeordnete Ähnlichkeiten aufweisen.

Periodontītis (grch.), die Entzündung der Zahnwurzelhaut (s. Zahnkrankheiten).

Periöken (grch. períokoi, «Umwohner»), im spartanischen Staat die persönlich freien und in selbständigen Gemeinden um das Stadtgebiet Spartas angesiedelten Einwohner Lakoniens, zum Teil Angehörige der sog. achäischen, durch die dor. Spartiaten verdrängten Bevölkerung, zum Teil auch Do-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 1019.