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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Petersilie, wilde - Petinet.

Blättern mit keilförmigen, eingeschnitten gesägten Blättchen, die obern doppelt bis zuletzt einfach dreizählig mit lanzettlichen bis lineal-lanzettlichen Segmenten. Die Blüten sind grüngelblich, die Hüllen ein- bis zwei-, die Hüllchen sechs- bis achtblätterig. Die P. wächst in Südosteuropa wild, wurde schon im Altertum medizinisch benutzt, und Karl d. Gr. befahl ihren Anbau in den kaiserlichen Gärten. Jetzt ist sie das gebräuchlichste Küchengewürz. Sie gedeiht am besten in humosem Sandboden, und man säet sie im Herbst, April und Juni in Reihen, wobei man aber auf Spannenweite nicht mehr als 25 Körner nehmen darf. Als Schnittpetersilie ist besonders die krause P. zu empfehlen, weil bei dieser eine Verwechselung mit der Hundspetersilie (Aethusa cynapium) nicht vorkommen kann. Letztere stellt sich am häufigsten auf dumpf liegenden Beeten ein, und auf sie sind die meisten Schierlingvergiftungen zurückzuführen. Man unterscheidet sie aber von junger P. ganz sicher durch den Geruch. Als Wurzelgewächs säet man die P. recht früh und stellt die Pflanzen nach und nach beim Jäten und Behacken fußbreit voneinander. In beiden Fällen verträgt die P. dumpfe Lage, wo der Boden recht frisch bleibt. Die Samengewinnung ist einfach. Man kann in geschützter Lage Pflanzen, welche man in Fußweile gezogen hat, im Garten stehen lassen, wenn man sie bei strenger, trockner Kälte mit Stroh bedeckt. Die Wurzeln schmecken süßlich und gewürzhaft u. werden ebenfalls als Gewürz und Gemüse benutzt. Sie waren früher, wie das Kraut und die Früchte, offizinell. Die Wurzel diente als harntreibendes Mittel, das Kraut gegen Augenkrankheiten etc. Das aus den Früchten gewonnene ätherische Öl (0,8-3,2 Proz.) oxydiert sich sehr leicht; außerdem enthalten die Samen Apiol, ein farbloses, stark nach P. riechendes, scharf schmeckendes, nicht flüchtiges, in Wasser nicht lösliches Öl, welches als Surrogat des Chinins, auch gegen Neuralgien und Menstruationsstörungen empfohlen wurde.

Petersilie, wilde, s. v. w. Schierling, s. Conium.

Petersinsel, s. Biel.

Peterskirche, s. Rom.

Peterskorn, s. Spelz.

Peterskraut, St., s. Scabiosa.

Petersläufer, s. Sturmvogel.

Peterspfennig (Peterpenny, lat. Denarius Petri), Abgabe, welche von Ina, König von Wessex, 725 n. Chr. in der Absicht eingeführt worden sein soll, damit davon eine Herberge mit Kirche und Schule für die nach Rom pilgernden Engländer errichtet werde. Diese "Schule der Sachsen" hat jedenfalls Äthelwolf 855 wiederhergestellt und bei dieser Gelegenheit wahrscheinlich den Grund zu jener drückenden Abgabe gelegt, die anfangs einen Silberpfennig von jeder ansässigen Familie betrug. Der P. wurde auch in Dänemark und Polen seit dem 11. Jahrh., in Schweden, Norwegen, Island seit dem 12. Jahrh. gezahlt, in Preußen aber im 14. Jahrh. ebenso vergeblich wie in Frankreich im 11. Jahrh. eingefordert. Mit der Reformation erlosch der P. als Abgabe. Als Liebesgabe für den Papst ist der P. aber auch in andern Ländern gesammelt worden; noch 1877 hat Pius IX. zum 50jährigen Bischofsjubiläum 16½ Mill. Frank empfangen. Vgl. Spittler, Von der ehemaligen Zinsbarkeit der nordischen Reiche an den päpstlichen Stuhl (Hannov. 1797); Woker, Das Finanzwesen der Päpste (Nördling. 1878).

Petersthal, Badeort im bad. Kreis Offenburg, am Westfuß des Kniebis und im Renchthal, 387 m ü. M., hat eine Bezirksforstei, Kirchenbau, Harz-, Pech- und Kienrußfabrikation und (1885) 1693 fast nur kath. Einwohner. Die 4 Mineralquellen, Stahl- und Lithionquellen von 5° C., werden besonders gegen Blutarmut, Nervenschwäche, Leber-, Nieren- und Blasenleiden, gegen Krankheiten des Magens und Darmkanals sowie gegen Gebärmutterleiden aller Art empfohlen. In der Nähe die Bäder Freiersbach und Griesbach. Vgl. Haberer, Die Renchbäder P. und Griesbach (Würzb. 1866).

Peterswald, Dorf in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Aussig, im Erzgebirge, an der Straße von Dresden nach Aussig, mit Fabrikation von Seidensamt und Metallknöpfen und (1880) 2885 Einw.; hier 16. Sept. 1813 Gefechte zwischen den Franzosen und den Verbündeten unter Pahlen und Kleist.

Peterswaldau, Dorf im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Reichenbach, am Fuß des Eulengebirges, besteht aus Ober-P. mit 1711, Mittel-P. mit 4042, Nieder-P. mit 1415, Königlich-P. mit 249 und dem Gutsbezirk P. mit 317, zusammen mit (1885) 7734 meist evang. Einwohnern, hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, ein Schloß, bedeutende Baumwollspinnerei und -Weberei, Wollweberei, Färberei, Stärkefabrikation u. viele Mühlen.

Peter- u. Paulstag, 29. Juni, s. Paulus (Apostel).

Peterwardein (ungar. Pétervárad, serb. Petrovár), königl. Freistadt im kroatisch-slawon. Komitat Sirmien (ehemalige Militärgrenze) und starke Festung (das "ungarische Gibraltar"), Station der Ungarischen Staatsbahn (Budapest-Semlin), liegt am rechten Donauufer in sumpfiger, ungesunder Gegend, Neusatz gegenüber, wohin eine 257 m lange Schiffbrücke führt, und besteht aus der obern Festung auf einem von drei Seiten isolierten Serpentinfelsen, 49 m ü. d. Donau, und der untern Festung am nördlichen Fuß des Felsens, beide mit Raum für 10,000 Mann. Die Stadt (nur eine Hauptstraße mit zwei Vorstädten) wird zur Hälfte von der Donau umflossen, hat 3 Kirchen, darunter die Pfarrkirche St. Georg (mit Grabmälern berühmter Helden aus dem Türkenkrieg), ein Zeughaus mit vielen türkischen Trophäen, ein Militärspital und (1881) 3603 serbische und deutsche Einwohner, welche Getreide-, Wein- und Obstbau, Handel und Gewerbe betreiben. - P., ein Vorort der österreichisch-ungarischen Militärgrenze, wurde 1526 von den Türken erobert, nach den Siegen der Österreicher aber 1687 von ihnen wieder verlassen; ein Jahr später wurden die Festungswerke von den Kaiserlichen gesprengt. Im Frieden zu Passarowitz (21. Juli 1718) verblieb die Stadt dem Kaiser. Besonders berühmt ist P. durch den Sieg, welchen daselbst Prinz Eugen von Savoyen 10. Aug. 1716 über die Türken unter dem Großwesir Damad Ali Pascha erfocht. Im Revolutionskrieg von 1848 und 1849 von den ungarischen Insurgenten besetzt, mußte sich die Festung 6. Sept. 1849 an das kaiserliche Zernierungskorps ergeben. In der Nähe liegt der stark besuchte Wallfahrtsort Mariaschnee.

Péth, Kurort im ungar. Komitat Veszprim, Station der Ungarischen Westbahn, unfern von Stuhlweißenburg, mit einer indifferenten Therme von 23° C.

Peti, Münze, s. Dong.

Petic, früher Name der Stadt Hermosillo (s. d.).

Petilia Policastro, Stadt in der ital. Provinz Catanzaro, Kreis Cotrone, mit (1881) 5234 Einw.

Petillieren (franz., spr. petij-), krachen, knistern; auch schäumen, strudeln, perlen (vom Wein).

Petinet (franz., spr. -nä oder -nett, engl. petty net, "feines Netz"), gazeartig gewirktes, geklöppelten Spitzengrund nachahmendes oder bereits mit ein-^[folgende Seite]