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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Philipp - Philippeville.

wurden, so verschlangen doch auswärtige Kriege für die Macht des Hauses Habsburg und die Ausrottung des Protestantismus die Einkünfte, und die Niederländer richteten den spanischen Handel zu Grunde, wozu noch der Abfall Portugals, der Krieg mit Frankreich bis 1659 und dem mit diesem verbündeten England sowie langwierige Aufstände in Katalonien und Andalusien kamen. P. starb 17. Sept. 1665.

20) P. V., König von Spanien, Herzog von Anjou, Enkel König Ludwigs XIV. von Frankreich, zweiter Sohn des Dauphins Ludwig, geb. 19. Dez. 1683, wurde von König Karl II. von Spanien 1700 zum Erben aller spanischen Reiche ernannt und bestieg nach Karls II. Tod, 1. Nov. 1700, den spanischen Thron, welchen er im spanischen Erbfolgekrieg gegen Österreichs Ansprüche behauptete. Durch sein Glück aber, das er vorwiegend der Klugheit seines Ministers Puerto Carero verdankte, übermütig gemacht, nahm er blutige Rache an den Ländern seines Reichs, die Partei gegen ihn ergriffen, namentlich an Katalonien, und regierte fortan als Despot. Nach dem Tod seiner ersten Gemahlin, Marie Luise von Savoyen, vermählte er sich 1714 mit Elisabeth von Parma (geb. 1692, gest. 1766), die ihn in Gemeinschaft mit Alberoni völlig beherrschte und, um ihren Kindern, die auf den spanischen Thron keine Aussicht hatten, Herrschaften in Italien zu verschaffen, bereits 1717 in einen Eroberungskrieg gegen Österreich verwickelte, der 1720 infolge der Quadrupelallianz der europäischen Mächte erfolglos endete. Auch das Projekt, durch die Vermählung des Infanten Karl mit Maria Theresia das Erbe der deutschen Habsburger zu erwerben, scheiterte. Nachdem auch die Mauren zur Ruhe gebracht waren, überließ sich P. ganz seiner natürlichen Trägheit, resignierte 16. Jan. 1724 zu gunsten seines Sohns Ludwig und zog sich nach San Ildefonso zurück, übernahm aber nach Ludwigs baldigem Tod im August d. J. die Krone von neuem, worauf er unter dem Einfluß seiner Gemahlin und des Abenteurers Ripperda regierte und gegen Abtretung von Parma und Piacenza an seinen Sohn Karl 1731 die Pragmatische Sanktion anerkannte. Im polnischen Erbfolgekrieg (1733) aber sandte er wieder 30,000 Mann nach Italien, wodurch endlich doch dem Infanten Karl die Krone von Neapel und Sizilien erobert und 1735 zu teil ward. P. starb 9. Juli 1746. Von seinen Söhnen erster Ehe folgte ihm Ferdinand VI. auf dem Thron, diesem Philipps Sohn zweiter Ehe, Karl III. Der jüngste Sohn, Philipp, erhielt 1748 das Herzogtum Parma.

Philipp (Bruder P.), Kartäusermönch des 13. Jahrh., Verfasser eines "Marienlebens", einer vielgelesenen Legende in Versen, die in sehr zahlreichen Handschriften vorhanden ist und auch ins Niederdeutsche übertragen ward (hrsg. von H. Rückert, Quedlinb. 1853). Vgl. J. ^[Joseph] Haupt, Bruder Philipps Marienleben (Wien 1871).

Philipps des Großmütigen, Verdienstorden, großherzoglich hessischer Orden, gestiftet 1. Mai 1840 vom Großherzog Ludwig II. Der Orden hat fünf Klassen: Großkreuze, Komture erster und zweiter Klasse und Ritter erster und zweiter Klasse. Außerdem ist ihm ein silbernes Kreuz affiliiert. Das Ordenszeichen ist ein achteckiges, weiß emailliertes Kreuz mit goldeingefaßtem blauen Mittelschild, der vorn den Ahn des Hauses mit der Devise: "Quis contra nos, si Deus nobiscum", hinten einen schwerttragenden Löwen mit der Umschrift: "Ludovicus II. Magnus Dux Hassiae instituit" zeigt. Die Großkreuze tragen dazu einen achtstrahligen Silberstern mit dem Mittelschild des Kreuzes, die Komture erster Klasse ein silbernes vierarmiges, goldeingefaßtes Kreuz mit dem Mittelschild ohne Devise, außer dem Kreuz um den Hals, die Komture zweiter Klasse nur letzteres; die Ritter erster Klasse das goldeingefaßte Kreuz im Knopfloch, ebenso die zweiter Klasse das silbereingefaßte Kreuz. Das Band ist rot mit blauer Einfassung. S. Tafel "Orden", Fig. 19.

Philipp von Heinsberg, Erzbischof von Köln, geboren um 1130 aus einem angesehenen niederrheinischen Adelsgeschlecht, ward 1156 Domdechant in Köln, zog 1160 mit Erzbischof Reinald nach Italien, ward daselbst vom Kaiser Friedrich I. zu seinem Kanzler ernannt und 1167 nach Reinalds Tod auf Empfehlung des Kaisers zum Erzbischof von Köln erwählt und nach seiner Rückkehr aus Italien 1168 geweiht. Er war fortan ein eifriger Anhänger des Kaisers, für den er mehrere Sendungen an fremde Höfe ausführte, und den er 1174 wieder an der Spitze des Kölner Heerbanns nach Italien begleitete; auch in der Schlacht bei Legnano 1176 kämpfte er mit. Darauf half er den Frieden von Venedig 1177 zwischen Friedrich I. und Alexander III. vermitteln und war dann besonders eifrig thätig bei der Bekämpfung Heinrichs des Löwen, nach dessen Sturz er 1180 für sein Erzstift das Herzogtum Westfalen erhielt. Nachdem er noch durch große Ankäufe das Gebiet seines Stifts bedeutend vergrößert und die Blüte desselben durch Begünstigung der Städte, ihres Handels und Gewerbes befördert hatte, änderte er plötzlich seine Haltung dem Kaiser gegenüber, versöhnte sich mit Heinrich dem Löwen und stellte sich 1187, von der Stadt Köln unterstützt, an die Spitze einer großen klerikalen Verschwörung gegen den Kaiser, deren Pläne jedoch durch den Fall Jerusalems und den Tod des Papstes Urban III. vereitelt wurden. P. mußte sich dem Kaiser unterwerfen und folgte 1190 Heinrich VI. nach Italien, wo er 13. Aug. 1191 vor Neapel starb. Vgl. Keußen, De Philippo Heinsbergensi (Kref. 1856); Peter, Analecta ad historiam Philippi etc. (Berl. 1861); Hecker, Die territoriale Politik des Erzbischofs Philipp I. von Köln (Leipz. 1883).

Philipp von Neri, s. Neri.

Philipper, Brief an die, ein Brief im neutestamentlichen Kanon, welchen der allgemeinen Überlieferung nach 63 oder 64 Paulus in Rom während seiner Gefangenschaft schrieb. Durch eine dem Apostel von den Philippern gesandte Geldunterstützung veranlaßt, ist er vor allen andern Paulinischen Briefen reich an herzlichen Ergüssen, der "brieflichste der Briefe", gleichwohl nicht über alle Verdachtsgründe erhaben. Vgl. Holsten in den "Jahrbüchern für protest. Theologie" 1875 und 1876; dagegen: P. W. Schmidt, Neutestamentliche Hyperkritik (Berl. 1880).

Philippeville (spr. filippwil), 1) Hauptstadt eines Arrondissements und ehemalige Festung in der belg. Provinz Namur, an einer Zweigbahn der Eisenbahn von Charleroi nach Mézières, mit höherer Knabenschule und (1887) 1437 Einw.; in der Umgegend Eisengruben und Bleibergwerke. P. entstand aus dem zur Grafschaft Hennegau gehörigen Flecken Corbigny, den Karls V. Schwester Maria von Österreich 1555 befestigen ließ und nach ihrem Neffen Philipp II. benannte. Im Pyrenäischen Frieden wurde es 1659 an Frankreich abgetreten; 1814 von den Alliierten eingenommen und im zweiten Pariser Frieden dem Königreich der Niederlande einverleibt, kam es 1831 mit zu Belgien. Die Festungswerke sind geschleift worden. - 2) Arrondissementshauptstadt in Algerien, Departement Konstantine, an einer