Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

989

Pharos - Pheidias.

ehemals ein Kartenkönig trug, der als vorzüglich glücklich galt. Dem Bankier, welcher die Höhe des Minimalsatzes (point) zu bestimmen hat, steht eine beliebige Anzahl von Pointeurs (Spielern) gegenüber, denen das Recht zusteht, ihre Einsätze beliebig bis zum Betrag der ganzen Bank zu erhöhen, das letztere mit dem Ausruf: "Va tout!" oder "Va banque!" Der Bankier spielt mit voller französischer Karte, während die Pointeurs jeder nur eine vollständige Blätterfolge, vom As bis zum König (Buch, livret), erhalten. Jener mischt sein Spiel (den Talon), läßt abheben und zeigt die unterste Karte vor, welche nicht gewinnt, während die Spieler inzwischen eine oder mehrere ihrer vor ihnen liegenden Karten besetzen. Nun beginnt das eigentliche Spiel: Der Bankier zieht vom Talon die beiden obersten Karten ab (Abzug, coup) und legt sie nacheinander offen vor sich hin. Alle Sätze der Pointeurs auf solchen Karten, deren Bilder dem des zuerst niedergelegten Blattes, ohne Rücksicht auf Farbe, gleich sind, fallen dem Bankier zu; die Spieler dagegen, welche ein der zweiten Karte gleiches Bild besetzten, haben denselben Betrag von der Bank zu erhalten. Dies Abheben wird so lange fortgesetzt, als der Talon des Bankiers reicht; die Folge der 26 Abzüge heißt Taille. Da, im Fall ein Abzug aus zwei gleichnamigen Karten besteht (Doublet, plié), der Bank die Hälfte des auf dem betreffenden Bild stehenden Satzes zufließt und auch die erste Karte des letzten Abzugs für den Bankier gewinnt, so ist das P. unter allen Hasardspielen für den letztern eins der günstigsten. Durch verschiedene Arten des Umbiegens (Lappé, Paroli etc.) derjenigen Karten, welche Gewinn gemacht haben, wodurch die Besitzer die letztern mit dem ursprünglichen Satze zusammen aufs Spiel setzen, wird das Spiel belebt und die Zahl der Chancen für die Pointeurs erhöht, da dieselben im glücklichen Fall mehrfachen Gewinn zur Folge haben. Das P. ist übrigens verrufen, weil Betrug dabei sehr leicht fällt und thatsächlich oft vorkommt. Vgl. Glücksspiele.

Pharos, im Altertum Insel bei Alexandria in Ägypten, durch einen künstlichen Damm mit der Stadt verbunden, trug seit der Regierung des Ptolemäos Philadelphos den berühmten Leuchtturm, der zu den sieben Wunderwerken der Alten Welt gehörte, und durch den der Name P. später mit Leuchtturm überhaupt gleichbedeutend wurde (s. Alexandria). Derselbe war noch im 12. Jahrh. vorhanden.

Pharsālos (Fersala, früher türk. Tschataldscha), Hauptort einer Eparchie im griech. Nomos Larissa, 42 km südl. von Larissa, an der Eisenbahn Velestino-Kalampaka, Sitz eines griechischen Erzbischofs, mit (1879) 1363 Einw. Daneben auf einer 107 m hohen Anhöhe ein Schloß mit den Trümmern der Akropolis des alten P., einer der reichsten und mächtigsten Städte Thessaliens. Im NW. von P. breitet sich das berühmte Schlachtfeld aus, auf welchem 9. Aug. 48 v. Chr. der Entscheidungskampf zwischen Cäsar und Pompejus ausgefochten wurde.

Pharyngītis (griech.), Entzündung des Schlundkopfes, Rachenkatarrh.

Pharyngognathi, Unterordnung der Fische aus der Ordnung der Knochenfische; s. Fische, S. 298.

Pharyngoskopīe (griech.), Untersuchung des Schlundes mit dem Kehlkopfspiegel.

Pharyngotomīe (griech.), operative Eröffnung des Schlundkopfes.

Pharynx (griech.), Schlundkopf.

Phascolarctĭdae (Beutelbären), Familie der Beuteltiere (s. d.).

Phascolomyidae (Beutelmäuse, Wombate), Familie der Beuteltiere (s. d.).

Phascolŏmys, Wombat.

Phascolotherĭum, s. Beuteltiere.

Phasēlis, im Altertum wichtige Seestadt auf der Ostküste Lykiens, mit drei Häfen, von Doriern gegründet, ward im Seeräuberkrieg durch den Konsul P. Servilius Isauricus um 76 v. Chr. zerstört. Berühmt waren die in P. fabrizierte Rosenessenz und die Phaselen, dort erfundene leichte Segelboote. Ruinen beim heutigen Tekirowa.

Phasen (griech., "Erscheinungen"), in der Astronomie die wechselnden Lichtgestalten des Mondes und einiger Planeten. Am bekanntesten sind die Mondphasen (s. Mond, S. 740); nächst ihnen sind am deutlichsten die schon durch mittelmäßige Fernrohre erkennbaren P. der Venus und des Merkur. Beide Planeten haben ihren hellsten Glanz, wenn sie sichelförmig erscheinen. Mars zeigt nur wenig auffällige P., da der beleuchtete Teil mindestens ⅞ der ganzen Scheibe beträgt. Allgemein sind P. die verschiedenen Stadien einer Erscheinung; so spricht man in der Physik von den verschiedenen P. schwingender Körper u. dgl.

Phaseŏlus L., Pflanzengattung, s. Bohne.

Phaseomannīt, s. v. w. Inosit.

Phasiānus, Fasan; Phasianidae (Fasane), Familie aus der Ordnung der Scharrvögel (s. d.).

Phāsis, im Altertum Stadt in Kolchis, eine Gründung der Milesier, an der Mündung des durch den Argonautenzug berühmt gewordenen Flusses P. (jetzt Rion), der als Grenze zwischen Europa und Asien galt, ein Haupthandels- und Ausfuhrplatz der Kolchier; jetzt Poti. Der Name hat sich in dem der "Fasanen" erhalten, die von dort aus in Europa eingeführt worden sein sollen.

Phaskaceen, Familie der Laubmoose, s. Moose.

Phatagen, s. Schuppentier.

Phayllos, griech. Athlet aus Kroton in Unteritalien, kämpfte bei Salamis und soll, wie ein Epigramm sagt, einmal bei den Pythischen Spielen den Diskos 30 m weit geworfen haben und 17 m weit gesprungen sein. Die Möglichkeit dieses "Phayllossprunges" ist in neuerer Zeit vielfach bezweifelt worden; vielleicht ist er, da die Zuverlässigkeit des Epigramms nicht in Zweifel gezogen werden kann, aus der Zuhilfenahme der Halteren (s. d.) zu erklären, die nach gehöriger Übung dem Springer eine gewaltige Unterstützung boten. Bei den heutigen Turnern gilt ein einfacher Sprung von 7 m als höchstes Maß.

Ph. D. oder Dr., Abkürzung für Philosophiae Doctor, Doktor der Philosophie.

Pheidĭas (Phidias), Sohn des Charmides, der größte Meister der griechischen Plastik, geboren um 500 v. Chr. zu Athen, Schüler des Atheners Hegias und des argivischen Bildhauers Ageladas. Über die Lebensschicksale des P. sind nur sagenhafte Züge erhalten, wonach er von seinen Feinden wegen Unterschleifs des für das Athenebild im Parthenon bestimmten Goldes angeklagt, sich aber gerechtfertigt und dann nach Elis ausgewandert sei, hier jedoch dasselbe Schicksal erlitten habe. Die Zahl der ihm und seiner Schule zugeschriebenen Werke ist eine sehr große. Eigenhändige Arbeiten von ihm besitzen wir nicht; von der durch P. zur höchsten Vollendung gebrachten Technik der Gold-Elfenbeinstatuen ist überhaupt kein Beispiel erhalten. Das eine seiner Hauptwerke war die 438 vollendete Pallas Athene im Parthenon zu Athen. Sie hatte eine Höhe von 26 griechischen Ellen (12 m); Kopf, Arme und Füße waren aus Elfenbein; die Bekleidung und Bewaff-^[folgende Seite]