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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pictor - Piemonte.

des Religionskultus sowie eigne Verwaltung der das ererbte Gemeingut betreffenden öffentlichen Anstalten. 1802 ward er Mitglied des Tribunats, 1803 Sekretär dieser Behörde, 1807 einer der 15 Generalinspektoren des öffentlichen Unterrichts. Nach der Restauration widmete er sich ausschließlich den Wissenschaften, namentlich dem Studium der Meteorologie, in dessen Interesse er ein Observatorium auf dem Großen St. Bernhard gründete; starb 19. April 1825 in Genf. Sein sehr bedeutendes Kabinett der Experimentalphysik ward dem Genfer Museum einverleibt.

2) Adolphe, Gelehrter, geb. 11. Sept. 1799 zu Genf, durch Arbeiten auf dem Gebiet der vergleichenden Sprachforschung verdient, starb 20. Dez. 1875 in seiner Vaterstadt. Die bedeutendsten seiner Werke sind: "De l'affinité des langues celtiques avec le Sanscrit" (1837), "Du beau dans la nature" (2. Aufl. 1875) und "Les origines indo-européennes ou les Aryas primitifs" (2. Aufl. 1878, 3 Bde.).

3) François Jules P. de la Rive, Naturforscher, Vetter des vorigen, geb. 27. Sept. 1809 zu Genf, war daselbst seit 1835 Professor der Zoologie und Anatomie und starb 15. März 1872. Er schrieb: "Histoire naturelle des insectes névroptères" (Genf 1841-43, 2 Bde.); "Traité de paléontologie" (2. Aufl., Par. 1853-57, 4 Bde.); "Description des mollusques fossiles dans les environs de Genève" (das. 1847-51, 3 Bde.); "Les poissons fossiles du mont Liban" (das. 1850; "Nouvelles recherches", 1866); "Mélanges paléontologiques" (das. 1863-1867). Vgl. Soret, François Jules P. (Genf 1872).

Pictor (lat.), Maler.

Pictou (spr. piktu), Stadt mit vorzüglichem Seehafen an der Nordküste der britisch-amerikan. Provinz Neuschottland, mit (1881) 3403 Einw. Dabei Kohlen- und Eisengruben.

Pictura (lat.), Gemälde, Bild, auch Stickerei.

Pictus (lat.), gemalt, gestickt.

Picŭlus, s. Spechte.

Picumnus, röm. Gottheit, s. Pilumnus.

Picus, s. Spechte; Picidae (Spechte), Familie aus der Ordnung der Klettervögel.

Picus, bei den Römern ein Walddämon und ländlicher Schutzgeist, wie der gleichartige Faunus die Quellen liebend und weissagerischen Geistes, auch als Dämon des Ackerbaues, namentlich des Düngens, verehrt. In der Sage der Laurenter erscheint er als König und streitbarer Held, Sohn des Saturnus. Kirke, deren Liebe er verschmähte, verwandelte ihn in einen Specht (picus).

Piderit, Theodor, Schriftsteller, geb. 15. Sept. 1826 zu Detmold, studierte seit 1846 in Göttingen, Heidelberg und Berlin Medizin und begab sich 1850, durch die politischen Verhältnisse vertrieben, nach Valparaiso, wo er lange Jahre die medizinische Praxis ausübte. Seit 1863 lebt er in seiner Vaterstadt als Schriftsteller. Als solcher hat er namentlich auf dem Gebiet der Mimik und Physiognomik durch seine Schriften: "Grundsätze der Mimik und Physiognomik" (Braunschw. 1858) und "Mimik und Physiognomik" (2. Aufl., Detm. 1886) in bahnbrechender Weise gewirkt (s. Mimik). Außerdem veröffentlichte er: "Gehirn und Geist" (Leipz. 1863), "Die Theorie des Glücks" (das. 1867) sowie mehrere schönwissenschaftliche Werke: "Kuriose Geschichten" (Berl. 1872); "Mister Williamsman", Lustspiel (Leipz. 1875); die Schauspiele: "Schön Rotraut" (Detm. 1874) und "Charlotte von Wolfenbüttel" (Leipz. 1876); "Die Städinger", Trauerspiel (letztere drei gesammelt als "Bühnendichtungen", 2. Aufl., Norden 1882).

Pie (engl., spr. pei), s. v. w. Pastete.

Pie (spr. pei, Mehrzahl: Pice), Rechnungsgeld in Ostindien, = 1/12 Anna = 1 Pfennig.

Pié ("Fuß"), altes span. Längenmaß, = 0,28 m.

Pièce (franz., spr. pjähs), ein Stück, insofern es etwas für sich Bestehendes oder selbständiger Teil eines Ganzen ist, z. B. ein Musik-, Schrift-, Bühnenstück; ein Gericht als Teil einer Mahlzeit; ein Gemach als Teil einer Wohnung. P. à tiroir, s. v. w. Schubladenstück (s. d.); P. à jambes, Bühnenstück; worin das Ballett die Hauptsache; P. de résistance, s. v. w. Grosse pièce (s. d.), dann übertragen Bezeichnung für etwas, das geeignet ist, eine Art Widerstand zu leisten, insbesondere für einen bombastischen, langweiligen Leitartikel.

Pièces rustiques (franz., spr. pjähß rüstihk), bei den Sammlern übliche Bezeichnung der Arbeiten des französischen Kunsttöpfers Palissy (s. d.).

Piécette (franz., spr. pjeßett), Diminutiv von pièce (s. d.); dann Bezeichnung für den span. Goldpiaster oder Escudillo de oro, = 4,3672-4,1294 Mark.

Pied (franz., spr. pjeh), Fuß.

Pied-à-terre (franz., spr. pjetatähr), Absteigequartier, Landhäuschen eines Städters.

Piēdecuésta, Stadt im Departement Santander der südamerikan. Republik Kolumbien, am Rio de Oro, 1009 m ü. M., hat eine Universität, ein Theater und (1870) 9015 Einw., Fabrikation von Strohhüten, Zigarren und Zuckerwerk sowie Anbau von Tabak, Kakao, Indigo und Baumwolle.

Piēdestal (franz.), "Fußgestell" für Vasen, Säulen, Kandelaber, Bildsäulen, meist nur aus einem einfachen Würfel oder Cylinder ohne Kranz- und Fußgesims bestehend (vgl. Postament).

Piēdimónte d'Alife, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Caserta, am Fuß des Matesegebirges, mit Schloß, Seminar, lebhafter Industrie in Baumwoll-, Woll- und Leinenwaren, Weinbau, Handel und (1881) 5935 Einw.

Piēdra-Blanca (eigentlich San José), Stadt in der Argentin. Republik, Provinz Catamarca, am nördlichen Ende des fruchtbaren Thals de las Chacras, hat Zucker- und Kornmühlen, Ausfuhr von Apfelsinen und Feigen und (1882) 6000 Einw.

Piedras Negras, Grenzort im mexikan. Staat Coahuila, am Rio Grande, mit Zollhaus und 2500 Einw.

Piekar (Deutsch-P.), Dorf im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Beuthen, hat eine kath. Pfarrkirche, bedeutenden Bergbau auf Galmei, Zinkblende, Bleierz u. Eisen, Kalköfen u. (1885) 4054 fast nur kath. Einw.

Piëmont (ital. Piemonte, franz. Piémont, v. lat. Pedemontium), ehemaliges Fürstentum in Oberitalien, bis 1859 zum Königreich Sardinien gehörig und den vorzüglichsten Teil desselben bildend, gegenwärtig eine Landschaft (compartimento) des Königreichs Italien, grenzt gegen N. an die Schweiz, gegen O. an die Lombardei, gegen S. an Ligurien und Frankreich, gegen W. an Frankreich und umfaßt die vier Provinzen: Turin, Cuneo, Alessandria und Novara, mit einem Flächenraum von 29,349, nach Strelbitsky 29,494 qkm (535,7 QM.) und (1881) 3,070,250 Einw. Seinen Namen hat P. von der Lage am Fuß der Berge (Alpen). (Näheres s. unter den einzelnen Provinzen und Italien.) - P. umfaßt verschiedene alte Markgrafschaften und Grafschaften; während der französischen Herrschaft (1797-1814) war es Frankreich einverleibt, nach dem Sturz Napoleons I. kam es zum Königreich Sardinien (s. d.).

Piëmonte, Ackerbaukolonie im südamerikan. Staat Uruguay, Departement Colonia, 1857 im Waldensee ^[richtig: von Waldensern]