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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Pinksalz - Pinus.

Pinksalz, s. Zinnchlorid.

Pinna (lat.), Feder, Flügel, Flosse; in der Botanik s. v. w. Fieder, Fiederblättchen (s. Blatt, S. 1015).

Pinnāta (lat., sc. mammalia), Flossensäugetiere, nach Burmeister die dritte Hauptabteilung der Säugetiere, umfaßt die Ordnungen der Robben (Pinnipedia) und Wale (Natantia).

Pinnātus (lat.), s. v. w. gefiedert; s. Blatt, S. 1015.

Pinne, s. v. w. Pinna (s. d.); dann ein kleiner, spitzer Stab oder Stift zu verschiedenen Zwecken; auf Schiffen der hölzerne oder eiserne Hebelarm, mittels dessen das Steuerruder bewegt wird (s. Steuer); im Kompaß der Stift, auf welchen sich die Magnetnadel dreht, etc.

Pinne, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Posen, Kreis Samter, an der Eisenbahn P.-Rokietnica der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, 2 Dampfschneidemühlen und (1885) 2223 meist kath. Einwohner.

Pinneberg, Kreisstadt in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, an der Pinnau und der Linie Altona-Kiel der Preußischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, 2 mechanische Roßhaarspinnereien und -Webereien, Fabrikation von Eisenblechwaren, Posamentier- und Goldwaren, Tabak, Zigarren, Bier, Essig und Branntwein und (1885) 3286 meist evang. Einwohner. Die Herrschaft P. gehörte bis 1640 einem Zweig der Grafen von Holstein aus dem Hause Schauenburg.

Pinnipedĭa, s. v. w. Robben.

Pinnotheres, s. Krabben.

Pinolīn, s. Harzöl.

Pinos (Isla de P., Fichteninsel), spanisch-westind. Insel an der Südküste von Cuba, 1494 von Colombo entdeckt, 3138 qkm (58 QM.) groß mit 2200 Einw., teils eben und sumpfig, teils hügelig (Pico la Daguilla, 467 m), mit Korallenriffen umsäumt, hat schöne Viehweiden und Waldungen (viel Zedern und Acajouholz), Silber, Quecksilber und Eisen. Hauptort ist Nueva Gerona auf der Nordküste; Santa Fé im Innern hat besuchte Thermen.

Pinos, Bergstadt im mexikan. Staat Zacatecas, am Ostabhang des 2990 m hohen Cerro de Candelaria, 2370 m ü. M., mit Gold- und Silbergruben, Amalgamierwerk und 3500 Einw.

Pinos-Puénte, Badeort mit warmen Schwefelquellen in der span. Provinz Granada, an der Eisenbahn Granada-Bobadilla, mit (1878) 4273 Einw.

Pinscher, s. Hund, S. 800.

Pinsel, Werkzeug zum Auftragen von Farben, Lack, Firnis, Leim u. dgl. Die kleinsten P. (Haar- oder Malerpinsel) werden aus Menschen-, Biber-, Fischotter-, Zobel-, Fuchs-, Dachs-, Marder-, Eichhörnchenhaaren gefertigt. Zobelhaare dienen besonders zu den ganz feinen Miniaturpinseln, mit denen man auf Pergament und Elfenbein malt. Die stärkern Maler- oder Vergolderpinsel sind von Dachshaaren, daher Dachspinsel. Größer sind die Borstenpinsel, von Schweineborsten gefertigt. Verhältnismäßig steifere Haare oder Borsten haben die Ölpinsel, womit Ölfarben aufgetragen werden. Größere P. von weichen Haaren für Vergolder und Lackierer sind die Lackiererpinsel. - In der Jägersprache heißt P. der Haarbüschel an der Ausmündung der Brunftrute der Hirsche, Keiler und Rehböcke. Bei letztern ist derselbe besonders sichtbar und dient zur Erkennung, wenn das Gehörn abgeworfen ist.

Pinselaffe, s. Seidenaffe.

Pinselblau, s. Zeugdruckerei.

Pinselgras, s. Pennisetum.

Pinselschimmel, s. Penicillium.

Pinsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Minsk, an der Mündung des Strumen in die Pina, in einer weiten Sumpfebene, an der Eisenbahn Shabinka-Homel, hat eine Realschule (ehemaliges Jesuitenkollegium), ansehnliche Juftenfabrikation, bedeutenden Transithandel (infolge der günstigen Lage der Stadt an der schiffbaren Pina, die P. mit den kornreichen Gouvernements Rußlands sowie mit Polen und Preußen verbindet), besuchte Jahrmärkte und (1885) 26,251 Einw. (⅔ Juden). Die Trockenlegung der Sümpfe von P., welche 87,000 qkm einnehmen, wurde 1875 von der Regierung in Angriff genommen. P. wird schon 1097 erwähnt.

Pinte, altfranz. Maß für Flüssigkeiten, bisweilen auch für trockne Waren, jetzt noch im französischen Westindien, Haïti etc. gebräuchlich, gesetzlich = 0,931 Lit., im Großhandel = 0,951 L.; in Großbritannien und den Vereinigten Staaten Getreide- und Flüssigkeitsmaß, = ⅛ Gallon.

Pinto, portug. Münze, s. Cruzado.

Pintschew (poln. Pinczow), Stadt im russisch-poln. Gouvernement Kjelzy, an der Nida (Nebenfluß der Weichsel), mit Progymnasium und (1885) 6607 Einw. (meist Juden). In der Nähe Kalk- und Sandsteinbrüche. Hier 1702 Gefecht zwischen den (siegenden) Schweden und den Polen und Sachsen.

Pinturicchio (spr. -rickjo, eigentlich Bernardino di Betto Bagio), ital. Maler, geboren gegen 1454 zu Perugia, lernte daselbst bei Fiorenzo di Lorenzo, ging 1483 mit Perugino nach Rom und half diesem an den Wandmalereien der Sixtinischen Kapelle. Ferner malte er daselbst in Santa Maria del Popolo, in der Kirche Araceli (aus dem Leben des heil. Bernhardin) u. a. O., namentlich aber im Vatikan sechs Säle, wovon fünf noch im ursprünglichen Zustand sind. Letztere umfangreichen Fresken, an denen auch Gehilfen thätig waren, vollendete er zwischen 1496 und 1498. Später hielt er sich wieder in Umbrien auf, wo er in Perugia, Orvieto, Spoleto und Spello malte. Im J. 1502 ging er auf Einladung des Kardinals Francesco Piccolomini nach Siena, wo er zehn Wandbilder in der Dombibliothek ausführte, die sich auf Gegenstände aus der Geschichte Pius' II. beziehen, und die Decke des Raums mit Arabesken und mythologischen Darstellungen schmückte. Diese Gemälde, die vortrefflich erhalten sind, bilden sein Hauptwerk. Ende 1507 oder Anfang 1508 verließ er Siena, kam aber 1509 dorthin zurück und starb 11. Dez. 1513 daselbst. Der Schwerpunkt seiner Thätigkeit liegt in der Freskomalerei, insbesondere nach der dekorativen Seite und der Ornamentik, welche er reizvoll auszubilden wußte. Staffeleibilder von ihm sind selten; sie finden sich, durchweg in Tempera ausgeführt, in Siena, Florenz, Rom (Krönung Mariä im Vatikan), Neapel, Perugia, Berlin, Mailand, London etc. Pinturicchios Stil ist wesentlich von Perugino bedingt, ohne jedoch eine gleiche Innerlichkeit zu erreichen. Sein Leben beschrieb Vermiglioli (Perugia 1837), Vgl. Schmarsow, Raffael und P. in Siena (Stuttg. 1880); Derselbe, Bern. P. in Rom (das. 1882).

Pinus (lat.), Gattung der Abietineen, umfaßt im ältern Sinn (L.) sämtliche Abietineen, also von den bei uns heimischen Bäumen Kiefer, Fichte, Tanne, Lärche etc. Später wurde die Gattung geteilt, indem man zu P. nur die Kiefern rechnete, zu Abies die Weißtanne und Fichte, zu Larix die Lärche. Andre haben auch Abies in zwei oder mehrere Gattungen geteilt und verstehen wie die alten Römer unter Abies nur die Weißtanne, während sie die Fichte zu Picea rechnen; andre wieder stellen nach Linné unter Abies die Fichten, unter Picea die Tannen.