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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Persiennes; Persiflage; Persigny; Persimonen; Persio; Persis; Persische Bildsäule; Persische Fayencen; Persische Litteratur

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Persiennes - Persische Litteratur.

Reorganisation und Schulung der Truppen Verdienste. Dem Baron Reuter wurden die 23. Juli 1872 ihm versehenen Konzessionen zur Anlage von Eisenbahnen, Ausbeutung der Minen, Schiffbarmachung der Flüsse und Ausnutzung der Wälder im Februar 1874 wieder entzogen. Mißlungen sind die Versuche Persiens, sich Ansehen unter den Turkmenen zu verschaffen. Die Feldzüge von 1860 und 1876 gegen Merw endeten mit einer völligen Niederlage der Perser. Indem Rußland die Achal-Teke unterworfen hat, ist es auch hier nächster Nachbar von P. geworden, dessen nördliche Grenze der Vertrag vom 12. März 1882 festsetzte.

Vgl. Malcolm, History of Persia (deutsch von Becker, Leipz. 1830, 2 Bde.); Gobineau, Histoire des Perses (1869, 2 Bde.); Markham, History of Persia (Lond. 1874); Justi, Geschichte des alten P. (Berl. 1879); Nöldeke, Aufsätze zur persischen Geschichte (Leipz. 1887); Rawlinson, The seventh great oriental monarchy (Lond. 1876); v. Gutschmid, Geschichte Irans und seiner Nachbarländer seit Alexander d. Gr. (Tüb. 1888); F. Spiegel, Eranische Altertumskunde (Leipz. 1871-78, 3 Bde.); Bridges, The dynasty of the Kajars (Lond. 1833); Watson, A history of Persia from the beginning of the 19th century (das. 1866); Barbier de Meynard, Dictionnaire géographique, historique et littéraire de la Perse (Par. 1861); Tomaschek, Zur historischen Topographie von P. (Wien 1883-85, 2 Tle.); Schwabe, Bibliographie de la Perse (Par. 1876).

Persiennes (franz., spr. -ßjenn), s. Jalousien.

Persiflage (franz., spr. -flahsch), versteckter Spott; persiflieren, einen durch solchen lächerlich machen.

Persigny (spr. ssinji), Jean Gilbert Victor Fialin, Herzog von, franz. Staatsmann, geb. 11. Jan. 1808 zu St.-Germain l'Espinasse (Loire), trat 1826 in die Militärschule zu Saumur und 1828 in das 4. französische Husarenregiment. Wegen republikanischer Gesinnung erhielt er 1830 seinen Abschied, ward zu Paris Mitarbeiter an dem "Temps" und durch die Lektüre des "Mémorial de Ste-Hélène" für die Napoleonischen Ideen begeistert. Hierdurch kam er in ein freundschaftliches Verhältnis zu Ludwig Napoleon (damals zu Arenenberg), dem P. sein Leben lang mit seltener Hingebung und Treue diente. Er durchreiste Frankreich und Deutschland, um eine imperialistische Partei zu organisiert, und setzte Ende Oktober 1836 den Straßburger Putsch ins Werk. Nach dessen Mißlingen entwich er nach London, wo er eine Rechtfertigung desselben ("Relation de l'entreprise du prince Louis Napoléon", Lond. 1837) veröffentlichte. Im Juli 1840 nahm er an dessen fehlgeschlagenem Unternehmen in Boulogne teil, ward gefangen und vom Pairshof zu 20jähriger Haft verurteilt. Nach seiner Freilassung 1848 betrieb er mit Erfolg die Wahl seines Freundes zum Präsidenten der Republik. Seit 1849 Mitglied der Nationalversammlung, ward er zu wichtigen diplomatischen Sendungen, so Dezember 1849 bis April 1850 nach Berlin, verwendet. Am Tag des Staatsstreichs besetzte er an der Spitze eines Linienregiments das Lokal der Nationalversammlung und ward Mitglied der Konsultativkommission. Am 23. Jan. 1852 wurde er Minister des Innern. Auch vermählte er sich damals mit einer Prinzessin de la Moskwa, einer Enkelin des Marschalls Ney. Nachdem er im April 1854 aus Gesundheitsrücksichten sein Portefeuille niedergelegt, ging er im Mai 1855 als Gesandter nach England; wo er bis Mai 1858 blieb, und wohin er 9. Mai 1859 zurückkehrte. Vom 24. Nov. 1860 bis 23. Juni 1863 war er wieder Minister des Innern und vertrat mit Energie und nicht ohne Geschick das streng absolutistische Repressivsystem. Der ungünstige Ausgang der Pariser Wahlen 1863 veranlaßte ihn zum Rücktritt. Am 13. Sept. ward er zum Herzog ernannt. Seitdem war er nur noch als Senator und als Mitglied des Geheimen Rats politisch thätig. Nachdem er den Sturz seines Freundes noch erlebt, starb er plötzlich 13. Jan. 1872 in Nizza.

Persimonen, s. Diospyros.

Persio, s. Orseille.

Persis (einheimisch Pârsâ, jetzt Farsistan), im Altertum Landschaft in Asien, welche zuerst auch Karmanien (Kirman) in sich begriff, das jedoch nach einer Empörung gegen Dareios davon abgetrennt und zu einer steuerzahlenden Satrapie gemacht wurde. Dieses Stammland des großen Perserreichs, von Susiana, Medien, Karmanien und dem Persischen Meerbusen begrenzt, bestand aus drei Teilen: einem kahlen Hochland im N. mit der Stadt Persepolis, einer breiten Zone paralleler, von SO. nach NW. streichender Gebirge und einem schmalen, ebenen, heißen Küstenstrich. Dies Gebiet hatten Stämme zweier verschiedener Völkerfamilien inne: die nicht arischen nomadisierenden Daër, Sagartier, Marder und Dropiker; ferner die ansässigen Germanier, Panthialäer und Derusiäer nebst den drei obersten arischen Stämmen der Pasargaden, Maspier und Maraphier. Der vornehmste war der der Pasargaden, aus welchem die Königsfamilie der Achämeniden stammte. Ihre ältere Residenz war Pasargadä, ihre spätere Persepolis. Von dort aus breitete sich seit der Mitte des 6. Jahrh. v. Chr. die Herrschaft der Perser allmählich aus (s. Persien, Geschichte, S. 870).

Persische Bildsäule, in der (persischen) Baukunst eine menschliche Gestalt als Balkenträger, welche meist die Form eines Sklaven erhalten hat. Vgl. auch Atlas, S. 6, und Karyatiden.

Persische Fayencen, eine Gruppe von Schalen, Tellern, Schüsseln etc., welche etwa vom 15. bis 18. Jahrh. unter chinesischem Einfluß in Persien teils aus Fayence, teils aus einer weißen, porzellanartigen, aber undurchsichtigen Masse gefertigt und mit stilisieren Blumen, blau und farbig, dekoriert wurde (s. Tafel "Keramik", Fig. 3). Seltener sind Schalen mit durchbrochenem Rande, dessen Öffnungen durch die durchsichtige Glasurmasse geschlossen sind. Im 16. Jahrh. kam die Fabrikation ähnlicher Gefäße auf der Insel Rhodos auf. Die reichste Sammlung solcher Fayencen besitzt das Musée Cluny in Paris.

Persische Litteratur. Die Geschichte der persischen Litteratur beginnt erst mit der Zeit, wo sich die neupersische Sprache zu bilden begann, d. h. mit dem Eindringen des Islam. Als die Araber das Sassanidenreich stürzten (651), war in demselben eine Fülle orientalische Kultur vorhanden. Fürsten, namentlich die beiden Chosrau (Anôscharwân, 531-579, und Parwêz, 590-628), und Priester (die Mobeds) hatten das Altpersische verjüngt und fortgebildet; aus dem Zend waren Schriften in das Pehlewi und Parsi übertragen worden, und die Wissenschaft fand treffliche Pfleger in den Nestorianern, die Byzanz vertrieb. Bei dem Ansturm der Moslems gingen diese Kulturschätze zum größten Teil verloren. Omar ließ bei der Eroberung die große Bibliothek von Madâin verbrennen, und auch später noch suchte der mohammedanische Fanatismus Schriften zu vernichten, wo er ihrer nur habhaft wurde. Bei dem Übertritt zum Islam wurden die Perser durchgehends Schiiten und daher von dem Rigorismus der andern Mohammedaner weniger erfüllt. Im übrigen konn-^[folgende Seite]