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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Pflaume

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Pflaume

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Pflaster'

Gemisch von Cement und Kies gestellt und nach dem Rammen mit Wasser überspült werden, wodurch eine Erhärtung des Cements eintritt.

Klinkerpflaster wird vorzugsweise in Holland sowie in Oldenburg und andern deutschen Küstenstrichen der Nordsee, neuerdings aber auch in Nordamerika vielfach angewendet. Das Klinkerpflaster jener Länder wird aus Steinen gebildet, welche die Größe kleiner Mauersteine haben. Auch in Österreich (Umgegend von Wien, und Budapest) wird Pflaster aus gebrannten, aber größern Steinen verwendet, Kunstbasalt- oder Keramikpflaster genannt. Zahlreiche deutsche Patente beschäftigen sich mit der Ausbildung besonderer Formen für Pflasterklinker. Das Klinkerpflaster wird auf ein Kies- oder Sandbett, neuerdings auch, um das Versacken einzelner Steine zu verhindern, auf ein flachgelegtes, Unterpflaster oder eine Bretterunterlage mit Kiesüberdeckung gebracht. Die Pflasterklinker, englisch Ironbricks oder Bluebricks genannt, müssen bei sehr hoher Temperatur gebrannt sein, ohne jedoch glasig zu werden; danach ist die Auswahl des Thons beschränkt. Im ganzen eignet sich Klinkerpflaster nur für leichtern Verkehr. Besonders beliebt ist die Verwendung gebrannter Steine zu Fußwegabdeckungen. München und andere süddeutsche Städte verwenden die Großhesseloher (Station bei München) Platten. In Norddeutschland werden glatte oder geriefelte Pflasterklinker (Bezugsquelle Oldenburg und Stettin) oder die hellen geriefelten einfarbigen oder gemusterten Platten von Mettlach, Sinzig, Saargemünd und andern Orten des Rheinlands, von Teplitz, Stettin u. s. w. gewählt. Ein anderes künstliches Pflaster ist das aus Hochofenschlacke (s. d.) und das Metallpflaster (s. d.).

Das Holzpflaster stammt aus Rußland, ist aber vorzugsweise in London ausgebildet und vervollkommnet worden. Die Pflasterklötze werden meist rechteckig geschnitten und mit lotrechter Faserrichtung auf eine gekreuzte Brettunterlage oder besser Cementbeton von 10 bis 20 cm Stärke gestellt. Meist wird Kiefern-, aber auch Tannen- und Buchenholz sowie einige ausländische Holzarten verwendet. Die Klötze dürfen, sofern sie nicht entsprechend imprägniert sind, nicht dicht zusammengeschoben werden, da sonst bei Regen ein Hochquellen, Austreiben des Pflasters vorkommt; man bringt Pappstreifen, Holzleisten oder einen Cement- oder Pechverguß in die Fugen. Die Dauerhaftigkeit wird wesentlich erhöht, wenn die Oberfläche mit Kies oder zerstoßenem Feuerstein (in London üblich) bedeckt wird, der in die Klötze eingefahren wird. Der Vorteil des Holzpflasters liegt in der großen Geräuschlosigkeit; ferner für die Pferde darin, daß es gut greift. Nachteilig ist die große Reparaturbedürftigkeit. Bei Niederschlägen dehnt es sich vermöge seiner Hygroskopicität aus, bei Sonnenschein und Wind trocknet es ein, so daß die Fugen sich öffnen. Die ungleiche Härte der Klötze bewirkt eine ungleichmäßige Abnutzung; die weichen Klötze bilden Vertiefungen, die harten nutzen sich nur an den Kanten ab und bilden Buckel, weshalb neuerdings eine sorgfältige Auswahl der Klötze vorgenommen wird. Gesundheitsschädlich kann Holzpflaster deshalb werden, weil es Infektionsstoffe festzuhalten vermag, sonst sind Nachteile nach dieser Richtung noch nicht bestimmt nachgewiesen worden. An Droschkenständen wird Urin aufgesaugt, der sich auf der Betonunterlage ansammelt, daselbst fault und unter dem Einfluß der Sonnenwärme schädliche Gase entwickelt. ↔ Gemildert werden diese Übelstände durch Imprägnierung der Klötze mit fäulniswidrigen Substanzen. Wo Geräuschlosigkeit und Sauberkeit gefordert wird, giebt man meist der Asphaltstraße (s. d.) den Vorzug vor dem Holzpflaster. Doch ist beim Asphalt die Reparaturbedürftigkeit bei verkehrsreichen Straßen ebenfalls eine große. So hat man in Paris (vgl. H. Freese, Das Holzpflaster in Paris, Berl. 1891) und London in allen Straßen mit starkem Wagenverkehr Holzpflaster eingeführt, während man in Berlin Asphalt vorzieht.

Eisenpflaster ist teuer und geräuschvoll. Ausgedehntere Anwendung fand es nur in Warschau, wo durchbrochene Rostplatten verlegt wurden, deren Hohlräume mit Kies gefüllt sind. Zahlreiche deutsche Patente strebten eine Ausbildung des Eisenpflasters an, aber ohne nennenswerten Erfolg. Die verschiedenen Pflasterungsarten werden außer für Straßen auch für Durchfahrten, Fußböden von Ställen und andern untergeordneten Räumen angewendet.

Die Kosten für Material und Arbeitslohn betragen:

1 qmFußwegpflaster von kleinen runden FeldsteinenM.
2,00‒2,25
1   ʺDammpflaster von gewöhnlichen runden Dammsteinen2,50‒3,00
1   ʺPflaster von geschlagenen Steinen4,50‒5,00
1   ʺPflaster von polygonalen Kopfsteinen6,00‒7,00
1   ʺvon rechteckig behauenen Kopfsteinen7,50‒9,00
1   ʺWürfel- oder Prismenpflaster ohne Verjüngung der Steine, mit Schotterunterbau und Verguß der Fugenetwa 25,00
1   ʺdesgl., aber mit Verjüngung der Steine nach unten16,00‒20,00
1   ʺMosaikpflaster2,20‒2,50
1   ʺdesgl. gemustert4,00‒20,00
1   ʺGranitbordschwellen6,00‒6,50
1   ʺGranitplatten9,00‒9,50
1   ʺHolzpflaster, 13 cm stark, auf 20 cm starker Betonunterlage aus Kies und Cement12,00‒15,00
1   ʺAsphaltpflaster auf Cementbeton-Unterlageetwa 16,00

Vgl. Dietrich, Die Baumaterialien der Steinstraßen (Berl. 1885).

Pflaume, Pflaumenbaum, wichtige, zur Gattung Prunus (s. d.) gehörige Obstgehölze, deren Kultur in das Altertum hineinreicht. Die wichtigern Grundformen unserer zahlreichen Spielarten sind: Prunus insititia L. , Krieche, Haferpflaume oder Spilling, die Urform der echten Damascenen, ein kleiner, oft dorniger Baum mit breit-elliptischen, auf beiden Flächen behaarten Blättern, paarweise stehenden Blüten und runden, schwarzblauen, an behaarten Stielen hängenden Früchten. Prunus italica Borkh. , die Reineclauden mit grünen Früchten; Prunus oeconomica Borkh. ( Prunus domestica L. ), Zwetschenbaum, ursprünglich wohl in Turkestan und im südl. Altai zu Hause, zuerst vor 400 Jahren durch die aus Ungarn und Mähren massenhaft eingeführten getrockneten Früchte bekannt geworden, mäßig hoher Baum mit elliptischen, rundlichen, anfangs auf beiden Flächen behaarten, später glatten Blättern, kahlen Sommertrieben, zu zwei bis drei aus einer Knospe kommenden Blüten auf behaarten Stielen und länglichen, violettblauen Früchten; Prunus cerasifera Ehrh. , Kirschpflaume, nach K. Koch eine Form der in Transkaukasien heimischen Prunus divaricata Ledeb. Sie wird von den ältern Botanikern als Myrobalanus (Mirabella) aufgeführt.

Die zahlreichen Abkömmlinge der Grundformen teilt Lucas in 10 Familien: 1) Rundpflaumen, runde Damascenen; 2) Ovalpflaumen, längliche

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 65.