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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pichincha; Pichler

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Pichincha - Pichler.

mit Georges Cadoudal den Plan, den Ersten Konsul zu ermorden. Verkleidet begaben sich beide 1804 nach Paris, wo P. mit Moreau Verbindungen anknüpfte, 28. Febr. aber verhaftet wurde. Ehe sein Prozeß zur Entscheidung kam, fand man ihn 5. April 1804 in seinem Kerker im Temple erdrosselt, vielleicht von seiner eignen Hand oder auf Bonapartes Befehl. 1816 wurde ihm in Arbois eine Statue errichtet. Vgl. Montgaillard, Mémoire concernant la trahison de P. dans les années III, IV, V (Par. 1804); Gassier, Vie du général P. (das. 1814); Pierret, P. (das. 1826); Vouziers, P. (Dôle 1870).

Pichincha (spr. pitschinntscha), Provinz im südamerikan. Staat Ecuador, umfaßt die Hochebene von Quito (2850 m) und die beiden Abhänge der Kordilleren und hat ein Areal von 21,500 qkm (390,5 QM.). Die Hochebene ist waldlos, aber durch den Guaillabamba (Quellfluß des Esmeraldas) reich bewässert und im westlichen Teil ungemein fruchtbar. Die Bevölkerung zählt (1878) 120,280 Seelen. Angebaut werden namentlich Mais, die europäischen Getreidearten, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und in den heißen Thälern auch Zuckerrohr. Die Industrie beschränkt sich fast auf Herstellung von Wollen- und Baumwollstoffen sowie Strohhüten. Hauptstadt ist Quito (s. d.). Ihren Namen hat die Provinz vom Vulkan P. in der westlichen Kordillere, nordwestlich von Quito, mit fünf Gipfeln, deren höchster 4787 m Höhe erreicht; er wurde 1870 von Stübel erstiegen.

Pichler, 1) Anton, Steinschneider, geb. 12. April 1697 zu Brixen, bildete sich in Neapel und lebte seit 1743 zu Rom, wo er 14. Sept. 1779 starb. Von seinen Gemmen sind die hervorragendsten: Antigone und Ismene vor dem Tempel der Furien, dem Vater die Rückkehr nach Theben ratend (ein großer Onyx), und Priamos zu den Füßen des Achilleus (nach eigner Erfindung); eine große Büste von Homer (s. Tafel "Gemmen und Kameen", Fig. 29); der Kopf des Julius Cäsar; Meleager, nach der Statue im Vatikan; das Bacchanal des Michelangelo, dessen Siegelring genannt. Vgl. Rollett, Die drei Meister der Gemmoglyptik: Antonio, Giovanni und Luigi P. (Wien 1874).

2) Giovanni (Johann), Steinschneider, Sohn des vorigen, geb. 1. Jan. 1734 zu Neapel, bildete sich unter seinem Vater und nach der Antike und schnitt schon im 15. Jahr einen Herkules im Kampf mit dem nemeischen Löwen, der allgemeine Bewunderung erregte. Er starb 25. Jan. 1791 in Rom. Seine Gemmen, sowohl vertieft als erhaben geschnitten, sind von ausgezeichneter Reinheit und Schärfe (s. Tafel "Gemmen und Kameen", Fig. 21 u. 28). Auch in der Pastellmalerei leistete er Gutes.

3) Ludwig (Luigi), Steinschneider, Bruder und Schüler des vorigen, geb. 31. Jan. 1773 zu Rom, erlangte gleichfalls bald großen Ruf, besuchte Wien, wo er 1818 als Professor der Graveurkunst angestellt wurde, und wo er im Auftrag des Kaisers Franz die kostbarsten Gemmen des k. k. Antikenkabinetts als Geschenk für den Papst in Glaspasten nachbildete. Seine ungemein zahlreichen Arbeiten (fast ausschließlich Intaglien) kommen denen seines Bruders nahe. Um 1850 kehrte er nach Rom zurück, wo er 13. März 1854 starb. - Auch Johann Joseph (Giuseppe) P., Stiefbruder der beiden vorigen, geboren um 1760 zu Rom, war ein geschickter Edelsteinschneider.

4) Johann Peter, Kupferstecher, geb. 13. Mai 1765 zu Bozen, bildete sich in Wien und hielt sich sodann zur Ausführung mehrerer Platten für die in Dessau neu errichtete Chalkographische Gesellschaft längere Zeit in Dresden auf und wirkte daselbst als Professor der Schabkunst; er starb 18. März 1806 in Wien. P. hat eine bedeutende Anzahl von schönen Blättern geliefert, wie Magdalena und Johannes nach Battoni, die fliehende Myrrha nach Poussin, Venus nach Tizian, Omphale nach Domenichino u. a.

5) Karoline, Romanschriftstellerin, geb. 7. Sept. 1769 zu Wien, erhielt im Haus ihres Vaters, des Hofrats v. Greiner, eine sehr sorgfältige Erziehung, verheiratet sich 1796 mit dem nachherigen Regierungsrat Andreas Pichler und trat seit 1800 als Schriftstellerin mit zahlreichen Romanen und einzelnen dramatischen Versuchen auf. Von ihren Romanen fanden "Agathokles" (Wien 1808, 3 Bde.), "Frauenwürde" (das. 1808, 4 Bde.), "Die Belagerung Wiens" (das. 1824, 3 Bde.), von ihren kleinern Erzählungen "Das Schloß im Gebirge", "Der schwarze Fritz" den meisten Beifall. Nicht ohne Erzählertalent und eine gewisse Würde, war P. als Schriftstellerin doch zu sehr in den Anschauungen ihrer Umgebung befangen und konnte daher weder tiefere Konflikte und Charaktere darstellen, noch überall die redselige Breite der altwienerischen Belletristik vermeiden. Sie starb 9. Juli 1843 in Wien. Ihre "Sämtlichen Werke" erschienen Wien 1820-45, 60 Bde. An sie schlossen sich ihre "Denkwürdigkeiten", herausgegeben von F. Wolf (Wien 1844, 4 Bde.).

6) Adolf, Dichter und Naturforscher, geb. 4. Sept. 1819 zu Erl in Tirol, studierte zu Innsbruck und Wien Medizin und Naturwissenschaften und trat als Dichter zuerst mit seinen "Frühliedern aus Tirol" (Innsbr. 1846) hoffnungerweckend vor die Öffentlichkeit. Als 1848 die Grenzen Tirols von Italien her bedroht waren, eilte er unter die Fahnen der Freiwilligen, welche auch der alte Haspinger begleitete, nahm an einigen Gefechten tapfern Anteil und erhielt nach der Heimkehr vom Kaiser den Orden der Eisernen Krone, infolgedessen ihm später (1877) der Adel mit dem Prädikat "von Rautenkar" verliehen wurde. 1849 ward er Gymnasiallehrer zu Innsbruck. P. veröffentlichte demnächst eine wertvolle litterargeschichtliche Abhandlung: "Das Drama des Mittelalters in Tirol" (Innsbr. 1850), und bewährte seine poetische Kraft in den "Gedichten" (das. 1853) und "Hymnen" (2. Aufl., Nürnb. 1857). 1867 wurde er an der Universität Professor für Mineralogie und Geologie. Von seinen Schriften sind noch anzuführen: "Aus den Tiroler Bergen" (Münch. 1862), Schilderungen von Land und Leuten; "Allerlei Geschichten aus Tirol" (Jena 1867), welche ein schönes novellistisches Talent bekunden; die Trauerspiele: "Die Tarquinier" (1860) und "Rodrigo" (1862) sowie "Epigramme" (1865), dann: "In Lieb' und Haß", Elegien und Epigramme (Gera 1869); ferner: "Deutsche Tage", Zeitgedichte aus Tirol (Berl. 1870); "Marksteine", erzählende Dichtungen (Gera 1874); "Zu Litteratur und Kunst", Epigramme (Innsbr. 1879), und die Dichtung "Fra Serafico" (das. 1879), dann "Vorwinter" (Gera 1885). Auf wissenschaftlichem Gebiet sind besonders Pichlers "Beiträge zur Geognosie Tirols" (in der "Zeitschrift des Ferdinandeums", Innsbr. 1862) und "Zur Geognosie der Alpen" (das. 1867) sowie zahlreiche Beiträge in Fachschriften zu erwähnen. Publizistisch ist er im deutschen Sinn thätig.

7) Aloys, kathol. Kirchenschriftsteller, geb. 1833 zu Burgkirchen in Oberbayern, trat 1859 in den Priesterstand, promovierte 1861 zu München als Doktor der Theologie und erhielt, nachdem er als Anhänger Döllingers mit dem erzbischöflichen Ordinariat in Konflikt geraten war, 1868 einen Ruf als kaiserlicher Bibliothekar nach Petersburg. Diesem folgte er,