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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Pirnatza; Pirnitz; Pirogen; Piroggen; Pirogow; Pirol; Piron; Pirophorum; Piroski; Pirot; Pirotschanaz; Pirouette

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Pirnatza - Pirouette.

Pirnatza (Dipotamo), Fluß im griech. Nomos Messenien (Morea), der Pamisos der Alten, als dessen Hauptquelle der See beim Dorf Skala gilt, 126 km nördlich von seiner Mündung. Er nimmt von links den Mavrozumeno auf und mündet in den Meerbusen von Koron. Bis Nisi ist er (der einzige unter allen griechischen Flüssen) schiffbar.

Pirnitz (tschech. Brtnice), Marktflecken in der mähr. Bezirkshauptmannschaft Iglau, hat ein fürstlich Collaltosches Schloß (mit großer Bibliothek und Archiv), Strickereifabriken und (1880) 3162 Einw.

Pirogen, die größern, meist nur mit Rudern ausgerüsteten Fahrzeuge der Wilden in Südamerika, welche bisweilen 50 Menschen fassen; sie bestehen aus einem ausgehöhlten Baumstamm oder aus einem hölzernen Gerippe und sind mit rauhen Tierfellen oder mit Baumrinde überzogen. Die kleinen Fahrzeuge dieser Art heißen Kanoes. Oft sind zwei P. oder Kanoes durch Querhölzer fest verbunden (Doppelpirogen und Doppelkanoes).

Piroggen, russ. Nationalgericht: Pasteten aus Hefen-, Nudel- oder Blätterteig mit einer Füllung von Fisch, Eiern, Fleisch, Sauerkraut, Pilzen etc.

Pirogow, Nikolaus, Arzt, geb. 13. Nov. 1810, wurde 1837 Professor der Chirurgie und pathologischen Anatomie in Dorpat, 1841 Professor der Chirurgie an der Petersburger medizinisch-chirurgischen Akademie, war 1847 Kriegschirurg im Kaukasus, 1854 in der Krim. Später war er Kurator des Odessaer und des Kiewer Lehrbezirks, zog sich dann auf sein Gut Winitza in Podolien zurück und starb 7. (18.) Dez. 1881 in Petersburg. Er schrieb: "Topographische Anatomie des menschlichen Körpers, mit Durchschnitten gefrorner Kadaver illustriert" (Petersb. 1859); "Chirurgische Anatomie der Arterienstämme und Fascien" (Leipz. 1861); "Grundzüge der allgemeinen Kriegschirurgie" (das. 1864); "Das Kriegssanitätswesen und die Privathilfe auf dem Kriegsschauplatz in Bulgarien 1877-78" (deutsch von Roth und Schmidt, das. 1882); auch Pädagogisches.

Pirol (Oriolus L.), Gattung aus der Ordnung der Sperlingsvogel und der Familie der Pirole (Oriolidae), Vögel mit kräftigem, fast kegelförmigem, auf der Firste seicht gebogenem, mit der Spitze wenig überragendem Ober- und beinahe gleich starkem Unterschnabel, langen, ziemlich spitzigen Flügeln, von deren Schwingen die dritte am längsten ist, mittellangem, gerade abgeschnittenem Schwanz und kurzläufigen Füßen. Der P. (Kirschvogel, Golddrossel, Pfingstvogel, Bülow, Bieresel, Schulz von Milo, Berolft, Weihrauch, O. galbula L., s. Tafel "Sperlingsvögel II") ist 25 cm lang, 45 cm breit, hochgelb, mit schwarzen Zügeln, Flügeln und Schwanz, einem gelben Fleck an den Wurzeln der Schwungfedern und den Spitzen der Steuerfedern. Das Weibchen und die Jungen sind oben zeisiggrün, unten weißlich und schwarz gestrichelt; das Auge ist karminrot, der Schnabel schmutzig rot, die Füße sind bleigrau. Der P. bewohnt fast ganz Europa, mit Ausnahme des höchsten Nordens, und Mittelasien, geht im Winter bis Madagaskar, weilt bei uns nur von Pfingsten bis August, bewohnt besonders Laubwälder der Ebene, zumal Feldgehölze aus Eichen und Birken, und erscheint auch in den Gärten. Er ist scheu, wild und unstet, mutig und zänkisch; fast immer hält er sich in den dichtest belaubten Bäumen auf und läßt seine laute, wohlklingende Stimme, an der die wunderlichen Deutungen sich versucht haben, fleißig erschallen. Das Nest hängt meist hoch in der Gabel eines schlanken Astes und enthält 4-5 rötlichweiße, aschgrau und rötlich schwarzbraun gefleckte Eier (s. Tafel "Eier I"), welche Männchen und Weibchen in 14-15 Tagen ausbrüten. Der P. nährt sich von Raupen, Schmetterlingen, Würmern, Kirschen, Beeren etc. und hält in der Gefangenschaft nur bei sehr guter Pflege aus.

Piron (spr. -óng), Alexis, franz. Dichter, geb. 9. Juli 1689 zu Dijon, war der Sohn des als Dichter im burgundischen Dialekt bekannten Apothekers Aimé P. (gest. 1727), studierte zu Dijon die Rechte, wandte sich 1719 nach Paris und schrieb für die Bühne eine Anzahl Stücke (komische Opern, Komödien und Tragödien), von denen allein das durch Form und Inhalt gleich ausgezeichnete Lustspiel "La métromanie" (1738) einen bis heute andauernden Erfolg errungen hat. Äußerst gefürchtet war er als Verfasser von geist- und witzsprühenden, oft recht boshaften Epigrammen; gegen die Akademie, zu welcher er, trotz seiner Wahl, auf Befehl Ludwigs XV. wegen einer unmoralischen Ode aus seiner Jugendzeit nicht zugelassen wurde, ist seine bekannte Grabschrift gerichtet:

^[Liste]

"Ci-gît Piron, qui n'était rien,

Ni même Académicien".

Er starb 21. Jan. 1773. Außer Einzelausgaben seiner "Poésies diverses", "Poésies badines", "Chansons", "Théâtre" etc. gibt es eine Hauptausgabe seiner Werke von Rigoley de Juvigny (Par. 1776, 7 Bde., u. 1800, 9 Bde.); eine Ergänzung ist die Herausgabe der "Oeuvres inédites" von Bonhomme (1859), der auch "Poésies choisies et pièces inédites de P." (1879) herausgab.

Pirophorum (lat.), s. Birnbaum.

Piroski, poln. Nationalgericht: in Schmalz gebackene Semmelklöße mit Rahmkäse, Korinthen etc.

Pirot, Kreishauptstadt im Königreich Serbien, an der Nischawa und der Eisenbahn Nisch-Zaribrod, mit 2 Kirchen, Progymnasium und (1881) 8832 Einw., Sitz sehr blühender Webindustrie, besonders Teppichfabrikation. Im 4. Jahrh. war hier die römische Station Turres. Im 11. Jahrh. erwähnt der arabische Geograph Edrisi eine Stadt Atrunia, und erst im 14. Jahrh. taucht der jetzige Name auf. Die Türken nannten P. Schartschoj. 1443 wurde P. von dem serbischen Despoten Georg Brankowitsch erobert und 16. Dez. 1877 von den serbischen Truppen besetzt. Der Kreis P. umfaßt 2612 qkm (47,4 QM.) mit (1886) 80,309 Einw.

Pirotschanaz, Milan, serb. Minister, geb. 7. Jan. 1837 zu Jagodina, machte seine juristischen und staatsrechtlichen Studien in Paris, trat 1867 in das von J. Garaschanin verwaltete Ministerium des Äußern als Sektionschef ein und ward 1873 Deputierter zur Skuptschina, in der er sich durch Rednertalent und Rechtssinn auszeichnete. Hierauf wurde er Mitglied des obersten Gerichtshofs und trat 1874 als Minister des Auswärtigen in das Kabinett Zumitsch. Nach dessen Rücktritt gehörte er zu den Führern der sogen. fortschrittlichen, durch das Organ "Widelo" repräsentierten Opposition und ward, nach dem Ristitsch auf Andrängen Österreichs seine Entlassung genommen, 31. Okt. 1880 zum Ministerpräsidenten ernannt. Er brachte in der Frage der Eisenbahnen und des Handelsvertrags 1881 auch ein Einvernehmen mit Österreich-Ungarn zu stande, nahm aber 1883 wegen des Aufstandes der Radikalen seine Entlassung.

Pirouette (franz., spr. piru-), Drehrädchen, Kreisel; in der Tanzkunst das schnelle Umdrehen auf Einem Fuß; in der Reitkunst s. v. w. Drehschwung,